Bosch gab am Mittwoch sein Solardesaster bekannt und kündigte ein Sparprogramm an, das europäische Standorte in stärkeren Wettbewerb zueinander treten lässt. Nun wird klar: Die Planungen dafür liefen direkt mit dem Chefwechsel an. Foto: dpa

Bosch gab am Mittwoch sein Solardesaster bekannt und kündigte ein Sparprogramm an, das europäische Standorte in stärkeren Wettbewerb zueinander treten lässt. Nun wird klar: Die Planungen dafür liefen direkt mit dem Chefwechsel an.

Stuttgart - Die Bosch-Standorte in ganz Europa suchen laut Konzernangaben schon seit Wochen nach neuen Sparchancen und besseren Reaktionsmöglichkeiten auf konjunkturelle Schwankungen. Erste Weichen in die Richtung habe der neue Bosch-Chef Volkmar Denner schon nach seinem Antritt im Juli 2012 gestellt, sagte ein Unternehmenssprecher am Donnerstag in Stuttgart. 2012 hatte Bosch unter hohen Verlusten im Solargeschäft enorm gelitten und zudem drückten Probleme etwa im hoch verschuldeten Südeuropa auch auf das übrige Geschäft des weltgrößten Automobilzulieferers und Technologiespezialisten. Denner hatte zur Vorlage erster Bilanzzahlen am Mittwoch angekündigt, alle Standorte auf dem Heimatkontinent müssten ihre Struktur grundlegend überprüfen.

Die jüngsten Milliardenabschreibungen auf Boschs Solarsparte lassen derweil laut Finanz- und Branchenexperten keine Rückschlüsse auf die Konzernstrategie zur Lösung des Problems zu. Das sagten am Donnerstag übereinstimmend Fachleute auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa. Sie wollten namentlich nicht genannt werden.

Bosch hatte am Mittwoch berichtet, dass seine Solaraktivitäten laut Bilanz keinen buchhalterischen Restwert mehr besitzen. In den Büchern stünden praktisch nur noch die Grundstückswerte - Chancen zum Geldverdienen sehe Bosch mit dem Geschäftsmodell absehbar keine.

Experten zufolge ist der gewisse Spielraum bei Wertminderungen im Zusammenhang mit den hohen Abschreibungssummen nicht groß genug, um darauf hinzudeuten, dass Bosch aus taktischen Gründen in Richtung Null abgeschrieben habe. Angesichts der enormen Krise des Industriezweigs dürfte Bosch bei den Minderungen keine andere Wahl gehabt haben. Seit 2009 vernichtete die Sparte rund zwei Milliarden Euro. Das laufende Geschäft war verlustreich und der einst veranschlagte Wert der ganzen Unternehmung löste sich zusehends auf.

Bosch hängt stark vom kriselnden Europa ab

Bosch hatte am Mittwoch die Vermutung zurückgewiesen, die Tochter könnte nun für den berühmten symbolischen Euro verkauft werden. Denner äußerte sich zu den Plänen für das Sorgenkind nicht konkret.

Die Spar- und Umbauprogramme stehen vor dem Hintergrund, dass der schwäbische Riesenkonzern mit seinen global gut 300 000 Beschäftigten stark vom kriselnden Europa abhängt. Während die Weltwirtschaft nach Bosch-Schätzungen 2012 um rund 2,5 Prozent gewachsen sein dürfte, hielt Bosch nicht Schritt und kam nur auf knapp 2 Prozent. Denner hatte begrüßt, dass der Konzernbetriebsrat im Dezember einer Regel zustimmte, wonach Bosch bei Auftragsflaute auch ohne gesetzliche Kurzarbeit Arbeitsstunden und Einkommen herunterfahren kann.

Was mit der Solarsparte passieren könnte, die allein 2012 Verluste von gut einer Milliarde Euro auslöste, will Denner noch nicht sagen. Seine Wortwahl bei der Bilanzvorstellung ließ aber annehmen, dass ein Komplettausstieg wie zuletzt bei Siemens nicht infrage käme.

So sprach er von „neu konzipieren“ oder einem „Bosch-Weg“. Ohne Zweifel müssen sich die Mitarbeiter dabei auf mögliche Einschnitte einstellen. So kündigte Bosch etwa an, dass die verfehlten Ziele für 2012 natürlich Einfluss auf die variablen Teile der Einkommen haben.