Hübsch anzusehen, da sich in diesem Wecker allerdings eine Überwachungskamera befand, wurde er vom Markt genommen. Foto: dpa

Wer billig kauft, kauft zweimal. Bei manchen Produkten kann es jedoch passieren, dass man nicht nur eine neue Funksteckdose kaufen muss, sondern ein ganzes Haus. Das zeigt eine Ausstellung der Bundesnetzagentur in Bonn.

Bonn - Jedes Jahr zieht die Bundesnetzagentur tausende Produkte aus dem Verkehr, und mit jedem Jahr werden es mehr: Waren es 2014 noch 530 000 Geräte, stieg die Zahl mangelhafter Produkte im vergangenen Jahr auf 1,25 Millionen. „Verantwortlich für den rasanten Anstieg ist vor allem der Online-Handel“ erklärt der Pressesprecher der Bundesnetzagentur, Fiete Wullf. Eine Auswahl von besonders gefährlichen Geräten stellt die Netzagentur jetzt in Bonn aus. „Es geht uns darum, die Menschen für dieses Problem zu sensibilisieren“, erklärt Wulff. „Dabei geht es uns nicht nur um Produkte, die man im Internet bestellen kann, sondern auch um Geräte, die aus dem Urlaub mitgebracht werden.“ Gezeigt werden 30 Exponate, die in drei Kategorien unterteilt sind.

Da wären einmal Geräte, die Funkstörungen verursachen können, wie schnurlose Telefone, Radiowecker oder Funkkopfhörer. Die zweite Kategorie beschäftigt sich mit gefährlichen Produkten wie Lichterketten, die nicht ausreichend gegen Feuchtigkeit geschützt sind, oder Funksteckdosen ohne Sicherung gegen Überlastung. In der dritten Kategorie geht es um verbotene Produkte. So sind in den Räumen der Netzagentur neben Teddy-Bären mit verbotenen Knopfloch-Kameras zum heimlichen Filmen auch illegale Handy-Störsender – sogenannte Jammer zu sehen – getarnt als Zigarettenschachteln. Solche Handyblocker sind verboten, weil sie den Mobilfunkverkehr im Umkreis des Nutzers ausschalten. Damit ist auch ein Anruf beim Notarzt oder der Feuerwehr nicht mehr möglich. Dem Besitzer drohen fünfstellige Bußgelder. Die Anbieter stammen meist aus dem Ausland, wie die in gebrochenen Deutsch präsentierten Werbetexte – „Herzlich Willkommen in der Jammer-Shop! Können Sie wählen Störsender (Jammer)“ – nahelegen.

Lampen, Drohnen, Steckdosenleisten, Handfunkgeräte und FM-Transmitter, die Musik vom Smartphone zum Radio übertragen: Störanfällige Billig-Elektroprodukte – oft aus China – überschwemmen zunehmend den Markt. Keine leichte Aufgabe für die 400 Mitarbeiter der Netzagentur, die an 20 Standorten Störungen beheben und den Markt überwachen. „Das ist wie Don Quichotte – in manche Läden können Sie jede Woche wieder gehen“, berichtet Uwe Saalmann, der von Dortmund aus fast ganz Nordrhein-Westfalen kontrolliert.

Bei Billig-Produkten nicht blind zugreifen

Geprüft werde auf drei Arten, erklärt Wullf: „Unsere Mitarbeiter gehen beispielsweise auf Messen, Flohmärkte und in den Einzelhandel und schauen sich um.“ Außerdem gebe es systematische Stichproben im Onlinehandel, zudem gebe es eine enge Kooperation mit dem Zoll. „In 90 Prozent der Fälle nehmen wir die vom Zoll beanstandeten Geräte dann auch vom Markt.“ Hinzu kommen Geräte, die entdeckt werden, wenn es irgendwo eine Störung gibt. Es kann aber auch passieren, dass sich ein Wettbewerber beschwert.

„Angesichts der Flut unsicherer Produkte werden wir unsere Arbeit vor allem im Online-Handel weiter intensivieren“, verspricht Behördenchef Jochen Homann. Der Elektro-Branchenverband ZVEI fordert jedoch noch mehr Engagement: „Die Behörden müssen konsequenter gegen solche Machenschaften vorgehen. Seit vielen Jahren fordern wir, die staatliche Marküberwachung zu stärken“, sagt Haimo Huhle, beim Verband zuständig für Produktsicherheit.

Verbrauchern rät Wulff, auf die CE-Kennzeichnung zu achten. Falls das Haus brennt, kann das Unternehmen haftbar gemacht werden. Ansonsten empfiehlt Wulff bei Billig-Produkten nicht automatisch zuzugreifen. Denn wenn es dumm läuft, kann Geiz am Ende ganz schön teuer werden.