Die Schwurgerichtskammer des Landgerichts in Rottweil beschäftigt sich mit dem Brandstifter aus Talheim. Foto: Begemann

Der Zwillingsbruder des Brandstifters wird aus der Isolierstation heraus in den Gerichtssaal geschaltet. Dennis B. hatte ihn am 29. März mit einem Benzinkanister überschüttet – ein Feuer, bei dem Dennis Mutter (72) starb. Wie sehr hasste er seinen Zwillingsbruder?

Horb-Talheim/Rottweil - Am Prozesstag vor dem Höhepunkt des Prozesses um die Brandstiftung hört die Schwurgerichtskammer in Rottweil das Umfeld. Schachclub Horb, Bekannte und Freunde – auch der gestorbenen Mutter.

Woher kam der Hass von Dennis B. auf Zwillingsbruder Thomas (Name geändert)? Die beste Freundin der Mutter (kennt die Familie seit 50 Jahren): "Es waren Konflikte da. Dennis hat nie gelernt, sich angemessen zu wehren. Er hatte die Behinderung seines Bruders im Blick. Auf der anderen Seite hatte er den Wunsch, sich selbst zu entwickeln. Ein Zwiespalt!"

In der Kindheit wurde Dennis in dieselbe Kita für Behinderte wie Thomas geschickt. Die beste Freundin: "Er hat sich verantwortlich für seinen Bruder gefühlt, war aber selbst zu jung, um damit klarzukommen." Deshalb fängt Dennis an, zu stottern. Kam in einen "normalen" Kindergarten. Das Stottern hört auf.

Zwillingsbruder finanziell erfolgreich

Später dann bricht Dennis drei Studiengänge ab. Wird im Juli 2019 arbeitslos. Zwillingsbruder Thomas dagegen hat einen Job. Die Freundin der Mutter: "Thomas sagte immer deutlich: Er ist erfolgreich bei den Finanzen. Wenn der andere die Wünsche hat, aber das Geld nicht, dann kommen Vergleiche auf!" Die Zeugin betont: "Geld war immer ein Thema."

Fakt ist: Dennis B. hatte in seinem Geständnis gesagt: "Ich habe meinen Bruder angezündet, damit er nicht erbt."

So unterschiedlich sind Dennis und Thomas

Die beste Freundin der Mutter: "Dennis ist sehr penibel, sauber, ordentlich. Thomas – eher nachlässiger." Dennis hatte in seinem Geständnis gesagt: "Das waren viele Kleinigkeiten. Thomas’ Geschrei. Sein Getrampel, weil er sich die Schuhe erst auf seinem Zimmer ausgezogen hat. Dass er immer von Sparen geredet hat, aber selbst 25 Minuten lang geduscht und das Bad blockiert hat."

Der Konflikt mit seinem Zwillingsbruder, Studienabbruch, Arbeitslosigkeit ohne Geld vom Amt. Nach außen hin schwieg Dennis offenbar, log oder wiegelte ab.

Ein Schachclubkamerad von Dennis und Thomas bezeichnet sich als einen der besten Freunde von Dennis. Er sagt: "Warum Dennis das Studium in Tübingen abgebrochen hat, das haben wir nicht aus ihm rausbekommen. Das war für uns ein Rätsel. Warum er aus meiner Sicht abgebrochen hat, kann ich nur mutmaßen. Ich würde sagen: Für Dennis ist es nicht einfach, dem roten Faden im Leben zu folgen. Er verliert manchmal das größere Bild aus den Augen. Versteift sich in Details, die ihm wichtiger sind."

Bester Freund: "Zusammenleben mit Bruder und Mutter nicht einfach" Der Schachclub-Kamerad: "Ich habe nicht aus ihm rausbekommen, was konkret passiert ist."

Bis zur Tat lebte Dennis B. mit Bruder und Mutter in einem Haus. Ungewöhnlich?

Der Zeuge: "Das war nicht einfach für ihn. Dennis erlebt gern was, hat Leben um sich. Konflikte zwischen den Brüdern habe ich nicht beobachtet. Ich kann mir aber vorstellen: Wenn man nicht mehr rausgehen kann und Konflikte daheim hat..."

"Bin mir nicht sicher, ob Dennis einen Plan hatte."

Was sagen Freunde aus der Clique?

Richter Münzer will wissen, ob Dennis eine innere Verantwortung spürt. Der Schachclub-Katalog: "Sie unterstellen, das Dennis einen Plan hatte in der Zeit. Da bin ich mir nicht sicher. Er genießt. Greift nach der Gelegenheit, wenn sich Türen öffnen. In Horb ergibt sich das eher weniger, wenn man im Haus sitzt."

Freunde aus seiner Clique erzählen, dass Dennis immer gern bei den Unternehmungen dabei war. Eine Bekannte hatte ihn gut zwei Monate vor der Tat in Talheim besucht: "Er war in sich gekehrt. Man musste ihm alles aus der Nase ziehen." In der Clique musste er eher einstecken, da Dennis "sehr zurückhaltend" gewesen sei.