Stolz heben die Jungkicker Nico Weinschenk (links) und Vladislav Koloda aus der ukrainischen Stadt Melitopol ein Trikot der Spielvereinigung Berneck-Zwerenberg in die Höhe – hinter ihnen die komplette D-Jugend des Vereins, rechts außen die Mutter von Vladislaw, daneben Übungsleiter Theo Großhans und links außen Jugendtrainer Uwe Weinschenk. Foto: Köncke

Ein neues Gesicht in der Fußball D-Jugend der Spielvereinigung Berneck-Zwerenberg: Seit einem Monat trainiert der neunjährige Vladislav aus der Ukraine mit.

Altensteig-Berneck - In dieser Woche wurde Vladislav bereits im Spiel gegen Nufringen-Rohrau eingesetzt und soll seine Sache gut gemacht haben.

Über die Vorgeschichte berichtete seine Mutter dem Schwarzwälder Boten. Zur Verständigung wurde eine deutsch sprechende Landsfrau aus Altensteig-Hornberg dazu geholt. Gelebt hat die dreiköpfige Familie Koloda in der 154 000 Einwohner zählenden Stadt Melitopol. Vladimir arbeitete dort als Lokomotivführer, seine Ehefrau Anastasia als Buchhalterin.

Schon mit zwei Jahren nahm der fußballspielende Vater seinen Sohn auf den Sportplatz mit. Drei Jahre später zog Vladislav selber Kickschuhe an. Als der russische Präsident immer mehr Soldaten zu einem angeblichen Manöver an der Grenze zur Ukraine zusammenzog, schwante den Eltern nichts Gutes. Und als Putin am 24. Februar den Befehl zum Einmarsch gab und die ersten Bomben auf Wohnhäuser und den Flughafen von Melitopol fielen, beschlossen sie zu fliehen.

Von Köln nach Stuttgart

Im Auto eines Bekannten fuhr die Familie in die nächstgelegene Großstadt, dann mit dem Bus und der Bahn weiter an die polnische Grenze. Von dort wurde sie mit einem Kleinbus zur 1700 Kilometer entfernten Stadt Köln gebracht. Nächste Station war Stuttgart. Dort erhielten sie die Nachricht, in der Wildbader Straße in Altensteig-Wart sei eine kleine, 25 Quadratmeter große Wohnung in einem langgestreckten Gebäudekomplex frei, dort könnten sie bleiben.

Vladislav besucht inzwischen die örtliche Grundschule. Und was macht er in der Freizeit? Als sich herausstellte, dass Vladislav gerne Fußball spielt, erhielt der Jugendtrainer der Spvgg. Berneck-Zwerenberg, Uwe Weinschenk, einen Anruf, ob der Neunjährige vielleicht in einer Nachwuchsmannschaft des Vereins mittrainieren dürfe. Gesagt, getan.

Weinschenk fuhr mit seinem Auto am Spätnachmittag des 31. März zur Wohnung der Eltern und anschließend alle vier gemeinsam auf den Sportplatz in Berneck. Weil dort gerade die D-Jugend trainierte, durfte Vladislav gleich mitmachen.

Inzwischen wird er jeden Dienstag und Donnerstag kurz vor 17.30 Uhr abgeholt und nach 19 Uhr wieder zurückgebracht. Weil sich der ukrainische Junge gut angestellt hat und hochmotiviert ist, wurde er in dieser Woche bereits gegen Nufringen-Rohrau eingesetzt. Der Spielerpass ist laut Weinschenk beantragt und die Vereinsmitgliedschaft geklärt.

Zeichen der Solidarität

Für die Spvgg. Berneck ist die Aufnahme des ukrainischen Jungen ein Zeichen der Solidarität, wird von Vereinsseite betont. Mit Bangen verfolgt das Ehepaar Koloda auf dem Smartphone die Ereignisse in ihrer Heimatstadt. Wie der dortige Bürgermeister berichtet, würden die russischen Truppen die Stadt bombardieren, Zivilisten töten, Wohnungen verwüsten und Nahrungsmittel klauen. Evakuierungen der Zivilbevölkerung habe man unterbunden, obwohl sich die ukrainische Präsidialverwaltung wiederholt mit entsprechenden Bitten an das russische Verteidigungsministerium gewendet habe.