In der Schule findet Finanzbildung praktisch nicht statt, in vielen Familien ist Geld ein Tabuthema. Wie können Kinder spielerisch für Finanzthemen begeistert werden?
Geld ist nicht alles – aber ohne Geld ist alles nichts. Das ist eine Binsenweisheit, aber sie hat einen wahren Kern. Denn wer sich in finanziellen Dingen nicht auskennt, hat ein Problem im Alltag. Und doch: In der Schule findet Finanzbildung praktisch nicht statt – und in vielen Familien ist Geld nach wie vor ein Tabuthema.
So ist es kein Wunder, dass in einer Umfrage des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) jüngst 81 Prozent der Befragten erklärten, die finanzielle Bildung hierzulande sei nicht ausreichend. „Kinder und Jugendliche sollten dazu in der Lage sein, sich informiert durch den Verbraucheralltag zu bewegen“, sagt vzbv-Vorständin Ramona Pop.
Unsicherheiten überwinden
„Werbeflut und Angebotsvielfalt sind große Herausforderungen, gerade für jüngere Menschen. In der aktuellen Preiskrise ist finanzielle Bildung besonders wichtig.“ Die Verbraucherschützerin fordert daher, Finanzthemen stärker in den Schulunterricht zu integrieren. Doch fragt man den Nachwuchs, von wem er sich die Vermittlung von Finanzwissen wünscht, antwortet dieser mit großer Mehrheit: von den Eltern.
In einer Umfrage des Kreditkartenunternehmens Mastercard gaben 79 Prozent der befragten 10- bis 18-Jährigen diese Antwort. Für jene ist das eine große Verantwortung – denn dafür müssen sie nämlich mitunter erst mal ihre eigenen Ängste und Unsicherheiten beim Umgang mit Geld überwinden.
Kinder sollten jedenfalls schon so früh wie möglich mit dem Thema in Berührung gebracht werden, um für den späteren eigenverantwortlichen Umgang mit Geld gerüstet zu sein – da sind sich die Experten einig. Hilfreich sein können dabei Kinderbücher wie „Mein Geld, dein Geld. Von Mäusen, Kröten und Moneten“ von Mike Schäfer und Meike Töpperwien (Beltz & Gelberg Verlag). „Je mehr du weißt, umso besser kannst du mitreden“, heißt es dort im ersten Kapitel. Ein Credo, das man unbedingt verinnerlichen sollte.
Learning by Doing
Eine große Rolle bei der Wissensvermittlung spielt Learning by Doing: Wer etwas selbst macht, erlernt es ganz automatisch. Ein Hilfsmittel dabei ist das Taschengeld. Es dient nämlich nicht nur dazu, dass Kinder sich selbst Wünsche erfüllen und Dinge wie ein Eis, Spielsachen oder Bücher kaufen können, sondern hat laut Angaben des Bundesfamilienministeriums auch einen ganz handfesten pädagogischen Zweck: „Die Kinder müssen selbst entscheiden, was sie sich leisten können und was nicht, und tragen dafür auch die Verantwortung.“
Wichtig dabei: Die Eltern sollten sich möglichst nicht einmischen. „Manchmal ist es für uns als Erwachsene schwer auszuhalten, für was Kinder Geld ausgeben“, sagt Christian Heck von der Dienststelle Kinderförderung und Jugendschutz des Stuttgarter Jugendamts. „Das sind aber die wichtigen Erfahrungen, die wir zulassen müssen.“
Denn wenn dem Nachwuchs das Geld ausgeht, ist der Lerneffekt da: Wünsche sind eben nicht unbegrenzt finanzierbar – und man muss sich sein Geld einteilen, um damit auszukommen. Dieser Lerneffekt tritt allerdings nur ein, wenn Eltern ihren Kindern nicht immer wieder Geld nachschießen, sobald ihnen ein Wunsch in den Sinn kommt.
Apps für Kinder
Wer es ganz clever anstellt, verbindet diesen Lerneffekt auch noch mit einer Lektion über Online- und Mobile-Banking. Denn dass das Taschengeld in bar ausgezahlt wird, geht schließlich an der heutigen Lebensrealität, in der fast überall mit Karte bezahlt wird, ein Stück weit vorbei. Abhilfe versprechen hier Kinder-Banking-Apps wie Pockid oder Bling: Sie führen Kinder nämlich frühzeitig an Karte und Konto heran – und erlauben es ihnen, selbstständig und digital ihre Finanzen zu verwalten.
Bei Pockid wie auch bei Bling handelt es sich um eine Kombination von Bankkonto, Banking-App und Mastercard. Der Nachwuchs erhält damit ein Einsteigerkonto mit enger Begleitung durch die Eltern, die das Konto auch eröffnen müssen. Es wird mit einer Banking-App geführt und funktioniert ausschließlich auf Guthabenbasis – Überziehungen sind also ausgeschlossen.
Dazu gibt es eine Debitkarte, deren Umsätze direkt vom Konto abgebucht werden. Wichtiger Vorteil der Apps: Die Eltern können über einen eigenen Zugang gut verfolgen, wofür der Nachwuchs sein Taschengeld ausgibt, und können das Konto auch mal nachladen, wenn etwa im Rahmen einer Klassenfahrt oder Ferienfreizeit einmal etwas höherer Finanzbedarf besteht.
Auch eine elterliche Notbremse ist eingebaut: Die Debit-Karte lässt sich nämlich auch online einfrieren oder sperren. Die Apps ermöglichen es Kindern somit, im Verbund mit den Eltern ihre ersten Erfahrungen beim Banking zu sammeln.
Brutto, Netto, Finanzen – leicht erklärt
Nützlich kann es auch sein, den Nachwuchs dort abzuholen, wo er sich ohnehin ständig herumtreibt – in den sozialen Netzwerken. Auf Instagram, Tiktok oder Youtube kann man nämlich nicht nur sinnlos Zeit verplempern, sondern auch etwas lernen. Dafür sorgen sogenannte Finanz-Influencer wie Caminvesta oder Madame Moneypenny, die es schaffen, vermeintlich trockene Themen wie Altersvorsorge, Steuern und Aktien in kurzen Videos interessant zu verpacken.
Auch die Öffentlich-Rechtlichen haben in dieser Hinsicht ihren Bildungsauftrag erkannt und haben mit „Tomomi und das Geld“ ein an 9- bis 13-Jährige gerichtetes Videoformat ins Leben gerufen. Ob Mehrwertsteuer, Inflation oder Bruttoinlandsprodukt – in kurzen Videos erklärt Tomomi, was sich hinter diesen Begriffen verbirgt.
Zu sehen sind die Filme auf kika.de, im KiKA-Player und in der ARD Mediathek. Wer es nicht digital möchte, kann natürlich auch auf Klassiker ausweichen: Brettspiele wie Monopoly helfen nämlich nicht nur dabei, verregnete Sonntagnachmittage rumzubringen – sie vermitteln ganz nebenbei auch wertvolle Finanzerfahrungen. Und auch wirtschaftspolitische Aspekte wie die Mietpreisbremse lassen sich trefflich erklären, wenn man gerade dem Mitspieler buchstäblich sein letztes Hemd geben muss, um die Miete für ein Hotel auf der Schlossallee zu berappen.