"Ohne Fleiß kein Preis" – diese Redewendung haben sich die Nachwuchssportler des SV Baiersbronn im Skispringen und der Nordischen Kombination auch in diesem Winter zu eigen gemacht. "Üben, üben, üben" lautet für aktuell rund 30 Kinder und Jugendliche die Devise.
Baiersbronn/Ruhestein - Der Skinachwuchs eifert seinen Vorbildern im Verein nach. Davon gibt es reichlich – zum Beispiel Manuel Faißt, der bei den Olympischen Spielen in Peking Mannschaftssilber in der Nordischen Kombination gewann, oder Finn Braun, der unlängst bei der Junioren-WM in Zakopane mit dem Team die Bronzemedaille im Skispringen erzielte. Ebenfalls zur Überfliegerin wurde Nathalie Armbruster (SV/SZ Kniebis), die bei der Junioren-WM in Zakopane den dritten Platz in der Nordischen Kombination gewann und mit dem Mixed-Team die Goldmedaille. Auch ihr sind die Ruhesteinschanzen wohlbekannt. Dort konnte sie unter Anleitung der Trainer ihre Sprungkraft und Laufstärke weiterentwickeln. Alle aktuellen Erfolge seiner erfolgreichen Wintersportler stellt der SV Baiersbronn Ski unter www.svb-ski.de vor.
Intensive Pflege
Einblick gab der SV Baiersbronn unserer Redaktion bei einem Trainingsabend im Ruhesteinstadion. Nachdem Klaus Faißt, der seit Jahren den Nachwuchs trainiert, die jungen Sportler bei der Schwarzwaldhalle in Baiersbronn in Empfang genommen und auf den Ruhestein gebracht hat, treffen dort weitere junge Athleten ein, selbst aus der Pfalz und dem unteren Murgtal.
Einmal mehr präsentiert sich die Winterseite des Ruhesteins als echtes Schneeloch. Durch die intensive Pflege der Schanzen und der 1,5 Kilometer langen Loipe findet der Nachwuchs im Stadion beste Bedingungen vor. Unterstützt wird Faißt an diesem Tag von Stella Marsano, die die Kinder an der Zehn-Meter-Schanze betreut. Diese Anlage hat mit einem nebenan laufenden Lift eine Besonderheit. Wenn es gut läuft, können die Kinder bis zu 30 Sprünge in der Stunde absolvieren. Das gebe es sonst nirgendwo in Deutschland, informiert Faißt. "Hier machen wir dreimal so viele Sprünge wie auf anderen Anlagen", erklärt er.
Derweil wird auch auf der 40er- und der 17er-Schanze engagiert trainiert. Bis zu zehn Sprünge absolvieren die Teilnehmer. Da es windstill ist, kommt für mehrere Jugendliche der große Moment: Sie dürfen erstmals über den Baken der K 40-Anlage. Unablässig werden die Sprünge von Faißt kommentiert und zum Teil gefilmt. "Klaus, wie war’s?" – diese Frage kommt immer wieder.
An den Trainingsabenden wird Faißt in der Regel von Jonathan Siegel unterstützt, der sein Team auf der 60-Meter-Schanze betreut. Aktuell absolviert Siegel im dritten von vier Jahren seine Ausbildung zum Diplomtrainer. Damit ist die Ausbildung im Verein auch für kommende Generationen gesichert. Auch sonst wird Faißt von mehreren Trainern, die zum Teil früher selbst im Weltcup starteten, unterstützt.
Hohe Leistungsdichte
Der Weg zum Erfolg wird für manchen Nachwuchssportler zum Marathon werden. Denn nur wenige können bei der hohen Leistungsdichte den Sprung in den Weltcup schaffen. Für viele ist die Ausübung des Sports im Verein eine echte Lebensschule. Das Training unter der Woche ist straff. Zweimal steht das Springen an, dazu einmal Skilanglauf im Skistadion Kniebis und ein Tag Hallentraining. Dazu kommen Fahrten zu den einzelnen Wettbewerben oder Meisterschaften.
Schade für die Arge Ruhestein, zu der neben dem SV Baiersbronn auch der SV Mitteltal-Obertal gehört, ist, dass aktuell keine hochwertigen Wettbewerbe mehr auf der 90er-Anlage stattfinden. Dabei hat die Schanze schon die ganz Großen der Szene gesehen. Mehrere Siege auf der heimischen Schanze hat David Siegel erzielt. Spannende Frauenskispringen fanden in den Jahren 2003 bis 2009 auf der großen Ruhesteinschanze statt. Olympiasiegerin Carina Vogt, die österreichische Skisprunglegende Daniela Iraschko und weitere Spitzenskispringerinnen waren dabei. Selbst der Österreicher Stefan Kraft – späterer Team-Olympiasieger und Weltrekordler im Skifliegen (253 Meter) – war bereits im Jahr 2009 bei den OPA-Spielen auf dem Ruhestein dabei. Dankbar ist Faißt, dass der SV Baiersbronn von der Gemeinde einen Zuschuss zur Erhaltung der Anlagen erhält. Damit werden zumindest die Fixkosten gedeckt. Doch diese Ausgaben lohnen sich: Durch ihre Erfolge werden die Baiersbronner Wintersportler zum Werbeträger für die Gemeinde.
Die Ruhesteinschanzen
Ein Erfolgsrezept des SV Baiersbronn sind die Ruhesteinschanzen. Sie ermöglichen im Winter ein ausdauerndes Training und reichlich Schneesprünge. Gesprungen wird auf den 60-, 40-, 17- und 10-Meter-Schanzen. Die 85-Meter-Schanze wurde nicht präpariert. Ihr fehlt eine gekühlte Spur, ohne die keine großen Vergleiche mehr möglich sind. Die hohen Kosten für solch eine Eisspur seien vom Verein nicht zu stemmen, resümiert Klaus Faißt. Der Verein hoffe, zumindest einmal die 60-Meter-Anlage mit einer Porzellan- oder gekühlten Spur ausstatten zu können – ohne Sponsor eher ein schwieriges Unterfangen. Eine Aufwertung bekam im vergangenen Herbst die 40-Meter-Schanze. Sie wurde nach der K 17-Schanze ebenfalls mit einer Porzellanspur ausgestattet. Die hat der SV Baiersbronn in Eigenleistung in Füssen abgebaut, nachdem der dortige Verein die Schanze aufgegeben hatte. Mit viel Engagement wurde die Spur im Oktober und November auf der 40-Meter-Anlage verlegt. Anfang Dezember startete der Trainingsbetrieb auf vier präparierten Schanzen. Nur zwischen Weihnachten und 12. Januar ließ Tauwetter keine Sprünge zu. "Da mussten wir kurzfristig auf die Mattenschanzen in Bad Peterstal-Griesbach ausweichen", berichtet Faißt, der seit Jahrzehnten erfolgreich den Nachwuchs des SV Baiersbronn trainiert.