Die Deutsche Telekom will im Großteil der Lahrer Kernstadt sowie in drei Stadtteilen Breitband verlegen. Foto: Maier

Gute Nachrichten für den Breitbandausbau in Lahr: Gleich drei Telekommunikationsunternehmen wollen in den kommenden Monaten Teile des Stadtgebiets auf eigene Kosten mit Glasfaser erschließen oder haben ihr Interesse daran signalisiert. Dagegen gibt’s Probleme beim staatlich geförderten Ausbau.

Nach der Entscheidung der Deutschen Glasfaser im Frühjahr, aus dem eigenwirtschaftlichen Ausbau auszusteigen, wird die Deutsche Telekom nun einen Großteil der Kernstadt sowie die Stadtteile Kippenheimweiler, Langenwinkel und Hugsweier erschließen. Das hat die den Ausbau in der Region koordinierende Breitband Ortenau mitgeteilt.

 

Der Ausbau werde in zwei Clustern erfolgen, sodass in diesen Gebieten bis Ende 2027 die technischen Voraussetzungen für das Turbo-Internet geschaffen werden sollen. Darüber hinaus hat das Telekommunikationsunternehmen 1&1 sein Interesse bekundet, die Gewerbegebiete Weingartenstraße, Hexenmatt, Einsteinallee, Europastraße und Raiffeisenstraße auf eigene Kosten auszubauen.

Große Freude bei OB Markus Ibert

„Der eigenwirtschaftliche Ausbau durch die Deutsche Telekom und das Interesse von 1&1 sind ein großer Schritt nach vorne für Lahr – und dies in einem zunehmend schwierigen Umfeld“, kommentiert OB Markus Ibert. „Diese Entwicklungen bringen uns deutlich näher an das Ziel, flächendeckend schnelles Internet zur Verfügung zu stellen“, freut sich der Rathauschef.

Es besteht darüber hinaus sogar weiterhin die Möglichkeit, dass die Deutsche Glasfaser beim Breitbandausbau in Lahr mitmischt, heißt es aus dem Rathaus. Nach dem Start des Fördermittelaufrufs für 2024 Ende April und einem Branchendialogs mit mehreren Telekommunikationsunternehmen hatte die Breitband Ortenau im Juni das Markterkundungsverfahren gestartet. In dessen Rahmen hat die Deutsche Glasfaser erneut Interesse am Ausbau von Teilen des Stadtgebiets – darunter Kuhbach, Reichenbach, Mietersheim und Sulz – angemeldet. Teilweise gibt es dabei Überschneidungen mit dem Gebiet, das auch die Deutsche Telekom erschließen möchte.

„Diese Bekundung ist allerdings unverbindlich und heißt nicht, dass es zu einer festen Ausbauzusage kommt“, so Josef Glöckl-Frohnholzer, Geschäftsführer der Breitband Ortenau. „Gleichzeitig bedeutet das für uns, dass wir für die betroffenen Gebiete vorerst keinen Förderantrag stellen können, da ein privates Unternehmen Interesse am Ausbau angemeldet hat.“

Kürzung der Bundesmittel für den Breitbandausbau hat den Kreis kalt erwischt

Anfang 2024 hatte die Deutsche Glasfaser mitgeteilt, dass sie sich nicht in der Lage sehe, den Ausbau in Lahr umzusetzen. Es sei nicht gelungen, ein Generalunternehmen zu beauftragen, das den Ausbau innerhalb der vorgegebenen Frist umsetzen könne, teilte das Unternehmen damals in einem Schreiben mit (wir haben berichtet).

Beim staatlich geförderten Breitbandausbau stehe Lahr hingegen vor erheblichen Schwierigkeiten, ist der von der Stadt verschickten Mitteilung zu entnehmen. Hintergrund sei eine Ende Juli überraschend vom Bund verkündete Kürzung der Bundesmittel für die Breitbandförderung. Diese wurden für 2024 um ein Drittel auf zwei Milliarden Euro gekürzt und sollen 2025 um voraussichtlich zwei Drittel auf eine Milliarde Euro reduziert werden.

Geförderter Ausbau bleibt wichtig

„Nur durch den geförderten Ausbau werden wir einen flächendeckenden Ausbau der Kommune erreichen. Umso wichtiger ist die zukünftige Bereitstellung der Fördermittel auf Bundes- und Landesebene“, betont Diana Kohlmann, die für den Breitbandausbau zuständige Dezernentin im Landratsamt Ortenaukreis. „Für den geförderten Ausbau in Lahr werden im Falle einer Förderzusage 50 Prozent vom Bund und weitere 40 Prozent vom Land übernommen. Die Entscheidung des Bundes stellt uns daher vor enorme Herausforderungen bei der Umsetzung unserer Ausbaupläne“, ergänzt Josef Glöckl-Frohnholzer. Ein Beschluss des Gemeinderats, ob die Stadt Lahr in den geförderten Ausbau einsteigt, ist noch nicht gefasst worden.

Trotz der Kürzung der Fördermittel will die Breitband Ortenau noch in diesem Monat Förderanträge für Lahr sowie 44 weitere Kommunen in der Region stellen. „Laut unserer Prognose liegt das Investitionsvolumen für alle in dieser Phase geplanten Vorhaben in der Region bei rund 323 Millionen Euro, somit beantragen wir Bundesfördermittel von etwa 161 Millionen Euro“, so Glöckl-Frohnholzer. Da für ganz Baden-Württemberg nun jedoch die Fördergrenze auf 210 Millionen Euro gesunken sei, habe sich die Chance auf einen positiven Förderbescheid deutlich verschlechtert, fügte er hinzu.

Bescheide über Investitionen von 264 Millionen Euro

Der Glasfaserausbau in der Stadt Lahr erfolgt wie in vielen Gemeinden der Ortenau in mehreren Phasen. Im Rahmen des hybriden Ausbaumodells – auch bekannt als Giga / Ortenau-Strategie – werden dabei der staatlich geförderte und der eigenwirtschaftliche Ausbau in jeder Kommune passgenau kombiniert. In der ersten Phase des Ausbaus hat die Breitband Ortenau 16 der 25 Schulen in und um Lahr mit einem Glasfaseranschluss versorgt.

Insgesamt liegen für den geförderten Ausbau in der Ortenau bereits Bescheide über Investitionen von 264 Millionen Euro vor, heißt es in der Mitteilung. Ziel ist es, im Rahmen der GiGa / Ortenau-Strategie bis zum Jahr 2027 insgesamt etwa 70 Prozent der Gebäude in der Ortenau ans Glasfasernetz anzuschließen.

So geht’s weiter

Anwohner in der Kernstadt sowie in Kippenheimweiler, Langenwinkel und Hugsweier werden möglicherweise bereits in den kommenden Wochen im Rahmen der Vorvermarktung von den Unternehmen kontaktiert, die dort den Glasfaserausbau planen. Dabei geht es darum, das Interesse der Bürger am Breitbandausbau auszuloten.