15 Prozent mehr Einkommen fordern die Verdi-Mitglieder bei der Post. Foto: dpa/Jens Büttner

Verdi bereitet die am Montag beginnende Urabstimmung bei der Deutschen Post vor. Der interne Beamtenbund-Konkurrent DPV Kom kann die deutlich stärkere Gewerkschaft aber kaum ärgern.

Intensiv bereitet sich Verdi auf die Urabstimmung bei der Deutschen Post AG vor, die von Montag bis zum 8. März über die Bühne gehen soll. Dass es gleich danach zum Flächenstreik kommt, ist denkbar, aber nicht so sicher – zu ihrer Streiktaktik schweigt sich die Gewerkschaft aus. Möglich wäre zuvor auch noch ein neues Angebot der Arbeitgeberseite, das Verdi zurück an den Verhandlungstisch lockt.

 

Erinnerungen an 2015 werden wach

Bisher bietet die Post durchschnittlich 11,5 Prozent höhere Tarifentgelte von 2024 an – in der Spitze bis zu 20,3 Prozent. Verdi zufolge liegt das Plus über alle 160 000 Tarifbeschäftigten hinweg aber nur bei 9,9 Prozent in 24 Monaten. Dies sei zu wenig mit so einer langen Laufzeit und bei der hohen Inflation. So werden Erinnerungen an den bisher letzten großen Poststreik von 2015 wach, als der vierwöchige Ausstand zu vielen Kundenbeschwerden führte. In manchen Städten sollen Briefe wochenlang liegen geblieben sein – auch Online-Händler verzeichneten schon einen wirtschaftlichen Schaden.

Die Post hat dem Unternehmen zufolge nicht so viele Instrumente in der Hand, um sich auf die prekäre Situation vorzubereiten. Zwar hat sie noch 23 000 ältere Beamte in ihren Reihen, die nicht streiken dürfen – rund 19 000 im aktiven Dienstverhältnis. Doch nur wenige Hundert Beamte sind in der Zustellung tätig. Auch die in den Hochphasen oft eingesetzten Abrufkräfte oder Zeitarbeitnehmer scheinen die Streikausfälle nicht kompensieren zu können. Ebenso wenig dürfte von den Führungskräften, die zuweilen aus freien Stücken in den Paketzentren aushelfen, eine große Hilfe zu erwarten sein. Die Unternehmensführung setzt eher darauf, dass nicht alle Mitarbeiter die Arbeit niederlegen, was sich auch während der Warnstreiks gezeigt habe. „Dicke Luft“ hat der Arbeitgeber in seiner Belegschaft ausgemacht, weil nicht jeder Beschäftigte die strikte Ablehnung des Angebots gutheiße.

Verdi hat bei der Post „einen sehr guten Organisationsgrad – mit den besten in den Unternehmen, wo wir zuständig sind“, sagt Landesfachbereichsleiter Andreas Henze. Dem großen Selbstbewusstsein von Verdi in dem Unternehmen tut auch der interne Konflikt mit der DPV Kom keinen Abbruch. Damit geraten zwei Organisationen aneinander, deren Führungen im öffentlichen Dienst Seit’ an Seit’ kämpfen. Denn die Fachgewerkschaft ist Gründungsmitglied der Beamtenbund-Tarifunion. Bei der Post stellt die DPV Kom aus Verdi-Sicht keine Konkurrenz dar: „Sie schließt hier keine Tarifverträge ab und spielt keine Rolle am Verhandlungstisch“, sagt Henze. Die DPV Kom zeichne nicht einmal mehr die Verdi-Tarifverträge nach. In manchen Regionen habe der Mitbewerber ein paar Mitglieder, sei aber nicht in der Lage, etwas auf die Beine zu stellen.

Wie stark sie bei der Post ist, darüber gibt die Fachgewerkschaft auf Anfrage keine Auskunft. Anfang Februar hatte die DPV Kom Warnstreiks mit wenigen Hundert Teilnehmern in Nordrhein-Westfalen organisiert. Jetzt dominiert nur Verdi die Szenerie.