Gegen Vermutungen, die Tagespflege der Sozialstation in der Josengasse sei der Burladinger Corona-Hotspot, hat sich der Vorsitzende der kirchlichen Einrichtung, Jakob Nadler, jetzt gewehrt. Er spricht von lediglich zwei positiv getesteten Senioren und beklagt viel zu wenig Anerkennung und Information für den ambulanten Dienst.
Burladingen - Nadler steht in vollem Umfang hinter der Entscheidung seiner Pflegedienstleiterin Susanne Zimmermann, die die Tagespflege, "aus reiner Vorsicht und um auf Nummer sicher zu gehen", geschlossen habe. "Das war richtig. Wir machen das doch aus Fürsorge. Wir müssen doch auch unsere Mitarbeiter schützen", stellt Nadler klar. Zwar nutzten 36 Senioren regelmäßig die Tagespflege in der Josengasse und seien von der Schließung nun betroffen. Die älteren Menschen seien aber nicht jeden Tag immer alle da, denn insgesamt stünden ja nur zwölf Plätze zur Verfügung.
Durch das regelmäßige Fiebermessen bei den Patienten, so Nadler, sei man in der Einrichtung darauf gekommen. Zwei PCR-Tests von bereits geimpften Senioren seien positiv gewesen. Impfdurchbrüche nennt man das unter Wissenschaftlern und Laien mittlerweile. Und die träfen die geimpften Senioren jetzt zwar mit einem milden Verlauf, die Sozialstation, in der es bisher keinen einzigen Fall gegeben habe, aber sehr hart. Denn unter Quarantäne stünden jetzt eben viele der Tagespflege-Senioren und ein Teil der Pflegenden.
Viele Hausbesuche
Überhaupt, so kritisiert Nadler, sei während der ganzen Pandemie immer nur von den Pflegeinrichtungen die Rede gewesen. Was die ambulanten Dienste bundesweit und auch der in der Sozialstation St. Franziskus leisteten, sei viel zu wenig beachtet worden. "Das ist seit eineinhalb Jahren eine enorme Belastung für unsere Leute", zollt Nadler seinen rund 100 Mitarbeitern für ihren Einsatz Respekt. "Wir sind nicht der Corona-Hotspot, wir arbeiten mitten darin, direkt an der Front", sagt er und nennt Zahlen. "Wir machen täglich rund 250 bis 260 Hausbesuche in der ambulanten Pflege. Und das, ohne zu wissen, wer vorher bei den Senioren zu Besuch war oder sonst in ihrer Wohnung ein und aus geht. Wenn wir Covid positiv Getestete betreuen, gehen wir in Vollmontur da rein. Wir bringen im Monat 1000 Essen zu den Leuten, wir holen Senioren in Autos und Bussen ab und die Fahrer achten auf Abstände, Maske und Desinfektion."
Gleiches gelte für die Tagespflege, wo vom Desinfizieren der Tische und Sitzplätze über die Hand- und Geschirrhygiene ein enormer Mehraufwand auf den Schultern des Personals ruhe. Dass man aufgrund von täglichen Tests, peniblen Protokollen und genauen Kontrollen bisher "nichts absagen musste", schreibt Nadler der Sorgfalt und dem Einsatzwillen seiner Mitarbeiter zu.
Von den staatlichen Stellen würde sich der Vorsitzende der Sozialstation St. Franziskus mehr und schnellere Informationen wünschen. Er begrüßt es sehr, dass es auch in Burladingen in der kommenden Woche wieder einen Impftermin für Jedermann in der Stadthalle geben soll. Und er betont abschließend: "Wir sind Kirche. Wir sind seit März des vergangenen Jahres bei den Menschen. Jeden Tag. Jeden Samstag und Sonntag".