Russlands Präsident Wladimir Putin feiert wieder groß: den Sieg der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg über Nazi-Deutschland. Doch das Blutvergießen in der Ukraine überschattet alle propagandistische Show.
Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa mit der Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Weil die nächtliche Unterzeichnung der Kapitulationsurkunde nach Moskauer Zeit auf den 9. Mai fiel, wird in Russland traditionell an diesem Tag der Tag des Sieges begangen.
Für Russland ist dieser Tag der „heiligste Feiertag“, der „Tag des Sieges“ der Sowjetunion über Nazideutschland. Und er wird trotz der verheerenden russischen Verluste an Kriegsmaterial und Soldaten in der Ukraine „wie gewohnt“ über die Bühne gehen, vermeldet der Kreml.
Präsident Wladimir Putin soll an diesem 78. Jahrestag wieder eine Rede halten. Die Feier findet nach Angaben des Kremls „unter großen Sicherheitsvorkehrungen“ statt. Zuletzt hatten sich mutmaßliche Drohnenangriffe und Sabotageakte in Russland gehäuft, bei denen Züge entgleisten und Brände ausbrachen. Die Führung in Moskau macht Kiew verantwortlich. Mehrere Städte sagten die traditionellen Feierlichkeiten zum Weltkriegsende daher ab.
Schatten über dem „Tag des Sieges“
Bei der traditionellen Militärparade auf dem Roten Platz werden Tausende Soldaten aufmarschieren. Die Atommacht wird Panzer, Raketen und Kampfflugzeuge zur Schau.
Aber weil Russland einen brutalen Eroberungskrieg im Nachbarland führt, der Verwüstung über die Ukraine bringt und den Tod vieler eigener Soldaten fordert, fällt auch dieses Jahr wieder ein dunkler Schatten auf das propagandistische Großereignis.
Wichtigster Feiertag des Jahres
Russland und die meisten anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion feiern das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa immer am 9. Mai – im Gegensatz zu den westlichen Alliierten, die den Sieg über Nazi-Deutschland schon einen Tag zuvor begehen.
Der „Tag des Sieges“ ist in der Russischen Föderation der wichtigste Feiertag des Jahres. Er ist auch in Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Guernsey, Jersey, Kasachstan, Kirgisistan, Moldau, Serbien und Belarus ein gesetzlicher Feiertag.
Die Ukraine gedenkt bereits am 8. Mai der Kriegsopfer.
9. Mai: Kapitulation der Wehrmacht
Der Feiertag wurde 1965 in der damaligen Sowjetunion eingeführt, um an den Tag des Sieges über das Deutsche Reich im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) und das Ende des „Großen Vaterländischen Krieges“ zu erinnern.
Der deutsche Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel als Befehlshaber der Wehrmacht unterzeichnete die Kapitulationsurkunde erst am 9. Mai kurz nach Mitternacht. Vorgesehen gewesen war die Zeremonie zwar für den 8. Mai, aber ein Streit über die russische Fassung des Vertrages verzögerte den Akt.
8. und 9. Mai 1945
Insgesamt bestätigten deutsche und alliierte Offiziere die bedingungslose Kapitulation Hitler-Deutschlands zweimal mit ihren Unterschriften: am 7. Mai im französischen Reims und in der Nacht zum 9. in Berlin-Karlshorst.
Der Beginn der Waffenruhe war bereits in Reims auf den 8. Mai um 23 Uhr festgelegt worden. In Moskau war es da schon 1 Uhr am 9. Mai. Der Westen feiert also die Waffenruhe, die Ex-Sowjetrepubliken feiern die Kapitulation.