Der neue Vorstand der Stuttgarter Taxi-Auto-Zentrale hat alle Hände voll zu tun: Manfred Hülsmann, Murat Arslan und Hakan Sandalya (von links) setzen künftig auf mehr Qualität. Foto: Leif Piechowski

Die Taxi-Branche in Stuttgart und der Region hat zuletzt reihenweise Negativschlagzeilen produziert. Murat Arslan und Hakan Sandalya, zwei der drei neuen Vorstände der Taxi-Auto-Zentrale Stuttgart, kündigen im Gespräch einen radikalen Umbruch an.

Die Taxi-Branche in Stuttgart und der Region hat zuletzt reihenweise Negativschlagzeilen produziert. Murat Arslan und Hakan Sandalya, zwei der drei neuen Vorstände der Taxi-Auto-Zentrale Stuttgart, kündigen im Gespräch einen radikalen Umbruch an.
Stuttgart - Herr Arslan, Herr Sandalya, die Branche scheint in Stuttgart am Boden zu liegen. Unangemeldete Fahrer, Dumpinglöhne, Taxis in schlechtem Zustand: Ist es wirklich so schlimm?
Sandalya: Die Qualität hat leider tatsächlich drastisch nachgelassen.
Arslan: Das Gewerbe ist am Kippen. Wegen der schlechten Qualität sind viele Kunden abgesprungen. Die meisten Fahrgäste sind inzwischen ältere Leute, die vorwiegend kurze Fahrten machen. Das zwingt die Betriebe zum Sparen.
Die Taxi-Auto-Zentrale vermittelt rund 700 Fahrzeuge und damit den Großteil in Stuttgart und rund um den Flughafen. Wie konnte es überhaupt zu dieser besorgniserregenden Situation kommen?
Arslan: Die alten Vorstände haben uns eine riesengroße Baustelle hinterlassen. Vor ihrem Rücktritt haben sie viele Fehler gemacht. Gemeinsam mit der Führerscheinstelle müssen wir jetzt aufräumen. Wir müssen die fachliche Eignung der Fahrer wieder in den Mittelpunkt stellen. Wer beispielsweise nicht über genügend Ortskenntnisse verfügt oder auf eine andere Art nicht qualifiziert ist, muss dem Ordnungsamt gemeldet werden. Wir wollen uns auch mit Oberbürgermeister Fritz Kuhn und Verkehrsminister Winfried Hermann zusammensetzen, um geeignete Maßnahmen zu finden.
Wie könnten solche Schritte aussehen?
Arslan: Wir könnten uns zum Beispiel vorstellen, künftig bei der Ortskundeprüfung dabei zu sein. Zudem schicken wir Betreuer auf die Straße, die ein Auge darauf haben, ob Taxis von auswärts oder sogenannte Mietwagen, die nur auf Bestellung Leute befördern dürfen, in Stuttgart stehen. Die sind ein großes Problem. Wir sehen es als unsere Aufgabe, solche Fahrzeuge den Behörden zu melden. Allerdings müssen dann auch die zuständigen Ämter in Ludwigsburg, Böblingen oder anderswo die Hinweise aufgreifen.
Sandalya: Außerdem haben wir zum 1. Januar etwa 2300 Kundenkarten gesperrt. Die konnten bisher Patienten nutzen, die zur Dialyse gefahren sind oder andere Krankenfahrten gemacht haben. Da gab es leider einen hohen Missbrauch. Manche Fahrer haben beispielsweise das Taxi am Standplatz gelassen und andere Autos für solche Aufträge genutzt. Das hat zu einem Überangebot geführt.
Ein Überangebot sieht auch ein Gutachten, das die Stadt hat anfertigen lassen. Darin heißt es, statt gut 700 seien in Stuttgart maximal 575 Taxis verträglich. Sortieren Sie jetzt einfach schwarze Schafe aus?
Arslan: Was die Stadt jetzt daraus macht, müssen wir sehen. Wir denken, wir müssen nicht reduzieren, sondern mit besserer Qualität die Kunden wieder zurückgewinnen. Dann sind die Fahrzeuge auch ausgelastet.
Sandalya: Wir hoffen, dass wir bei der Diskussion über das Gutachten mit ins Boot genommen werden. Wir würden gern an Lösungen mitarbeiten.
Ziehen dabei alle Betriebe an einem Strang? Zuletzt gab es immer wieder Klagen über ethnische Probleme. Die unterschiedlichen Nationalitäten in der Branche sollen nicht gut miteinander auskommen.
Sandalya: Es ist richtig, dass es in der Vergangenheit immer mal wieder einzelne Gruppierungen gegeben hat. Wir denken aber, dass jetzt jeder erkannt hat, worum es geht. Letztlich sind wir alle unter einem Dach und verfolgen dasselbe Ziel.
Dabei haben Sie Zuwachs bekommen. Die Taxi-Zentrale, die als Genossenschaft organisiert ist, muss nach einem Gerichtsurteil zahlreiche passive Genossen wieder aufnehmen, die sie zuvor ausgeschlossen hatte.
Arslan: Der Ausschluss war ein großer Fehler und ist nicht rechtens gewesen. Er hat mit dazu geführt, dass ich mich Mitte 2011, als ich schon einmal im Vorstand gewesen bin, zum Rücktritt entschlossen habe, weil ich das nicht mittragen wollte. Jetzt haben wir die Passiven zurückgeholt und sind insgesamt etwa 400 Genossen.
Kann damit endlich Ruhe einkehren?
Sandalya: Im Moment haben wir diesen Eindruck, ja.
Ein weiteres Problem könnte aber sein, dass viele Kunden die Taxi-Preise in Stuttgart für zu hoch halten.
Arslan: Es heißt immer, Stuttgart sei bei den Tarifen die Nummer eins. Dabei ist hier kaum etwas zu verdienen in der Branche. Die Unternehmer haben hohe Ausgaben, und die Lebenshaltungskosten sind auch deutlich höher als anderswo.
Müssten die Preise also weiter steigen?
Arslan: Zuerst einmal müssen wir die Qualität verbessern. An diesem Punkt wollen wir jetzt konsequent ansetzen.