DFB-Sportdirektor Sammer gilt als Gegenspieler seines früheren Nationalteam-Kollegen.
Pretoria - Nun, da jedes Spiel das letzte sein kann, bereitet sich auch Oliver Bierhoff auf seinen Abschied vor. Nicht nur von dieser WM, sondern vom Deutschen Fußball-Bund (DFB). Was den Manager der Nationalmannschaft angeht, steht die Ampel für eine Weiterbeschäftigung auf Rot - ganz anders als bei Joachim Löw.
Der Bundestrainer genießt beim Verband "högschde" Wertschätzung, das zeigte eine Geste ganz deutlich: Der Diener, den Theo Zwanziger nach dem Kantersieg gegen Australien vor Löw machte, ließ klare Rückschlüsse auf die körperliche Konstitution des DFB-Chefs zu. So tief, wie sich Zwanziger (65) bückte, hätte manch anderer Prob-leme gehabt, sich ohne Kran wieder aufzurichten. Zwanziger dagegen nahm mühelos den aufrechten Gang ein, strahlte übers ganze Gesicht und flötete dem Bundestrainer per Live-Schaltung in die deutschen Wohnzimmer zu: "Lieber Joachim Löw, wir danken Ihnen für Ihre Arbeit. Der DFB weiß, was er an Ihnen hat. Sie haben den deutschen Fußball weitergebracht."
Löw konterte kühl auf die allzu offensichtlichen Avancen. Lieber heute als morgen würde der Verband den Freiburger über die WM hinaus an sich binden, "ungeachtet des sportlichen Ausgangs", wie Zwanziger versicherte. Löw dagegen hält sich alle Türen offen, er behält das Heft des Handelns in der Hand und findet Gefallen daran, die Vertreter der obersten Verbandsetage wie Marionetten tanzen zu lassen.
Noch keinen Entschluss gefasst
Das verlangt auch niemand von ihm. Seit 2004, als Bierhoff zusammen mit dem damaligen Teamchef Jürgen Klinsmann damit begann, das Nationalteam zu reformieren, hat noch niemand schlüssig den Aufgabenbereich des Managers definieren können. Auch Bierhoff selbst hat damit Probleme. Als der Weltverband Fifa zuletzt die Reiseplanung des DFB vor dem zweiten Gruppenspiel durcheinanderwirbelte, verwies er auf "ein, zwei Stunden stärkerer Bewegungen hinter den Kulissen", namentlich durch Büroleiter Georg Behlau. Und auf die Frage, wie er persönlich die Mannschaft auf den folgenden Gegner Serbien einstellen werde, sagte er: "Da gibt es eigentlich nicht viel zu tun, ein paar Einzelgespräche vielleicht."
Konkurrent Matthias Sammer
Die Verdienste, die sich Bierhoff bei der Akquisition von Sponsoren und der Außendarstellung der DFB-Auswahl erworben hat, sind unstrittig. Sein smartes und eloquentes Auftreten ist allerdings manch einem Mitstreiter (oder Rivalen?) im Präsidium, dem auch Bierhoff angehört, und der leitenden Führungsebene schon länger ein Dorn im Auge. So gilt vor allem DFB-Sportdirektor Matthias Sammer als ausgewiesener Gegner seines ehemaligen Mitspielers, der Deutschland mit dem ersten Golden Goal der Geschichte 1996 im Endspiel gegen Tschechien den EM-Titel bescherte.Alles andere als zufällig wurden geheime Vertragsinhalte der Verhandlungen im Februar, die Bierhoff auch im Namen von Löw führte, von interessierter Seite dem Boulevard zugespielt und als maßlos übertrieben kolportiert. Seither ist Bierhoff bei vielen im DFB unten durch. Wegen seines selbstsicheren Auftretens und des internen Vorwurfs, er sei zu sehr auf den eigenen Vorteil bedacht, steht der Manager auf der Roten Liste. Und so sehr er selbst den gegenteiligen Eindruck erwecken mag, so sehr weiß er um die Endlichkeit seiner Zeit beim DFB: "Ich kann keine Wahrscheinlichkeit nennen, ob es beim DFB weitergeht. Wenn eine Tür zugeht, öffnet sich aber eine andere. Ich kann mir für meine Zukunft sehr viel vorstellen. Der Sport und der Fußball sind ein weites Feld und sehr interessant. Ich werde aber bestimmt nicht schon im August wieder bei einem Verein anfangen. Lieber nähme ich mir ein halbes Jahr Pause, um mich umzuhören und weiterzubilden."
Der Erfolg der Mannschaft bestimmt darüber, wann Bierhoffs selbst verordnete Pause beginnt. So oder so: Das Abschiedsspiel des Managers rückt immer näher. Was ihm bleibt, ist die Aussicht auf ein respektables Abschlusszeugnis: "Ich hoffe, egal wie es ausgeht, dass beim DFB die meisten sagen, er hat einen guten Job gemacht."
Das wird er bekommen. Auch wenn es bei dem einen oder anderen nicht mehr als ein Lippenbekenntnis sein dürfte.