Bosch muss den Wandel zur E-Mobilität managen. Sparen ist nach Ansicht des Managements das Gebot der Stunde - auch beim Personal. Nun ruft der Betriebsrat zu einem Aktionstag auf.
Arbeitnehmervertreter wollen sich die geplanten Stellenstreichungen beim Technologiekonzern Bosch nicht gefallen lassen. Der Gesamtbetriebsrat der Zuliefersparte ruft daher am 20. März zu einem Aktionstag auf. Bei einer Kundgebung vor der Konzernzentrale in Gerlingen bei Stuttgart wolle man die Forderungen der Belegschaft an das Management darlegen, teilten der Gesamtbetriebsrat der Zuliefersparte und die Gewerkschaft IG Metall am Mittwoch mit.
Der geplante Personalabbau bedrohe nicht nur Tausende von Arbeitsplätzen, sondern stelle auch die Zukunft, Innovationen und soziale Verantwortung infrage. „Denn es geht um mehr als Zahlen – es geht um Menschen, um die Gemeinschaft und um die Werte, die uns leiten“, hieß es. Bei der Kundgebung sollen unter anderem der Betriebsratschef Frank Sell und die baden-württembergische IG-Metall-Bezirksleiterin Barbara Resch sprechen.
Weitere Einzelheiten zu dem Aktionstag nannten Betriebsrat und Gewerkschaft nicht. Auch, wie viele Beschäftigte des Technologiekonzerns zu dem Aktionstag erwartet werden, ließen sie zunächst offen. Wie aus einem internen Rundschreiben hervorgeht, soll aber in größerem Maßstab mobilisiert werden: „Wir erwarten von allen Beschäftigten, sich an den Aktionen zu beteiligen und so ein Zeichen für den Erhalt der Arbeitsplätze zu setzen“.
Rundschreiben an alle Mitarbeitenden
Zuletzt hatte der Betriebsrat in einem Rundschreiben, das der Deutschen Presse-Agentur vorlag, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Beteiligung am Aktionstag aufgerufen. „Wir erwarten von allen Beschäftigten, sich an den Aktionen zu beteiligen und so ein Zeichen für den Erhalt der Arbeitsplätze zu setzen“, heißt es dort.
In dem Schreiben appelliert der Gesamtbetriebsrat an die Geschäftsführung: „Nehmen Sie Gespräche mit uns (...) wieder auf, um über Alternativen zum einseitigen Personalabbau und gemeinsam über Zukunftschancen für die deutschen Standorte zu sprechen.“ Zuvor hatte das „Manager Magazin“ darüber berichtet. Demzufolge wollen die Beschäftigten vor die Konzernzentrale in Gerlingen bei Stuttgart ziehen. An anderen deutschen Standorten sollen zeitgleich Aktionen organisiert werden. Eine Sprecherin des Betriebsrats wollte sich zunächst nicht zu den Plänen äußern.
Betriebsrat geht Geschäftsführung hart an
In dem Schreiben geht der Betriebsrat die Geschäftsführung um Bosch-Chef Stefan Hartung hart an. Das Management treibe die Eskalation voran, ein solches Verhalten habe man noch nie erlebt. „Bosch will weiter kraftvoll wachsen. Der Umsatz und das Ergebnis sollen massiv gesteigert werden und bei uns will man die Kolleginnen und Kollegen rausschmeißen. Nicht mit uns!“ Langfristiger Erfolg gehe nur mit den Beschäftigten und nicht gegen sie.
In den vergangenen Monaten waren mehrfach Pläne von Bosch bekannt geworden, weltweit Stellen zu streichen. Über alle Geschäftsbereiche hinweg stehen bislang mehr als 7000 Jobs zur Disposition - davon bis zu 3200 in der Automobilzulieferung. Letzteres betrifft zu einem großen Teil deutsche Standorte in der Antriebssparte sowie in Bereichen für Steuergeräte, Fahrzeugelektronik und Software. Als Grund für die Pläne nannte Bosch vor allem den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit - und betonte, dass man mit Arbeitnehmervertretern im Austausch stehe. Der Abbau soll den Angaben nach sozialverträglich ablaufen - beispielsweise durch Vorruhestandsregelungen und Qualifizierungsprogramme für Wachstumsbereiche.
Sorgen bei den Mitarbeitern
Geschuldet sind die Schritte unter anderem der Transformation zur E-Mobilität. Bosch muss sich teils neu erfinden und Hunderte Millionen Euro investieren. Zugleich stockt der Hochlauf bei den E-Autos und die Weltwirtschaft schwächelt.
Bosch-Beschäftigte in Deutschland bangen bereits länger um ihre Jobs. Zahlreiche Arbeitsplätze hängen noch vom klassischen Geschäft mit dem Verbrennungsmotor ab. Außerdem gibt es Sorgen, dass Fertigung ins Ausland verlagert wird. Bereits vergangenes Jahr waren deshalb Tausende Beschäftigte zu einer Sonderbetriebsversammlung zusammengekommen. Im Sommer einigten sich die Parteien auf eine Zukunftsvereinbarung, welche betriebsbedingte Kündigungen für die knapp 80 000 Beschäftigten im deutschen Zuliefererbereich bis Ende 2027 ausschließt und den Betriebsräten eine intensivere Beteiligung zusichert.