Uli Metzger (Dritter von rechts) argumentierte beim kommunalpolitischen Stammtisch der Freien Wähler am deutlichsten für eine Reaktivierung der Talgangbahn. Foto: Eyrich

Hallen, Vereinsleben – und die Talgangbahn: Das waren die beherrschenden Themen beim ersten kommunalpolitischen Stammtisch der Freien Wähler Albstadt. Von ihnen haben einige ihre Meinung zur Bahn geändert.

Albstadt-Pfeffingen - Stadtrat Uli Metzger gab es unumwunden zu: "Noch vor einem Jahr habe ich gesagt: Ich werde nie für die Reaktivierung der Talgangbahn stimmen. Aber dann kam der entscheidende Faktor: Bund und Land finanzieren sie zu 100 Prozent." Metzger hat deshalb seine Meinung zum Jahrhundertprojekt geändert, wie er beim kommunalpolitischen Stammtisch der Freien Wähler im Clubheim des FC Pfeffingen erklärte. Weitere Faktoren, die ihn darin bestärkt haben: "Ich kenne jetzt schon viele 18-Jährige, die nicht mal mehr den Führerschein machen, und der Kosten-Nutzen-Faktor der Talgangbahn liegt – selbst ohne die 100-Prozent-Finanzierung – sehr hoch."

"Wenn wir nicht profitieren, tun es andere"

Nun gelte es, schnell zu sein, doch Metzger ist zuversichtlich, dass das Projekt es unter die ersten 100 Kilometer schafft, die von der Finanzierung profitieren, "wenn wir im Juli entscheiden", was geplant ist. Das Argument, dass auch mit den Steuereinnahmen von Bund und Land sparsam umzugehen sei, weil sie schließlich der Bürger zahlt, steche in diesem Fall nicht, so Metzger: "Wenn wir nicht davon profitieren, dann andere", denn das Geld sei in einem Topf für solche Projekte vorgesehen, "und ich bin als Stadtrat verpflichtet, Albstadts Interessen wahrzunehmen. Wir wären mit Reißnägeln gepudert, wenn wir diese Chance nicht nutzten."

Uli Metzger ging noch auf weitere Punkte ein, nämlich die Kosten, falls der Gemeinderat gegen die Reaktivierung stimme: "Alleine die Verkehrssicherheit der Trasse herzustellen, würde fünf bis sechs Millionen Euro kosten", sagte er mit Blick auf marode Brücken und Ähnliches.

Die Freien Wähler haben ihre Meinung gebildet

Was die Fraktion der Freien Wähler angeht, so scheint das Abstimmungsergebnis bereits ausgelotet zu sein: Fünf zu eins für die Reaktivierung. Der Gegner derselben bekannte Farbe – es war Siegfried Schott. Er zweifelt daran, dass die Talgangbahn ausgelastet sein wird. Auch sein Vorgänger als Onstmettinger Ortsvorsteher, Wolfgang Hähnle, sieht das so: Die Talgangbahn sei eingestellt worden, weil nicht mehr genügend Schüler sie genutzt hätten. Der Gemeinderat dürfe nicht für die Reaktivierung stimmen, ehe er eine schriftliche Versicherung von Bund oder Land über die Übernahme des Abmangels in Händen habe.

"Die Talgangbahn passt da nicht rein"

Auch Peter Czerwenka aus Pfeffingen, gelernter Verkehrsplaner, sprach sich gegen die Reaktivierung aus: "Für Albstadt ist die Bahntrasse von Aulendorf nach Tübingen und Stuttgart essenziell, aber ich meine, dass die Talgangbahn da nicht reinpasst." Auf der Trasse ließen sich "sehr viele innovative Konzepte entwickeln", so Czerwenka, etwa "ein überdachter Radweg mit Solarpaneelen." Groz-Beckert baue immer mehr Parkplätze, weil der Betriebsrat für jeden Arbeitnehmer einen Stellplatz fordere, daher sei es fraglich, ob diese die Bahn nutzten.

Fraktionschefin Manuela Heider hielt dagegen: Das Beispiel Edeka in der Tailfinger Stadtmitte zeige, dass es immer eine Zeit dauere, bis Nutzer etwas annähmen. "Für mich viel gravierender ist die ökologische Verantwortung", so Heider. "Wir müssen bei unserer Entscheidung an die nächsten Generationen denken."

Einfach fräsen und fertig?

In einer munteren Diskussion, ob für eine Radweg-Option das Auskoffern der Trasse und eine Altlastensanierung nötig wäre, erklärte Czerwenka, dass es genüge, mit einer Fräse die Steine, die derzeit die Gleise säumen, zu zerkleinern und den Radweg darauf zu legen. Uli Metzger wies darauf hin, dass es für einen Radweg keine Zuschüsse gebe – und die Kosten laut der städtischen Verkehrsplanerin Jana Rödder bei mindestens 20 Millionen Euro lägen. "Beim Zentralklinikum, das zu 99 Prozent kommt, gehe ich von einer halben Milliarde Euro Kosten aus – davon zahlt Albstadt ein Drittel." Ein anderer Teilnehmer hält eine Radweg-Überdachung für unmöglich: "Dann müssten wir alle Bäume an der Strecke entfernen. Und im Winter fährt sicher keiner auf dem Radweg."