Wie hier in Rehlingen reichte es Elena Burkard auch bei der Team-EM nur knapp für Platz zwei. Foto: Eibner

Für Elena Burkard, die seit Jahren zum festen Stamm der deutschen Leichtathletik-Nationalmannschaft zählt, gibt es kaum noch internationale Meisterschaften, bei denen sie noch nicht qualifiziert war. Ein Start bei der Team-Europameisterschaft und bei Olympia sind aber zwei Events, die ihr in der Sammlung noch fehlten. Den Start bei der Team-EM erfüllte sich die Baiersbronnerin am Wochenende im polnischen Chorzow. In ihrer Spezialdisziplin über 3000 Meter Hindernis ging es für Deutschlands derzeit vielseitigste Läuferin auf Punktejagd.

Kurz vor dem Start hagelte es jedoch erstmal. Das wiederum weckte eher heimische Gefühle bei der Baiersbronnerin, nachdem Burkard die letzten Wochen des Öfteren bei Sturm und Graupelschauern im heimischen Murgtal trainierte. Ihr Ziel fürs Rennen war eigentlich ganz klar der Sieg. Abwartend laufen, taktieren, nicht selbst fürs Tempo sorgen und erst hintenraus Druck machen, so der Plan.

Doch mit dem Adrenalin am Start kam alles anders. Burkard übernahm die Führung und kontrollierte das Feld. Zunächst blieb sie vorne, weil keine der sechs weiteren Starterinnen sich um die Führungsarbeit bemühten. Nach 300 Metern schob sich die spanische Vertreterin Irene Sanchez-Escribano neben die Deutsche. Nach dem ersten Kilometer in sehr moderaten 3:17 Minuten setzte sich die Spanierin an die Spitze des Feldes, ohne jedoch auf dem zweiten Kilometer deutlich schneller zu werden. 600 Meter vor Schluss war es dann erneut Burkard, die die Initiative ergriff und sich wieder an die Spitze setzte. Allein die schnellste im Feld, die Polin Alicja Konieczek blieb dran. Eingangs der letzten Runde sah es sogar so aus, als müsste auch die Polin abreißen lassen. Die aber blieb an Burkard dran, sodass die Entscheidung auf den letzten 400 Metern fallen musste. Vor dem letzten Wassergraben machte die nach wie vor vorne liegende Deutsche taktisch einen kleinen Fehler und ließ innen eine kleine Lücke. Die Polin nutzte ihre Minichance und überholte Burkard, die die kleine Lücke auf den letzten 150 Metern nicht mehr zulaufen konnte.

Die Polin sicherte sich den Sieg vor heimischem Publikum in 9:35,63 Minuten. Burkard folgte knapp dahinter auf Platz zwei in 9:36,04 Minuten. Damit sicherte sie aber sechs wichtige Punkte im Hinblick auf die Deutsche Mannschaft, die zu dem Zeitpunkt noch aussichtsreich im Rennen lag. In der Endabrechnung belegte Team Deutschland den undankbaren Platz vier, nur 10,5 Punkte hinter den siegreichen Gastgebern aus Polen. Für Burkard also nicht ganz das erhoffte Erfolgserlebnis bei ihrer Team-EM-Premiere. Nachdem die 29-Jährige schon ihren Einzelsieg knapp verpasst hatte, nun auch die denkbar knapp verpasste Medaille mit der Mannschaft. "Schade, dass ich das Rennen quasi auf den letzten 100 Metern verloren habe, denn ein Sieg war absolut drin. Mein Antritt dann 650 Meter vor Schluss war auch mehr halbherzig, aber dafür ist die Zeit am Ende doch beachtlich. Vor allem auch meine Hindernisse waren deutlich besser als in Rehlingen. Vor allem der Wassergraben ist mein neues Lieblingsding. So gut hats noch nie geklappt, wie in diesem Jahr. Die kommenden Tage werde ich mich jetzt in Herxheim nochmals auf die Deutschen Meisterschaften vorbereiten, die dann schon am kommenden Wochenende anstehen.

Lässt man die beiden Rennen, also Team-EM und Rehlingen Revue passieren, weiß ich, dass ich gut in Form bin. Bei beiden Rennen war ich knapp geschlagen und hab dabei die geforderte Olympianorm beide Male nur um sechs Sekunden verpasst. Bei den Deutschen Meisterschaften nächstes Wochenende braucht man sich keine Illusionen machen, dort wird es sicher ein rein taktisches Rennen. Ich stehe aber in der Weltrangliste mittlerweile so gut da, dass ich jetzt schon mit den Olympischen Spielen planen kann, denn es müsste reichen. Daher ist der erste Druck schon mal raus und ich kann mich voll auf das Rennen nächsten Samstag in Braunschweig konzentrieren. Am Samstag gehe ich als Titelverteidigerin ins Rennen und würde gerne die kleine Serie meiner zuletzt zwei zweiten Plätzen brechen," so die zuversichtliche Burkard im Gespräch.