Die aus dem Mittelmeerraum stammende Ameisen-Art Tapinoma magnum vermehrt sich in Deutschland explosionsartig, unterhöhlt Gehwege, beschädigt Kabel. Sind die Tiere auch bereits in der Region verbreitet? Das Landratsamt gibt Auskunft.
„Superkolonien haben Hunderttausende bis Millionen von Tieren“, erklärte unlängst der Ameisenfachmann Manfred Verhaagh vom Karlsruher Naturkundemuseum gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. „Wir werden sie nicht mehr ausrotten können.“
Gemeint waren Ameisen der Art Tapinoma magnum, die auf Deutsch Große Drüsenameisen heißen. Diese breiten sich seit einiger Zeit in Deutschland aus. Seit etwa 2016 gibt es die Tiere in Baden-Württemberg, mittlerweile wurden auch in Köln oder Hannover bereits Vorkommen vermeldet.
Aggressiv und bissig
Die Insekten gelten als aggressiv und bissig, haben aktuellen Erkenntnissen zufolge keine natürlichen Feinde in Deutschland – und sorgen zudem für Schäden an Infrastruktur, indem sie etwa Gehwege unterhöhlen oder Kabel beschädigen. In der Stadt Kehl im Ortenaukreis sorgten die Tiere bereits für Strom- und Internetausfälle.
Drohen solche Szenarien auch im Kreis Calw? Mara Müssle, Pressesprecherin des Calwer Landratsamtes, hat auf Anfrage unserer Redaktion zunächst eine gute Nachricht: „Bisher liegen uns keine Meldungen zu dieser Ameisenart vor“, erklärt Müssle nach Rücksprache mit der Fachabteilung Landwirtschaft und Naturschutz. Der Kreis Calw scheint also noch frei von Tapinoma magnum zu sein.
Aber: „Die aus dem Mittelmeerraum stammende Ameisenart ist im Südwesten seit mehreren Jahren an verschiedenen Orten dokumentiert. Nachweise gab es in Karlsruhe, Heidelberg und Schallstadt südlich von Freiburg“, zählt die Sprecherin auf.
Und: „Daher ist es wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis die Ameisenart auch im Landkreis Calw zum ersten Mal gesichtet wird.“
Keine einfache Aufgabe
Sollten die kleinen Krabbler, die mutmaßlich durch Pflanzentransporte eingeschleppt wurden, tatsächlich in der Region auftreten, dürfte es auch schnell um die Frage nach deren Bekämpfung gehen. Keine einfache Aufgabe.
„Zunächst muss klar bestimmt sein, dass es sich wirklich um diese Ameisenart handelt, da die gewöhnliche Gartenameise durchaus nützlich ist und nicht unbedingt bekämpft werden muss“, führt Müssle aus.
Steht fest, dass es sich um die Große Drüsenameise handelt, können Maßnahmen gegen die Tiere fällig werden. „Bislang gibt es jedoch keine Bekämpfungsmaßnahme, die dauerhaft ist“, schränkt die Sprecherin ein. „Alles, was mit Heißdampf und heißem Wasser arbeitet, mache dem Nest zwar Schwierigkeiten und dämme die Population kurzfristig ein, diese fülle sich aber schnell wieder auf, heißt es von Experten“, erklärt Müssle.
Werden sie zerdrückt, riechen sie nach ranziger Butter
„Es gibt keine Wunderwaffe gegen Tapinoma“, berichtete auch der wissenschaftliche Direktor des Stuttgarter Naturkundemuseums, Lars Krogmann, der Deutschen Presse-Agentur. Fachleute aus dem Südwesten und Behörden arbeiten derzeit aber erstmals in einem Projekt, um die Ausbreitung der Insekten einzudämmen.
Die Tiere sind unter anderem durch ihre Anzahl von anderen Arten zu unterscheiden. Tapinoma magnum tritt üblicherweise in großen Massen auf. Werden sie zerdrückt, riechen sie nach ranziger Butter.