Digitalisierung, Home Office, Künstliche Intelligenz – die Arbeitswelt wird sich stark verändern. Wie, das ist das Thema der „Innovationswerkstatt“, die am Donnerstag, 21. November, in der Tailfinger Technologiewerkstatt über die Bühne geht.
Ein klassisches Szenario: An einem langen Konferenztisch mit Kaffeekannen und Mineralwasser in der Mitte sitzen, zweifach aufgereiht, gemäß dem Dress-Code kostümierte Firmenangehörige und lauschen – freilich selten ganz und gar gebannt – den Ausführungen des Referenten neben der Flipchart an der Kopfseite der Tafel.
Ein zweites: der Bürotisch mit Bildschirm und Tastatur, entweder aufgeräumt oder überladen, wahlweise mit kollegialem Gegenüber oder mit Foto- und Zettel-gespickter Trennwand vor der Nase. Eine Variation: der Schreibtisch zuhause, mit dem Hundekörbchen oder Kinderzimmer gleich nebenan.
Die Arbeitswirklichkeit muss sich ändern
Wenn sich die deutsche Wirtschaft die Wettbewerbsvorteile, die sie zumindest einst besaß – mehr Kreativität und vor allem mehr Produktivität als der Rest der Welt – , weiter erhalten möchte, dann wird sich an diesen Standardmodellen deutscher Arbeitswirklichkeit etwas ändern müssen. Das ist eine der Botschaften der „Innovationswerkstatt“, die die Technologiewerkstatt und der Tieringer Büromöbelhersteller Interstuhl gemeinsam veranstalten.
Nach und nach, prophezeit Patrick Loechle, bei Interstuhl Leiter des Geschäftsbereichs Marketing und Produktmanagement, werden ChatGPT oder eine Künstliche Intelligenz (KI) anderen Namens, all jene Aufgabe übernehmen, die sie genauso gut und dazu viel, viel schneller ausführen können als ein menschlicher Sachbearbeiter. Und wenn nicht? Umso schlimmer für die Firma – ihre Tage am Markt könnten dann gezählt sein.
Fingerspitzengefühl hat die KI nicht
Was bleibt dem sogenannten Humankapital dann noch? Einiges, sagt Loechle – zum einen die Kontrolle der KI, die erfahrungsgemäß auch ihre Fehler macht und bestimmte Qualitäten wie Fingerspitzengefühl, Instinkt und manchmal auch einschlägiges Vorwissen nicht besitzt.
Zum anderen die schon erwähnte Kreativität – die aber, das ist die materiale Pointe des Arguments, an den Konferenztischen, in den herkömmlichen Büros und auch im Home Office, nicht immer so gedeiht, wie sie sollte. Erfahrungsgemäß ist der Mensch am kreativsten und spontansten, wenn interessante Gesellschaft und eine entsprechend ausgestattete Umgebung seine Assoziationskraft und seinen Spieltrieb anregen – und wenn sein Arbeitgeber ihm die lange Leine lässt, sie auszuleben. Bei beidem gibt es in Deutschland viel Luft nach oben – das ist Loechles Botschaft, die er seinen Zuhörern am 21. November nahebringen will.
Nicht jeder bietet am Arbeitsplatz Erlebniswelt
Dass nicht jeder Mittelständler mit Arztpraxis, Wäscheservice und Erlebniswelt am Arbeitsplatz aufwarten kann – geschenkt! Was aber Not täte, wäre eine Arbeitsumgebung, in der Experimente möglich sind, das firmeneigene Innovationslabor, in dem 3D-Drucker, ChatGPT oder VR-Brille auch ohne genau definierte Nutzanwendung getestet werden können, und die Lounge, wo man mit Gleichgesinnten zwanglos Ideen austauschen und dank dazugehöriger Ausstattung auch an Ort und Stelle anschaulich machen kann. Ein bisschen Spielwiese, mit einem Wort.
Ein Vorgesetzter muss nicht alles besser wissen
Dazu gehört allerdings auch die entsprechende Führungs- und Unternehmenskultur. Ein Vorgesetzter, so Loechle, kann und muss nicht alles besser wissen als seine Mitarbeiter – er muss sie vielmehr dort einsetzen, wo sie besser sind als er, und ihnen alles zur Verfügung stellen, was sie für ihre Arbeit brauchen. Coach, nicht Monarch, so sollte moderne Führung aussehen. Wobei es sich fragt, ob dieser Grundsatz wirklich so modern ist – und ob nicht auch Konferenztische und Home-Office-Sessions gelegentlich ihre Daseinsberechtigung haben. Es liegt Patrick Loechle fern, das zu bestreiten.
Das Programm
Die Innovationswerkstatt in der Tailfinger Technologiewerkstatt beginnt um 14.30 Uhr mit einem interaktiven Workshop für alle, die tiefer in die Materie eindringen wollen. An ihn schließt sich um 17 Uhr ein Vortragsteil mit Referaten von Patrick Loechle und Valentin Lahr von Interstuhl an und danach ein Podiumsgespräch mit Benjamin Wurm von der Volksbank Albstadt und Kerstin Stier von der Ebinger Firma Engomo. Um 19 Uhr können die Gäste dann mittels VR-Technologie die „Arbeitswelt der Zukunft“ erkunden. Anmeldung werden entgegen genommen auf der Internetseite https://www.technologiewerkstatt.de/events.