Wie lässt sich Vermögen in unsicheren Zeiten bewahren? Experten des Bundesverbands deutscher Banken haben bei einer Telefonaktion unserer Zeitung Ratschläge gegeben. Hier ihre Antworten auf aktuelle Fragen.
Für Sparer ist die Lage schwer durchschaubar: Mit erstaunlicher Dynamik haben die Aktienindizes Dax oder Euro Stoxx 50 bis zur Wochenmitte neue Jahreshochs erklommen – trotz der Konjunkturrisiken. Zugleich dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) bei den Leitzinsen keine längere Atempause einlegen. Das bedeutet: Auch die Anlagezinsen, vor allem die Tagesgeldzinsen, steigen. Da gilt es, auf Sonderaktionen zu achten.
Wie soll sich der Anleger in diesen turbulenten Zeiten verhalten? Unsere Zeitung hat dazu eine Telefonaktion durchgeführt. Vier Experten des Bundesverbands deutscher Banken standen bereit und hatten wegen des großen Leserinteresses kaum eine ruhige Minute. Hier ihre Antworten auf oft gestellte Fragen.
Lohnt sich eine Anlage in Festgeld wieder? Wenn man die Rendite betrachtet, lohnt sich Festgeld aktuell nicht. Bei einer Inflation von über sieben Prozent und einem Festgeldzinssatz von beispielsweise drei Prozent hat der Anleger einen realen Kaufkraftverlust von vier Prozent. Zudem ist Festgeld gebunden, man kann es nicht einfach kündigen und versäumt eventuell weitere Zinserhöhungen durch die EZB. Wenn das Geld in absehbarer Zeit benötigt wird, mildert eine Festgeldanlage die Inflation ein bisschen ab.
Sind Bundeswertpapiere attraktiv? Wenn man eine festverzinsliche Anlage anvisiert, können Bundeswertpapiere wieder sinnvoll sein. Deutsche Staatsanleihen haben ein Toprating und gelten als sehr sicher. 10-jährige Bundesanleihen haben momentan eine Rendite von etwa 2,4 Prozent. Aktuell sollte man eher Bundeswertpapiere mit kürzeren Laufzeiten von zwei bis fünf Jahren in Betracht ziehen. Ein vollständiger Inflationsausgleich ist nicht zu erreichen.
Wie kann man sein Vermögen trotz hoher Inflation erhalten und vermehren? Kurzfristig ist das derzeit kaum möglich, denn die Rendite muss über der Inflationsrate liegen. Daher sollte man seine Geldanlage langfristig und breit ausrichten. Sachwertorientierte Anlagen wie Aktien und Immobilien sollten dabei sein; sie bieten einen besseren Inflationsschutz als verzinste Anlagen. Aktien sind Unternehmensanteile, die wie Immobilien bei anhaltender Inflation in der Regel langfristig im Wert steigen.
Welche Auswirkungen haben die steigenden Zinsen für Sparer und Anleger? Für Anleger in Anleihen bedeuten steigende Zinsen temporäre Kursverluste – je länger die Anleihe-Restlaufzeit, desto höher fallen Verluste aus. Anleger in Aktien(Fonds) haben das Problem, dass Marktteilnehmer tendenziell aus Aktien aussteigen und in den Zinsmarkt wechseln. Bei hoher Inflation bleiben Aktien und Immobilien eine sinnvolle Anlage für langfristige Anleger.
Für wen eignen sich Fondssparpläne? Fondssparpläne sind gut für den langfristigen Vermögensaufbau geeignet – mit kleinen Schritten ab 25 Euro im Monat kann man in die Finanzmärkte einsteigen. Sie sind sehr flexibel, die Höhe der Sparraten kann geändert werden, und es gibt keine feste Laufzeit. Auch ein Aussetzen der Sparrate ist möglich. Bei niedrigeren Kursen gibt es für den festen Sparbetrag mehr Fondsanteile als bei hohen Kursen. So ergibt sich über die Zeit ein günstiger durchschnittlicher Kaufpreis. Auf lange Sicht bieten aktienorientierte Fondssparpläne die höchsten Renditechancen, sei es über aktiv gemanagte Aktienfonds oder ETFs (Exchange Traded Funds).
Seit 2014 habe ich 50 000 Euro in einen Mischfonds (mit je 50 Prozent Anleihen und Aktien) angelegt. Nach dem Kursrutsch 2022 hat dieser jetzt wieder den gleichen Wert wie zu Beginn. Soll ich verkaufen oder halten? Die ausgewogene Mischung ist grundsätzlich sinnvoll und sollte auch wieder „funktionieren“, da es bei Anleihen wieder Zinsen gibt. Daher könnte man die Strategie durchhalten und allenfalls überprüfen, ob es bessere Alternativen zu dem Fonds gibt.
Ich habe 45 000 Euro in ETFs mit Fokus auf den Dax investiert. Wie soll ich weitere 25 000 Euro anlegen, wenn ein Teil des Geldes in vier bis fünf Jahren benötigt wird? Eventuell lassen sich die Aktien breiter streuen, indem die Dax-Werte reduziert werden, um einen Fonds auf den MSCI World beizumischen. Es ließen sich auch festverzinsliche Wertpapiere dazu nehmen, um Schwankungen zu reduzieren und die Flexibilität bei der Entnahme zu erhöhen. Spezielle Branchen-ETFs wie etwa erneuerbare Energien sind nur als kleinere Beimischung sinnvoll.
Der Aktienfonds, in den ich Anfang vorigen Jahres 100 000 Euro investiert habe, liegt jetzt 15 Prozent im Minus. Was soll ich tun? Wenn das Geld nicht umgehend benötigt wird, würde ich eher nicht kurzfristig verkaufen. In Aktienfonds sollte immer mindestens fünf Jahre, besser länger, investiert werden. Eventuell lassen sich zur Risikostreuung Anleihen oder Rentenfonds beimischen.
Sollte man in Gold investieren? Aktuell ist der Goldpreis historisch sehr hoch. Zudem wirft Gold weder Zinsen noch Dividenden ab. So erscheint es eher als spekulativ, weniger als sichere Sachanlage.
Ich stehe kurz vor der Rente – soll ich Geld bei der Bank anlegen oder eine Einzahlung bei der Rentenversicherung vornehmen? Nutzen Sie die kostenlose Beratung bei der Deutschen Rentenversicherung, um sich das Ergebnis einer Zuzahlung berechnen zu lassen. Die höhere Rente erhalten Sie lebenslang, aber das Geld ist gebunden. Sollte es verfügbar bleiben, wären Tages- oder Festgeld bei der Bank eine Alternative.