Mitarbeiter des THW um Thomas Wiedmann (kniend) und der für die Antennenausrichtung beauftragten Firma bei der Arbeit. Foto: Riesterer

Der Sulgener Wasserturm hat einen neuen Nachbarn – zumindest für kurze Zeit. Wegen eines Umbaus im funktechnischen Bereich sorgt ein vom THW aufgestellter Mastkraftwagen, dass während dieses Umbaus weiterhin Radio gehört werden kann.

Schramberg-Sulgen - "Nein, das hier hat nichts mit 5G zu tun", heißt es mit einem Augenzwinkern von den Arbeitern am Sulgener Wasserturm. Der Mastkraftwagen, den Thomas Wiedemann und sein Team des Technischen Hilfswerks (THW), Ortsverband Ofterdingen, am Donnerstagvormittag neben dem Sulgener Wasserturm aufgerichtet haben, erfüllt einen anderen Zweck. Nämlich, dass Schramberg und Umgebung in den nächsten Tagen weiterhin mit Musik und Nachrichten des Radiosenders "antenne 1 Neckarburg Rock & Pop" versorgt werden.

Der Hintergrund: An der Antennenanlage, die sich auf dem 1960 eingeweihten Turm befindet, stehen Umbauarbeiten an. Als Grund dafür nennt ein Amateurfunker, der den Arbeiten des THW am Donnerstag ebenfalls beiwohnt, "wahrscheinlich etwas mit der Statik". Beim Auftraggeber, dem Amt Vermögen und Bau, war am Donnerstag kein Ansprechpartner zu der Sache zu erreichen.

Anlage wird um einige Meter erhöht

Sicher ist jedenfalls: Die Anlage, an der die verschiedenen Antennen auf dem Gebäude angebracht sind, wird voraussichtlich ab kommender Woche ertüchtigt – und um einige Meter erhöht. "Dann werden auch alle Kabel nach innen in ein Rohr der neuen Anlage verlegt", sagt der Amateurfunker und deutet auf ein seitlich am Turmdach heraufgezogenes Kabel. Weshalb der Mann den Arbeiten am Donnerstag zuschaut und weshalb das THW aus Ofterdingen diese erledigt, erklärt Thomas Wiedemann.

"Auf dem Turm sind einige Organisationseinheiten untergebracht. Da ist beispielsweise der Richtfunk der Polizei, eine Webcam der Stadt Schramberg, auch die hiesigen Amateurfunker haben eine Antenne dort oben", erklärt er – und eben auch eine Antenne des regionalen Radiosenders.

Wenn nun in einigen Tagen der Umbau auf dem Turm ansteht, muss die Anlage natürlich abgeschaltet werden. Die Kommunikation der Polizei wird, sie haben genügend solcher Anlagen im Umkreis, nicht darunter leiden. "Und wir haben halt ein paar Tage Sendepause, bis die Arbeiten fertig sind", sagt der Amateurfunker und lächelt. Aber der Radiosender – der hätte wohl ein Problem. Deshalb der Auftrag, den Mastkraftwagen aufzustellen – er wird die jeweiligen Antennenanlagen übernehmen. Die Umschaltung, so die Arbeiter, erfolge laut Plan noch am Donnerstag. Etwa zwei Sekunden würden beide Anlagen parallel laufen, dass das Radio nicht ausfalle. "Dann hört man nicht mal ein Rauschen", sagt einer der Männer.

Einsatz bei Katastrophen

Die Mastkraftwagen des THW, erklärt Wiedemann, sind hauptsächlich für den Katastrophenschutzeinsatz gedacht – in Deutschland verteilt gibt es deren acht, in Baden-Württemberg ist jener, der gerade auf dem Sulgerberg steht, der Einzige. Die dazugehörige Abteilung "Fahrzeugführung und Kommunikation", die Wiedemann leitet, sitzt in Ofterdingen.

"Dass das THW die Notfallversorgung der Funknetze übernehme, sei nach dem Zugunglück in Eschede entschieden worden", so Wiedemann weiter. In einem Unglücksfall wie derzeit an der Ahr breche vor Ort das normale Telefonnetz zusammen, weil es mit Strom läuft. Die Mobil- und Funknetze dagegen fallen wegen Überlastung aus. "Die Wagen bauen dann kein eigenes Netz auf, sondern holen sich das Richtfunksignal von einem anderen Masten, der in bis zu 30 Kilometern Entfernung stehen kann", erklärt Wiedemann. So werde zumindest für die Einsatzkräfte im Katastrophengebiet wieder eine Kommunikationsmöglichkeit geschaffen.

Neben dem Turm und an der Straße sind zudem parallel einige Aushubarbeiten sichtbar: "Da kommt ein neues Notstromaggregat neben den Turm", weiß der Amateurfunker. An der Anlage auf dem Turm falle immer wieder mal der Strom aus – das Aggregat soll dann einspringen.