Innovationsmanager Daniel Spitzbarth (links) moderierte gekonnt die Redebeiträge bei der Podiumsdiskussion des Technologieforums in Tailfingen. Foto: Karina Eyrich

Die Wirtschaft wieder flott zu bekommen – das wird der künftigen Bundesregierung nicht alleine gelingen. Beim Technologieforum in Tailfingen haben drei Praktiker aus drei Generationen darüber gesprochen, wie das geht und was ihre Erfolgsrezepte sind.

Eine echte Erfolgsgeschichte haben die Gäste beim Technologieforum in der Technologiewerkstatt Albstadt auf dem Silbertablett zu Beginn serviert bekommen.

 

Sebastian Büchert, Vorstandsvorsitzender der Bentley Endovascular Group AB, wächst in Hechingen und weltweit – und wurde mit der Bentley InnoMed GmbH Unternehmen des Jahres 2023.

Stellte sein beeindruckend wachsendes Unternehmen vor: Sebastian Büchert Foto: Eyrich

Derartige Erfolge hat Julia Zimmermann, Gründerin und Geschäftsführerin der Eversion Technologies GmbH, die inzwischen 13 Mitarbeiter zwischen 21 und 67 Jahren beschäftigt, noch vor sich – aber fest im Blick.

Als „meine eigene Patientin“ ist sie zur Unternehmerin geworden und hilft mit ihren Produkten, die eine klare Diagnose bei Knie-, Rücken- und Hüftbeschwerden ermöglichen, bei der Erkennung von Fehlbelastungen.

„Die Unternehmenskultur hat sich verändert – der Meister muss nicht mehr der beste Arbeiter sein“

Auf die Erfolgsspur haben ihr die „tollen ersten Mitarbeiter“ geholfen, „die mir gespiegelt haben, was ich gut oder weniger gut mache“, erklärte sie dem Moderator, Innovationsmanager Daniel Spitzbarth, der in der Technologiewerkstatt seit zehn Jahren Gründern in die Puschen hilft.

„Früher war der Meister der beste Mitarbeiter, der beste Maschineneinsteller – heute muss der Meister wissen, wer von seinen Leuten die Maschine am besten einstellen kann“, erklärte Thomas Lindner, Aufsichtsratsvorsitzender des Nadel- und Technologie-Herstellers Groz-Beckert, der einen Wandel in der Unternehmenskultur beobachtet hat. Wer diese modernisieren wolle, brauche die entsprechenden Persönlichkeiten dazu.

Hat von älteren Mitarbeitern viel gelernt: Julia Zimmermann Foto: Eyrich

Wie findet man die? Julia Zimmermann schreibt auf der Online-Plattform „Linked In“ aktiv Menschen an, die ihr geeignet erscheinen, erklärt ihnen „unsere Vision – und dann frage ich sie, ob sie Lust haben, an der Umsetzung mitzuarbeiten“.

Wettbewerb und Ehrgeiz sind wichtig – und müssen wieder Spaß machen“

Was Mitarbeiter und damit Unternehmen erfolgreich mache, sei, Effizienz in die Organisation zu bringen“, weiß Lindner – auch aus langer Erfahrung als Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Reutlingen-Tübingen-Zollernalb.

Er sprach sich daher entschieden gegen eine Abschaffung von Wettbewerb und die Abschaffung von Schulnoten aus. „Wir brauchen den Wettbewerbsgedanken und den Ehrgeiz, der Beste zu sein – wir müssen wieder Spaß an der Leistung in unsere Gesellschaft bringen, denn ohne Leistung rutschen wir in unseren Sozialstandards immer weiter ab.“

Fühlt sich unter Gründern 40 Jahre jünger: Thomas Lindner. Foto: Eyrich

Als „Grundoptimist“ sieht Lindner die wirtschaftliche Gesamtsituation Deutschlands trotz des zunehmenden Wettbewerbs mit China und anderen Wirtschaftsmächten dennoch nicht nur schwarz. Zumal er hofft, dass die künftige Bundesregierung endlich die Entbürokratisierung und Digitalisierung entscheidend voran bringt.

„Die Hauptfiguren aus Brüssel, Berlin und Stuttgart möchte ich gerne mal 14 Tage lang unsere Berichtspflichten erledigen lassen“, sagte Lindner, der eine „Glaswand“ zwischen den politischen Entscheidern und den Praktikern in den Unternehmen wahrnimmt.

„Es lohnt sich, Risiken einzugehen“, versichert Lindner jungen Gründern

„Die sind in ihren Strukturen gefangen und dadurch ineffizient. Und in den vergangenen zehn, 15 Jahren, in denen es uns relativ gut ging, haben wir uns zu viel geleistet.“

Von Start-up-Unternehmern wie Zimmermann lernt Lindner selbst als Goldie noch: „In der Gründerszene fühle ich mich 40 Jahre jünger, und jungen Leuten möchte ich vermitteln, dass es sich lohnt, Risiken einzugehen – und wie toll es ist, mit Mitarbeitern etwas zu gestalten und zu gewinnen.“