In der Gaststube des Café Löffel geht es gemütlich zu. Doch nach der Kündigung durch den Hausbesitzer braucht die Einrichtung neue Räumlichkeiten. Foto: Schabel

Die Uhr tickt für das Café Löffel, nach der Kündigung durch den Hausbesitzer muss die Sozialeinrichtung ihr langjähriges Domizil in der Schützenstraße aufgeben. Doch auch nach zweimonatiger Suche konnte noch kein Ersatz gefunden werden.

Lahr - Ein Vormittag im Café Löffel, die Tische sind gut besetzt. Die Gäste genießen ihren Kaffee, der für sie ebenso wie das Frühstück umsonst ist. Für das Mittagessen wird ein kleiner Obulus fällig. Doch Menschen in Notlagen bekommen dort nicht nur eine warme Mahlzeit – sie können auch duschen und ihre Kleidung waschen, erhalten soziale Beratung und Hilfen. Für knapp 50 Personen dient das Café außerdem als Postadresse. Darunter sind Wohnungslose, die auf der Straße oder im Wald leben.

Einen Betroffenen hat unsere Zeitung im Oktober unter der Überschrift "Das Elend der Wohnungsnot in Lahr" vorgestellt: Einen 46-Jährigen, der in einem Schrebergarten vor den Toren der Stadt haust. Im Café Löffel findet er sozialen Anschluss, dort hat er auch Betreuer, die sich um ihn kümmern.

Doch die Tage der Einrichtung an dieser Adresse sind gezählt. Das Gebäude an der Ecke Schützenstraße/Feuerwehrstraße ist in Privatbesitz, im Herbst hat die Diakonie, der Träger des Café Löffel, die Kündigung erhalten. Bis Ende des Jahres sollte die Tagesstätte in neue Räume ziehen, sagt Annedore Braun, die Leiterin der Dienststelle Lahr, im Gespräch mit unserer Redaktion. Allerdings habe man bisher nichts Passendes gefunden.

Nachdem in den Lahrer Tageszeitungen über die Kündigung berichtet wurde, hätten sich zwar Bürger gemeldet und Mietobjekte vorgeschlagen – doch das Richtige sei noch nicht dabei gewesen. Auch der Freundeskreis des Café Löffel habe sich umgesehen, ohne einen neuen Standort aufgetan zu haben. Zusätzlich hätten Bürgermeister Guido Schöneboom und Senja Töpfer, die Amtsleiterin für Soziales, die städtischen Liegenschaften in den Blick genommen, ob sich darunter etwas für das Café anbietet – ebenfalls noch ohne positives Ergebnis.

Für das Café Löffel einfach eine frühere Privatwohnung umzufunktionieren – das reiche nicht aus, man suche durchaus etwas Größeres, betont Annedore Braun. 150 bis 200 Quadratmeter würden benötigt, ein Gastraum, Büroräume für die Betreuer, Räume für Waschmaschinen, Trockner und eine Kleiderkammer. Die Immobilie solle möglichst barrierefrei zugänglich sein, da manche Stammgäste Gehbehinderungen hätten. Eine leere Halle sei aber nicht das, was man sich wünsche, da die Tagesstätte auch heimelig und gemütlich sein solle, so Braun. Schließlich sei sie für viele Stammgäste wie ein zweites Zuhause. Ideal aus Sicht von Braun wäre dabei auch kein Standort mitten in der Stadt, da die Gäste nicht das Gefühl haben sollten, wie "auf dem Präsentierteller zu sein", wenn sie die Sozialeinrichtung aufsuchen.

Das Café Löffel gibt es seit 25 Jahren, seit 13 Jahren ist es im früheren "Schützen" untergebracht. Träger ist die Diakonie, die Stadt Lahr und der Ortenaukreis fördern die Einrichtung. In das Café kommen Menschen, da sie wohnungslos oder von Wohnungslosigkeit bedroht sind, sich in einer materiellen Notlage befinden oder bei persönlichen Problemen Unterstützung suchen. Das Café hat von Montag bis Freitag geöffnet. Bürger, die eine passende Immobilie für den künftigen Standort haben, werden gebeten, sich unter Telefon 07821/9 23 76 30 bei der Diakonie zu melden.