Auf ihr 30-jähriges Bestehen blickt die Tagespflege „St. Anna“ im Schwenninger Franziskusheim. Einrichtungsleiterin Nicole Kretzschmar (Fünfte von links) und Tagespflegeleiterin Ljerkica Simunec (Fünfte von rechts) freuen sich mit dem Team über den runden Geburtstag. Foto: Jochen Schwillo

Grund zum Feiern gibt es in der Tagespflege „St. Anna“ im Schwenninger Franziskusheim.

Vor 30 Jahren wurde diese Einrichtung innerhalb des Altenzentrums an der Neckarstraße 71 als Erste im Schwarzwald-Baar-Kreis eröffnet. Über 900 Menschen wurden hier bislang betreut.

 

Die Tagespflege ist ein wichtiges Instrument, um die häusliche Pflege so lange wie möglich zu ermöglichen und eine Brücke zwischen zu Hause und professioneller Unterstützung“, sagte Einrichtungsleiterin Nicole Kretzschmar während eines kleinen Festakts. Denn ohne ergänzende, unterstützende Angebote wie eine Tagespflege, wäre eine ambulante Hilfe nicht möglich.

Von der Stiftung St. Franziskus war die Bereichsleiterin für die Region Spaichingen, Nadja Merkle nach Schwenningen gekommen. Sie betonte, dass 30 Jahre eine beachtliche Zeit voller Geschichten, Begegnungen, Engagement und Veränderungen waren. „Wenn man so lange gemeinsam unterwegs ist, darf man auch ein bisschen stolz sein, auf das was in Schwenningen entstanden ist“, sagte sie, auch mit Blick auf die Menschen, welche die Tagespflege seit drei Jahrzehnten mit Leben erfüllt haben.

„Neuland betreten“

Nadja Merkle erinnerte an die Eröffnung der Tagespflege im Oktober 1995, welche die erste im Schwarzwald-Baar-Kreis war. „Damals wurde echtes Neuland betreten“, so die Bereichsleiterin. Denn im Januar 1995 war die Pflegeversicherung eingeführt worden und seinerzeit erkannte der damalige Einrichtungsleiter Lothar Schropp die Zeichen der Zeit. Er hatte den Mut und die Idee, das zusätzliche Angebot einer Tagespflege in die Tat umzusetzen. „Dieser Mut hat sich gelohnt und ausgezeichnet“, würdigte Nadja Merkle den Einsatz des früheren Heimleiters.

Begonnen wurde mit acht Plätzen in den Räumen des ehemaligen Kinderheims. Mit dem Erweiterungsbau 2004 wurden es zwölf Plätze. „Die heutigen Räumlichkeiten der Tagespflege sind bombastisch“, lobte Nadja Merkle. Viel wichtiger sind jedoch die Menschen und die Atmosphäre, die sie ausstrahlen. „Im Franziskusheim wurde echte Pionierarbeit geleistet“, stellte sie fest.

„Die Tagespflege nimmt in unserer Gesellschaft damals und heute eine besondere Rolle ein“, erklärte Nadja Merkle. Die Tagespflege entlastet auch Angehörige. „Es ist ein Ausdruck gelebter Solidarität zwischen den Generationen, im Franziskusheim nicht zuletzt auch durch die angrenzende Kindertagesstätte“, erläuterte Nadja Merkle. Das Tagespflegeteam verkörpert, was es in solch einer Einrichtung braucht, die Zuwendung und die Nähe zum Menschen, die jeden Tag für die Gäste zu einem Besonderen macht.

Rückblick in Zahlen

Vor gut zehn Jahren hatte sich Ljerkica Simunec auf die freigewordene Stelle der Tagespflegeleiterin beworben. „Die Entscheidung war richtig“, erinnerte Nadja Merkle. In den vergangenen 30 Jahren wurden pro Jahr rund 30 Gäste begleitet. „Das waren rund 900 Menschen, die durch unsere Türen ein- und ausgingen“, rechnete Bereichsleiterin Merkle vor und ergänzte, dass im vergangenen Jahr 15 Tagesgäste ins Altenzentrum gewechselt sind. Weiterhin berichtete sie, dass in 30 Jahren rund 78 000 Mittagessen zubereitet wurden und rund 300 000 Kilometer im Fahrdienst zurückgelegt wurden.

Oberbürgermeister Jürgen Roth berichtete, dass man 1995 im Franziskusheim den Bedarf nach einer Tagespflege erkannte und die Lücke geschlossen hatte. Für die Seniorinnen und Senioren, die nicht nur Betreuung, Gemeinschaft, Anregung und einen abwechslungsreichen Tag erleben, ist das wichtig, betonte der Oberbürgermeister. „Hier wird der Einsamkeit aktiv entgegengewirkt“, stellte Roth fest.

Sarah Keim von der AOK Schwarzwald-Baar-Heuberg hatte in ihrem Vortrag die Pflegeversicherung zum Thema. „Momentan gibt es in ganz Deutschland rund 5,7 Millionen Pflegebedürftige“, informierte die Sachbearbeiterin aus Villingen die Senioren und ergänzte, dass fast 80 Prozent aller Pflegebedürftigen im häuslichen Umfeld gepflegt werden. „Da ist die Tagespflege gerade recht, wenn man als Angehöriger über den Tag einmal etwas Unterstützung möchte“, berichtete Sarah Keim.