Was ist ein Wahrzeichen? Und welche wahren Geschichten stecken dahinter? Das Motto des diesjährigen Tag des offenen Denkmals hat die Stadt Wildberg dazu verführt, die Orgeln im Stadtgebiet in den Fokus zu rücken.
Der Tag des offenen Denkmals steht wieder vor der Tür. Das diesjährige Motto lautet: „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte – Den Augen wieder trauen“. Was kann man heute überhaupt noch glauben? Deep Fakes, künstliche Intelligenz und Fake News gehören längst zum modernen Leben, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. In Zeiten, in denen die Grenzen zwischen wahr und falsch, künstlich und echt verschwimmen, dienen Denkmale als authentische Zeugen, die man befragen könne. Sie seien verlässliche Wissensspeicher und dokumentieren als fassbare Zeugnisse das „Wahre“.
Auch in der Musik werde es immer schwieriger, zu unterscheiden, was echt, also handgemacht, ist und welche Musik künstlich erzeugt wurde, heißt es weiter. Deshalb widmen sich Wildberg und seine Stadtteile dieses Jahr einer „Nahaufnahme Orgel“ und dem Orgelspiel – besonders den fünf Orgeln in den evangelischen Kirchen.
In der Wildberger Martinskirche stellt Organistin Anja Saur ab 15 Uhr die Orgel vor, die von Orgelbaumeister Johann Weinmar circa 1772/1773 erstellt wurde. 1976 wurde das Gehäuse des Pfeifenwerks von Orgelbaumeister Hans Stehle erneuert. Das Hauptwerk (I. Manual) wurde übernommen und die Orgel von zwölf auf 21 Register erweitert. Saur wird Kostproben auf der Orgel geben. Vorher, ab 14 Uhr, lädt Kirchenführer Hansjörg Hummel ein, das religiöse Kleinod Martinskirche von 1467 gesamt zu betrachten. In dieser Kirche sind Spuren verschiedener Epochen zu bewundern, die zeigen, wie sich die Kirche im Lauf der Zeit gewandelt hat.
„Königin der Instrumente“ betrachten
In der Gültlinger Michaelskirche wurde die Orgel im Jahr 1815 ebenfalls von Johann Jakob Weinmar erbaut. Weinmar stammte aus Bondorf (bei Mötzingen) und gehörte zu einer berühmten Orgelbauerfamilie. Nach dem Gottesdienst – bei dem natürlich Orgelmusik erklingt – bietet Timo Roller ab 10.30 Uhr einen Einblick in die „Königin der Instrumente“ und beleuchtet ihre Geschichte und mit Wilhelm Mohr zusammen auch die Geschichte der Kirche. Thomas Dehmel, Orgelbauer aus dem Seitzental, wird in Gültlingen und Sulz am Eck vor Ort sein und Einblick in seinen Beruf geben.
In der Schönbronner Dorfkirche wird anschließend an den Gottesdienst ab 11 Uhr Helga Kugel vor Ort sein. Erstmalig beteiligt sich auch die Dorfkirche Schönbronn am gemeinsamen Denkmaltag. Helga Kugel zeigt die erst kürzlich renovierte Kirche und besondere Gegenstände und anschließend wird auch die Orgel gezeigt und erklingt natürlich ebenfalls.
Auch klanglich einiges zu hören
In der Sulzer Michaelskirche wird die komplexe Geschichte der Orgel – ebenfalls von Johann Jakob Weinmar Anfang des 19. Jahrhunderts gebaut – erläutert. Weinmar hatte eine Orgel in das bereits bestehende äußere Erscheinungsbild eingebaut. Diese ist allerdings nicht mehr erhalten. Das aktuelle Innenleben stammt aus dem Jahr 1963. In der Michaelskirche Sulz kann mit Timo Roller, Heide Dittus und Thomas Dehmel ab 14 Uhr Einblick in die Orgel und deren Geschichte genommen werden – anschließend lädt die Kirchengemeinde zum Austausch beim Kirchen-Kaffee.
In der Effringer Marienkirche werden die Organisten Eva Mönch und Sighard Lutz um 15 Uhr die Orgel der Kirche „Unserer lieben Frau“ von 1789 näher vorstellen. Ein Einblick in die Orgel wird gegeben und die Orgel kann natürlich auch klanglich erlebt werden.
Einblicke in den Orgelbau
Im Klosterhof und Heimatmuseum Wildberg wird an diesem Tag von der Band „Fifty Two“ ebenfalls handgemachte, echte Musik geboten. Ab 11.30 Uhr spielt die Band beim Weißwurst-Frühstück und weiter beim Herbstfest des Schwarzwaldvereins Wildberg im Klosterhof. Das Herbstfest im herrlichen Klosterareal wird bis 17 Uhr dauern.
Verlängert von 11 bis 17 Uhr ist deshalb auch das Wildberger Heimatmuseum im Kloster Maria Reuthin mit den beiden Sonderausstellungen „70 Jahre Schäfertanz und Festspiel“ im Obergeschoss sowie den „Kaffeekannen“ im Untergeschoss kostenfrei geöffnet.
In der Werkstatt „Orgelbau Rohlf“ im Seitzental wird Orgelbauer Thomas Dehmel das Thema „Nahaufnahme Orgel“ ab 17 Uhr abrunden. Er gibt einen Einblick in sein Handwerk direkt in der Werkstatt „Orgelbau Rohlf“ zu geben. Hierzu ist die Teilnehmerzahl auf 20 Personen begrenzt, deshalb ist eine Anmeldung unter www.grenzsteinpfad.de bis 4. September zwingend erforderlich. Nach der Anmeldung erfährt man auch die genaue Adresse und ob noch Plätze frei sind.