Noch ist die ehemalige KSK-Filiale eine Baustelle – doch bald soll hier ein "Tante M"-Laden einziehen. Foto: Morlok

Voraussichtlich ab Oktober kann man in Talheim von morgens früh um 5 Uhr bis abends um 23 Uhr in einem neuen "Tante M"-Laden einkaufen.

Horb-Talheim - Offensichtlich geht ein weiterer Posten der Talheimer Masterplan-Wunschliste nach einer Wartezeit von gut zwölf Jahren endlich in Erfüllung. "Lediglich die Umnutzungsänderung steht noch aus, ansonsten ist alles in trockenen Tüchern", fasste Ortsvorsteher Anton Ade zusammen, der aber davon ausgeht, dass diese Nutzungsänderung reine Formsache ist und schnell erteilt wird.

Räume der ehemaligen Kreissparkasse

Das Unternehmen Chrisma aus dem schwäbischen Pliezhausen will in den Räumen der ehemaligen Talheimer Kreissparkassen-Filiale ein weiteres Ladengeschäft ihrer "Tante M"-Laden-Kette eröffnen. Dies teilte Jochen Schwab, Leiter Expansion und Franchise bei "Tante M" bei einem Vororttermin, an dem auch Mitglieder des Ortschaftsrates, Bürgermeister Ralph Zimmermann sowie Bankvorstand Bernd Philippsen und der Gruppenleiter Gebäude, Oliver Pfeiffer als der Vertreter der Kreissparkasse Freudenstadt teilnahmen, mit.

Als Franchisenehmer wird die Haigerlocher Unternehmensfamilie Wenzel agieren. "Unsere kleinen, in der Ortsmitte gelegene Nahversorgerläden entsprechen den Kundenanforderungen nicht nur von heute, sondern auch von Morgen. Großzügige Auswahl an bekannten Marken- aber auch Regionalprodukten zu normalen Preisen und das an sieben Tagen die Woche von sehr früh bis sehr spät", verspricht der Text auf der Homepage des Unternehmens, der die Grundidee, die hinter diesem Konzept steckt erklärt und durch den Zusatz: "Dabei kann und soll der Einkauf in unseren Tante-M Läden nicht den Wocheneinkauf ersetzen, sondern die leicht zu erreichende tägliche Nahversorgung in der Ortsmitte sein" ergänzt wird.

Rund 1100 verschiedene Artikel

Für die Talheimer bedeutet dies, dass sie voraussichtlich ab Oktober von morgens früh um 5 Uhr bis nachts um 23 Uhr all das besorgen können, was sie bei ihrem Großeinkauf vergessen haben beziehungsweise was ihnen ausging. Egal ob Klopapier oder Salzmischung, Chips oder Fleisch, frisches Obst und Gemüse und alles, was es in Dosen und Gläsern zu kaufen gibt. Das Sortiment der "Tante M"-Filialen ist breit und wird laufend an den Bedarf der Kunden angepasst.

"Rund 1100 verschiedene Artikel werden im Grundsortiment angeboten", so Schwab. Was es jedoch aus Jugendschutzgründen nicht gibt, das ist Alkohol und Zigaretten und auch auf das nette "Schwätzle" mit dem Ladenpersonal müssen die Kunden öfter verzichten, denn das Konzept der Selbstbedienungsläden, die streng videoüberwacht sind, sieht vor, dass Personal nur höchstens einmal am Tag für ein bis drei Stunden vor Ort ist und der Kunde ganz selbstständig im Laden agiert. Er öffnet mit Chip- oder EC-Karte die Ladentür, packt ein, was er braucht, zieht es an der Kasse über einen Scanner, wählt seine Zahlungsmethode aus und zahlt. Fertig! "So ein Geschäftsprinzip ist nur auf Vertrauensbasis und im ländlichen Raum möglich – in Stuttgart hätten die uns den Laden in zwei Tagen leergeräumt, ohne dass auch nur ein einziger Euro in der Kasse wäre", ist sich Vertriebsmann Schwab sicher.

Ideal für kleine Orte

"Der Standort-Schwerpunkt dieser Läden liegt auf Ortschaften zwischen 700 und 4000 Einwohnern, die leider nur noch eine eingeschränkte oder gar keine Nahversorgung mehr haben – also genau richtig für Talheim", freut sich Ortsvorsteher Anton Ade, der mit diesem Nahversorgungskonzept einen großen Wunsch in Erfüllung gehen sieht.

Dass hinter dieser Idee, all das wegzulassen, was man weder als Ladenbetreiber noch als Kunde nicht braucht, ein ausgeklügeltes Konzept steht, das unterstreicht nicht nur die Tatsache, dass es inzwischen seit der Gründung vor rund zwei Jahren 25 Filialen gibt, sondern auch, dass Jochen Schwab auf jede noch so kritische Nachfrage eine plausible Erklärung hatte. Egal ob es sich dabei um Mindestumsatz oder Stromausfall handelt, für alles hatte er schlüssige Antworten parat. Von der Preisgestaltung her würde man sich auf Edeka-Niveau bewegen, so eine Aussage zu den Preisen, die die Endkunden bei der "Tante M" zahlen müssen.

Überwachungsbänder werden aufbewahrt

Insbesondere auf die Frage von Ortschaftsrätin Ulrika Braun, warum man denn den Laden nicht auch noch den Rest der Nacht auflassen könne, sagte Schwab, dass man nicht wolle, dass die Nachbarn durch lautstarke Ladenbesuche in der Nachtruhe gestört werden. Einzig zur Frage, wie lange die Überwachungsbänder aufbewahrt werden, hüllte sich der Projektmanager in Schweigen, betonte jedoch, dass man sich streng im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben bewege.

Auch bei der Standortwahl gibt es bei den "Tante M" Läden klare Vorgaben. "Am liebsten sind uns hier Räume wie die ehemalige Bank-Filiale. Die sind in der Regel um die 100 Quadratmeter groß, fallen damit noch unter die Ladenlokals-Klassifizierung "begehbarer Automat", sind topgepflegt, ebenerdig, barrierefrei und eine automatische Tür gibt es zudem serienmäßig." Das Talheimer Ortszentrum sei für sein Unternehmen so etwas wie die Idealvorstellung als Standort, lobt Schwab und daher war auch die Entscheidungsfindung, von der ersten Anfrage am 10. Dezember 2021 bis zum ersten Treffen am 12. Januar 2022 sehr schnell unter Dach und Fach.

"Auch wir freuen uns, wenn wir so einen professionellen Nutzer für unsere Räume fanden" zeigte sich Bernd Philippsen am Ende des Gespräches mehr als zufrieden. "Es ist eine super Sache, dass ihr das hingekriegt habt", lobte Bürgermeister Ralph Zimmermann die Projektumsetzung und zeigte sich besonders davon beeindruckt, dass die Talheimer am zukünftigen "Tante M" Sortiment mitwirken können.

Wunschlisten für Kunden

An den Kassen liegen Kundenwunschlisten aus, auf die die Talheimer Nutzer aufschreiben können, was sie sich als Sortimentsergänzung wünschen. "Und wenn es machbar ist und man bei der Umsetzung keine roten Ohren bekommt, dann bieten wir es auch an", versprach Schwabe.

Nun bleibt nur noch abzuwarten, bis die Nutzungsänderung vorliegt und die Talheimer tatsächlich im Spätherbst bei der "Tante M" zum Einkaufen vorbeigehen können. Und die Chancen stehen gut, denn fast alle Hindernisse sind ausgeräumt.