Er hat Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Digital Business studiert und ist Spezialist für eCommerce, während die drei Informatiker ihre Expertise als Software-Entwickler einbringen – die ideale Verbindung für das, was sie erreichen wollen.
Das lässt sich in einem Satz gar nicht erklären, wohl aber an einem Beispiel, das viele Albstädter schon kennen, denn schon vor dem Lockdown lagen in den Geschäften Karten aus, auf denen Kunden Punkte für die große Winterverlosung sammeln können, um Einkaufsgutscheine im Wert von zehn, 20 oder 50 Euro zu gewinnen.
Kundenströme analysieren
Bis 27. Februar schicken Kunden die volle Karte an die Wirtschaftsförderung der Stadtverwaltung, um an der Verlosung teilzunehmen. "Pixxie" wertet die Karten anschließend aus – mit Hilfe von künstlicher Intelligenz, "die genau wie Menschen lernt", erklären Christoph Diebold und Mehmet Barlik. "Wir anonymisieren alle Daten, können aber Kundenströme verfolgen und feststellen, wer wo einkauft." Trotz Anonymisierung? Ja, versichern Diebold und Barlik. Sie interessiert, von welchem zu welchem Laden sich ein Kunde bewegt. So sei gezieltere Werbung möglich. Ein anderes Beispiel: die Analyse von Aktien und Geschäftsberichten, um Aufschluss darüber zu bekommen, wie stabil ein Unternehmen ist. Oder: Aus Fließtexten strukturierte Daten heraus sortieren. "Das Potenzial ist riesig, der Markt weltweit", betonen Barlik und Diebold, die dankbar sind für Projekte wie die Winterverlosung, können sie damit doch ihre Software testen und weiterentwickeln.
Wie Amazon – nur eben viel lokaler und deutlich gezielter
Der Vorteil für die Händler: "Sie können gezielter werben", sagt Diebold, "und damit Geld und Papier sparen", ergänzt Barlik. Gemeinsam mit Aydin Bilik und Metin Barlik arbeiten sie unter anderem an "einer Art lokalem Amazon", das es stationären Händlern ermöglicht, online zu verkaufen: einfach, ohne viel Aufwand.
Sobald die Software läuft, wollen die vier "Pixxie"-Partner in die Aquirierungsphase starten, erst einmal Kunden in Deutschland gewinnen. "Aber wir können schnell international gehen", betonen Diebold und Barlik.
Derzeit verdienen sie ihre Brötchen noch hauptsächlich mit Software-Dienstleistungen, etwa der Entwicklung von Apps, in die sie rund 50 Prozent ihrer Zeit investieren. Die andere Hälfte ihrer Tage ist der Entwicklung der KI gewidmet, und so kommen schnell zwölf bis 16 Stunden zusammen.
Staat unterstützt einen dort nicht
Froh sind sie über die Möglichkeiten, die das Netzwerk der Technologiewerkstatt ihnen bietet: "Hier kommen Leute her, die wir sonst gar nicht kennenlernen würden", sagt Diebold, und bei der Gründung habe ihnen Holger Roth von den Business-Angels sehr geholfen, der inzwischen ihr Steuerberater sei.
Vergleichbares wie die städtische Einrichtung Technologiewerkstatt kennt Mehmet Barlik aus dem Silicon Valley nicht. "Dort sind zwar die Investitionsbereitschaft und die Wahrscheinlichkeit, Fachkräfte zu finden, viel höher, aber der Staat unterstützt einen dort nicht." Und selbst Mitarbeiter von Weltfirmen wie Google lebten dort in Wohnwagen, "weil sie sich die hohen Mieten nicht leisten können".
Seit Jahresbeginn haben die vier "Pixxie"-Partner nun auch weibliche Unterstützung: durch eine Bachelor-Studentin, die für ihre Thesis Potenzial und Trends ihrer Entwicklungen untersucht. "Wir streben auf jeden Fall an, auf diesem Gebiet zu wachsen", betonen Barlik und Diebold, "und es macht Mega-Spaß, Ergebnisse zu sehen." Zum Beispiel demnächst beim Pilotprojekt "Winterverlosung", an dem sich 64 Fachgeschäfte beteiligen. Übrigens: trotz Lockdown dank Internet und Telefon.
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