In der Chemie sind junge Fachkräfte gefragt. Foto: dpa

Wissenschaftsministerin Bauer will Frauen und Ausländer für technische Studiengänge werben.

Stuttgart - Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, die sogenannten Mint-Fächer, haben Zukunft – so verkünden Industrie und Handwerk seit Jahren. Weil nach der großen Krise in den 90er Jahren viele Ingenieure und Techniker auf der Straße standen, blieben jahrelang Studienplätze in diesem Bereich unbesetzt. Doch das hat sich verändert. In den technischen Studiengängen an den Hochschulen in Baden-Württemberg ist die Zahl der Studenten seit 2001 um 60 Prozent gestiegen – von 79.400 auf 127.400. Das gab Wissenschaftsministerin Theresia Bauer am Mittwoch in Stuttgart bekannt. Damit war der Zuwachs deutlich höher als in anderen Studiengängen. „Die Mint-Studiengänge sind im Gegensatz zu früher nun sehr gut ausgelastet“, so die Grünen-Politikerin. Dennoch müsse noch mehr Interesse für diesen Bereich geweckt werden, besonders bei Frauen und Ausländern.

Frauen sind in den Mint-Berufen, aber auch in den entsprechenden Studiengängen noch immer deutlich in der Minderheit, sagte Carmina Brenner, Präsidentin des Statistischen Landesamtes. Rund 78 000 der etwa 448 000 Beschäftigten im naturwissenschaftlich-technischen Bereich im Südwesten sind weiblich, das sind 17 Prozent. Im Bundesdurchschnitt sind es 18,7 Prozent. Mit 22.500 Personen bilden hierzulande die technischen Sonderfachkräfte wie Laborantinnen und technische Zeichnerinnen die größte Gruppe. 17 400 Frauen sind in der Datenverarbeitung tätig, 15 500 sind Ingenieurinnen, 15 300 Technikerinnen, 4500 Naturwissenschaftlerinnen, und 2700 arbeiteten im Fachgebiet Chemie, Physik und Mathematik.

Gute Berufsaussichten

Bei den Studiengängen in diesen Fächern liegt der Frauenanteil wie schon vor zehn Jahren bei 29 Prozent – trotz der steigenden Zahl von Studienanfängerinnen. Dabei gibt es große Unterschiede zwischen den einzelnen Bereichen. In den Naturwissenschaften – Biologie und Agrarwissenschaften – sind 60 Prozent der Studierenden Frauen, in der Datenverarbeitung weniger als 20 Prozent.

Die Berufsaussichten in den kommenden Jahren seien gut, sagte Bauer. 11,2 Prozent der Beschäftigten in Baden-Württemberg seien in der Mint-Branche beschäftigt, mehr als in jedem anderen Land. Dazu kommen noch Freiberufler und Beamte. Da jeder Achte 55 Jahre oder älter sei, würden in den nächsten Jahren viele Stellen frei. Zudem wachse die Branche. Laut Brenner ist seit 2001 die Zahl der Arbeitsplätze in diesem Bereich um 38 900 gestiegen.

Weitere Studienplätze im Mint-Bereich

Nach Angaben des Arbeitgeberverbands Südwestmetall suchen viele Unternehmen dringend nach Fachkräften. Unter anderem würden 20.000 Ingenieure gebraucht. „Es ist erforderlich, alle Ressourcen zu heben“, so ein Sprecher.

Ministerin Bauer will zum Wintersemester weitere Studienplätze im Mint-Bereich einrichten. Die Hochschulen müssten ihr Studienangebot aber auch stärker auf die Frauen ausrichten – diese interessierten sich eher für einen klaren Anwendungsbezug etwa zur Medizin oder Umwelttechnik.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund fordert auch mehr Masterstudienplätze. „Land und Bund müssen jetzt gemeinsame Anstrengungen unternehmen, um den Hochschulen die dafür erforderlichen finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen“, sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Marion von Wartenberg. Vor allem Universitätsabsolventen wollten nach dem Bachelorabschluss lieber noch weiterstudieren. „Die Arbeitgeber müssen Bachelorabsolventen fachlich angemessene berufliche Tätigkeiten und faire Entgelte anbieten.“ Nach Studien der HIS-GmbH Hannover würden nur knapp 60 Prozent der Absolventen adäquat beschäftigt.