Festredner Erwin Teufel (re.) und Michael Voigtländer vom Institut der deutschen Wirtschaft in der Liederhalle Foto: Lichtgut/Horst Rudel

Die Mitglieder des Vereins Haus und Grund Stuttgart sind verärgert. Der Tag des Eigentums in der Stuttgarter Liederhalle sollte eigentlich die Bedeutung von Immobilien aufzeigen. Im Vordergrund standen aber die „vielen Anfeindungen“, denen Hausbesitzer vor allem seitens der Politik aktuell ausgesetzt sind.

Stuttgart - Steuererhöhungen, Legionellen-Prüfungen und energetische Sanierungen würden eine hohe Belastung für Eigentümer bedeuten, beklagte sich Klaus Lang, Erster Vorsitzender des Vereins. Auch die Mietpreisbremse hält er für „kontraproduktiv“, da der Mietanstieg auch in Wachstumsregionen abgeflacht sei.

Insgesamt 70 000 Wohnungen werden von den Mitgliedern des Vereins in Stuttgart vermietet. Aufgrund der hohen Nachfrage ist der Quadratmeterpreis in Stuttgart seit 2010 von 8,30 Euro auf 9,50 Euro gestiegen. Dass dieser Trend weiter anhalten wird, bekräftigte auch Michael Voigtländer vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln.

In seinem Gastvortrag warnte auch er vor den „gravierenden Fehlern der Politik“, die aktuell gemacht würden. „Die Mietpreisbremse kommt einem Mietstopp gleich. Mieter würden noch mehr über ihren sozialen Status ausgewählt werden, und die Vermieter ziehen sich nach und nach zurück“, sagt Voigtländer. Die Lösung für das Problem sieht er im Neubau von Wohnungen und Häusern, sowohl „in die Höhe, als auch in die Breite“. Auch der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs sieht er als Option. So könnten die Menschen die Annehmlichkeiten der Stadt in Anspruch nehmen, ohne direkt dort zu wohnen

Als Hauptreferent sprach sich auch der ehemalige Ministerpräsident Erwin Teufel gegen die angestrebte Preisbindung aus, da dies die Dynamik der Marktwirtschaft bremsen würde.

„Die größte Errungenschaft in der deutschen Geschichte ist das Recht auf Freiheit. Dazu gehört auch das Recht auf Eigentum“, betonte Teufel in seiner Rede. Auch die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank verurteilte er scharf. Diese würde Spekulationen auf dem Wohnungsmarkt anfachen und einen Absturz der Immobilienpreise riskieren.

Die Hauseigentümer sehen sich in letzter Zeit zu Unrecht in der Kritik. Gerade der Mieterverein würde eine regelrechte „Stimmungsmache“ betreiben, sagt Klaus Lang. Besonders die Plakataktion vor einigen Wochen, die auf leerstehenden Wohnraum in der Stadt aufmerksam gemacht hat, kritisiert er stark. „Kein Hausbesitzer lässt sein Wirtschaftsgut aus Jux und Tollerei einfach brachliegen“, sagt er.

Der Verein Haus und Grund wünscht sich von der Landesregierung ein höheres Entgegenkommen und eine Wertschätzung seiner Leistung. So kooperierte er in diesem Jahr zum zweiten Mal mit dem Studierendenwerk. Dabei appellierten sie an ihre Mitglieder, Einliegerwohnungen und ungenutzte Räume für Studenten zur Verfügung zu stellen. Mit dieser Aktion wollten sie dem Wohnungsmangel zu Semesterbeginn entgegenwirken.