Walter Gonser war am Tag der Begegnung durch Krankheit verhindert; für ihn sprang sein Sohn Michael am Rednerpult ein. Quelle: Unbekannt

Die Lebensleistung eines Pioniers des Uhrenbaus wurde am 26. Tag der Begegnung im Philipp-Matthäus-Hahn-Museum gewürdigt – aber diesmal war es nicht Hahn, sondern ein anderer: John Harrison, der Schöpfer des ersten präzisen Marinechronometers.

Die Lebensleistung eines Pioniers des Uhrenbaus wurde am 26. Tag der Begegnung im Philipp-Matthäus-Hahn-Museum gewürdigt – aber diesmal war es nicht Hahn, sondern ein anderer: John Harrison, der Schöpfer des ersten präzisen Marinechronometers.

Albstadt-Onstmettingen. Eigentlich hatte Walter Gonser persönlich kommen wollen, um seinen Vortrag über Harrison zu halten, doch dann hatten kurzfristig aufgetretene gesundheitliche Beschwerden dem 90-Jährigen, der aus Tailfingen stammt, aber in Rosenfeld zu Hause ist, einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Konsequenz lautete "Buben, ihr müsst ran!" – anstelle von Walter Gonser verlasen seine beiden Söhne Michael und Patrick das in wochenlanger Arbeit entstandene Manuskript und vertraten ihren Vater würdig.

Wobei sie leichtes Spiel hatten: "Die Suche nach dem Längengrad" war eine spannende Lektüre, der das Publikum – zur Freude des Fördervereinsvorsitzenden Fritz Brenner war kein Platz unbesetzt geblieben – gebannt lauschte. Als Prolog hatte Reinhard Fritsch auf dem Klavier den Cool-Jazz-Klassiker "Take Five" intoniert; danach ergriff Michael Gonser das Wort – sein Bruder Patrick spielte die Bilder ein.

Er huldigte zuerst einmal dem Genius loci: Wohl kaum ein Ort sei in gleicher weise prädestiniert für einen Vortrag über Philipp Matthäus Hahns Zeitgenossen John Harrison wie der Kasten. Zu dieser Zeit, als Britannia zwar die Weltmeere beherrschte, aber manchmal technische Schwierigkeiten damit hatte, machte ein Problem den Navigatoren schwer zu schaffen: Nicht selten verloren die Schiffe jegliche Orientierung und gerieten in Seenot, da sich die geografische Länge nicht genau ermitteln ließ. Für eine Lösung setzte das britische Parlament schließlich eine Summe von 20 000 Pfund Sterling aus – "heute wäre das ein zweistelliger Millionenbetrag", erläuterte Michael Gonser. Es galt, die Position eines Schiffes auf einen halben Längengrad genau zu ermitteln – sogar ein "Längengradausschuss" wurde eingesetzt.

John Harrison war zwar gelernter Zimmermann, hatte sich aber schon früh mit Uhren beschäftigt und eigene konstruiert. Für eine Standuhr entwickelte er ein Holzräderwerk mit Zahnrädern, in deren Nuten Eichenholzplättchen steckten, danach ein käfiggeführtes Rollenlager und schließlich ein Rostpendel mit Stäben aus Messing und Stahl, die dessen Temperaturabhängigkeit kompensierten, und einer verstellbaren Pendellinse als Gewicht. Damit gelang es ihm, die Präzision seiner Uhren entscheidend zu verbessern – und genau um präzise Zeitmessung ging es beim Längengradproblem: Was gebraucht wurde, war ein Marinechronometer, der exakt ging.

Am Ende sprach der König ein Machtwort

Geniale Einfälle sind nicht alles – Harrison brauchte erstens Geld, weshalb er ein – zinsloses – Darlehen aufnahm, und zweitens Zeit. Fünf Jahre lang baute er an der Marineuhr H1, die 36 Kilogramm wog und sich auf einer Testfahrt mit der HMS Centurion nach Lissabon bewährte. Es folgten die noch schwerere H2 aus Messing und Bronze, danach die H3 und schließlich die H4, der Ertrag von 20 Jahren Tüftelei. Eine dreimonatigen Seereise nach Barbados erweisen, ob das System brauchbar war; am Ende betrug die Abweichung nur ein Grad, aber das war dem Längengradausschuss immer noch zuviel. Er verlangte eine weitere Testfahrt, für die der bereits hochbetagte Harrison zusammen mit seinem Sohn William das Modell H5 entwickelte.

Am Ende entschied der König höchstpersönlich: Georg III. befand, dass John Harrison seine Aufgabe erfüllt habe und die gesamten 20 000 Pfund auszubezahlen seien. Zu Recht: Harrisons Marinechronometer wiesen den Weg zur genauen Längengradbestimmung: "Noch heute ist das Marinechronometer dafür die gebräuchlichste Anwendung auf See", schloss Michael Gonser seinen Vortrag.