Verbindungen in ganz Deutschland werden am Mittwoch und Donnerstag vom Arbeitskampf beeinträchtigt sein. Foto: IMAGO/Funke Foto Services/IMAGO/VON BORN, Ulrich

Die Fahrgäste der Deutschen Bahn müssen sich auf zahlreiche Zugausfälle und Verspätungen einstellen. Die Lokführergewerkschaft GDL hat zum Arbeitskampf aufgerufen. Aber wann geht es los? Und: was will die Bahn dagegen tun?

Es stehen schwere Zeiten für Pendler bevor – wieder einmal. Denn Millionen Bahnreisende müssen sich auf zahlreiche Zugausfälle und Verspätungen einstellen. Der Grund: Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat am Dienstag einen bundesweiten Warnstreik angekündigt.

Das kam relativ kurzfristig, was viele kritisieren. So etwa auch der Fahrgastverband Pro Bahn. Streiks sollten mindestens 48 Stunden vorher angekündigt werden, damit Pendler sich darauf einstellen können, sagte Detlef Neuß, der Bundesvorsitzende des Verbandes, am Mittwochmorgen im Bayerischen Rundfunk. Viele Pendler fragen sich jetzt: Wann geht es los? Und: was will die Bahn dagegen tun?

20-Stunden-Streik angekündigt

Die GDL hat zu einem 20-stündigen Streik ab Mittwochabend (15. November) aufgerufen. Beginnen soll er um 22.00 Uhr. Voraussichtliches Ende des Streiks ist Donnerstagabend (16. November) um 18.00 Uhr.

Aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen, sind dabei nicht nur Lokführer, sondern das gesamte Zugpersonal und auch Beschäftigte bei der Infrastruktur – also etwa Fahrdienstleiter in den Stellwerken. Dadurch wird es bundesweit zu zahlreichen Zugausfällen im Regional- und im Fernverkehr kommen.

Warum hat die GDL zum Streik aufgerufen?

Die GDL will mit der Aktion ihren Tarifforderungen Nachdruck verleihen. Am Donnerstag sollte eigentlich die nächste Verhandlungsrunde zwischen GDL und der Deutschen Bahn (DB) stattfinden.

Die Gewerkschaft will mindestens 555 Euro mehr Lohn für ihre Mitglieder, zudem sollen die Zulagen für Schichtarbeit um 25 Prozent steigen. Außerdem möchte sie für Beschäftigte im Schichtdienst eine 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich und steuerfreie Inflationszahlungen von 3000 Euro erreichen. Das Paket soll für eine Laufzeit von einem Jahr gelten. Die Deutsche Bahn hält eine Arbeitszeitreduzierung für nicht realisierbar und lehnt bisher jede Verhandlung darüber ab.

DB-Personalvorstand Martin Seiler bot stattdessen in der ersten Verhandlungsrunde eine elfprozentige Entgelterhöhung bei einer Laufzeit von 32 Monaten an. Auch zur Zahlung der Inflationsausgleichsprämie zeigte er sich bereit. „Zu wenig, zu lange und am Ende des Tages nicht ausreichend“, sagte GDL-Chef Claus Weselsky dazu.

Was will die Bahn tun?

Die Bahn hat einen Notfahrplan für den Fernverkehr erstellt. Wie der Konzern am Dienstagabend mitteilte, werde das Angebot an Fahrten stark reduziert. „Für diese Fahrten setzt die DB längere Züge mit mehr Sitzplätzen ein, um möglichst viele Menschen an ihr Ziel bringen zu können. Dennoch kann eine Mitfahrt nicht garantiert werden“, hieß es.

Auch im Regionalverkehr soll es ein stark reduziertes Fahrangebot geben. Fahrgäste, die vom Streik betroffen sind, können unter der Telefonnummer 08000/996633 über die Folgen und Auswirkungen auf ihre Fahrten informieren.

Die GDL ist die kleinere von zwei Gewerkschaften bei der Bahn. Sie kann den Bahnverkehr hauptsächlich durch die vielen Lokführer in ihren Reihen empfindlich stören. Die Bahn wendet die Tarifverträge der GDL bisher in 18 von rund 300 Betrieben an und betont, von den nun begonnenen Tarifverhandlungen seien lediglich rund 10 000 Bahnbeschäftigte betroffen.

Zum Vergleich: Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG handelte im Frühjahr und Sommer neue Tarifverträge für gut 180 000 DB-Beschäftigte aus.