Der Tag des römischen Handwerks am und um das Streifenhaus im Bürgerpark war der Abschluss der Saison des gallo-römischen Arbeitskreises. Ein Schalenbrand mit „Lahrer Ware“ war ein interessanter Ersatz für den defekten Brennofen.
Isabell Kollmer und Patrik Fleig haben eine andere Art von gebrannter Keramik vorgeführt. Ziel der Schau war es, in einer der Schalen mittels Feuer und Sauerstoffentzug einen Brand aus glattem schwarzem Ton zu erzeugen. Das ist ein Merkmal der heute sogenannten „Lahrer Ware“, die hier sowie auch am gesamten Oberrhein archäologisch nachweisbar ist.
Wie bereits ausführlich berichtet, ist der Brennofen in diesem Jahr durch die Witterung so beschädigt worden, dass er nicht wieder aufgebaut werden wird. Der gallo-römische Arbeitskreis hat zum Ende der Saison einen spannenden Ersatz für den Lehmofen gefunden. Da die Feuerwehr und die Stadt einen echten Grubenbrand aus Sicherheitsgründen nicht zugelassen hatten, haben vor allem Kollmer und Fleig einen Schalenbrand als guten Ersatz inszeniert.
Mehr als zwei Stunden haben beide „Gallo-Römer“ in den Schalen eine ordentliche Glutschicht erzeugt. Über dem Feuer einer der zwei Schalen trockneten in der Zeit die selbst getöpferten Waren der Gruppe. Am Mittag „rührte“ das Duo (Originalton Fleig) die Glut „zu einer ausreichend dicken Schicht“ in beiden Schalen an. Dann verteilten sie die Werkstücke mittels Zange und dicken Handschuhen in der Glut. Um die überwiegend auf der Töpferscheibe gedrehten Schalen und Becher schichteten sie dann die Holzscheite so auf, dass die zu brennende Keramik ganz von Feuer und Glut umgeben war.
Der Clou ist das Laub
Der Clou war Laub, das auf einer der Schalen richtig geschichtet dem Feuer langsam aber stetig den Sauerstoff entzog. Kollmer erklärte, dass so auch die Keramik ohne Sauerstoffzufuhr hart brenne. Das Ergebnis sei dann ein komplett schwarzer Brand mit glatter Oberfläche.
Gegen 13.30 Uhr meldete Fleig knapp 1000 Grad in der Glut, wohlgemerkt in der Mitte einer der beiden Schalen. Fleig, im Leben außerhalb der gallo-römischen Welt Ingenieur, hatte zuvor einen simplen Holzrost auf dem Boden zusammengelegt, auf dem das Laub in einer dicken Schicht lag. Beide zusammen hoben den Rost mit dem gesamten Laub und dem entsprechenden Fingerspitzengefühl auf eine der zwei Schalen.
Auch ein Freiburger Archäologe ist dabei
Jetzt galt es, die Oberfläche der trockenen und sehr schnell entflammbaren Blätter so feucht zu halten, dass das Laub nicht „anbrannte“. Zum zweiten durfte es nur so viel Wasser sein, dass die Hitze bestehen blieb. Nach einer weiteren Stunde war der Brand fertig. Auf der anderen Schale, wo der Ton im Feuer aushärtete, war das Ergebnis ein klassischer Brand mit rotem Ton.
Die gesamte Gruppe hatte am Tag zuvor unter Anleitung eines Freiburger Archäologen, der in dieser Hinsicht technisch versiert ist, einen ersten Brand probeweise ausgeführt. Am Sonntag gab es die öffentliche Vorführung. Das sowie das Spektrum, das die Mitarbeiter des Museums und die engagierten „Gallo-Römer“ zum Abschluss des Jahres zeigten, sorgte, neben einem milden Oktobertag mit ein wenig Sonne, für guten Besuch.
Eine gute Bilanz
Der defekte Brennofen bei der Römeranlage im Bürgerpark ist natürlich ein Verlust aus Sicht des Museums und des gallo-römischen Arbeitskreises. Kathrin Lieb vom Museum zog am Sonntag am Tag des römischen Handwerks aber eine insgesamt gute Bilanz für das Jahr 2024. So war das gallo-römische Fest im Frühjahr auch aufgrund des Wetters ein guter Anfang. Auch der Sommer sei gut gelaufen, dieser sei im Gegensatz zum Jahr davor nicht gar so heiß gewesen. Dass der Brennofen nicht wieder repariert wird, sei schade. „Das Team war nach vier Jahren richtig eingespielt.“ Einen Ersatz für den Lehmofen wird es geben: Im kommenden Jahr soll ein Backofen anstelle des kaputten Brennofens gebaut werden. Das hat gleich zwei Vorteile. Zum einen ist der Brandschutz weniger aufwendig, da ein Backofen eben nur zum Backen dient und keine so extrem hohen Temperaturen erzeugt. Zum anderen kann der neue Ofen unkompliziert bei verschiedenen Gelegenheiten genutzt werden. Der Aufwand des Keramikbrandes hingegen war in den vergangenen Jahren immer so hoch, dass das nur einmal im Jahr möglich gewesen ist.