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Von Stuttgart nach Frankreich sind es mit dem Auto gerade mal eineinhalb Stunden, mit Straßburg haben wir eine nahe liegende Partnerstadt – in Stuttgart gibt es aber kaum ein französisches Restaurant.

Stuttgart - Von Stuttgart nach Frankreich sind es mit dem Auto gerade mal eineinhalb Stunden, mit Straßburg haben wir eine nahe liegende Partnerstadt – in Stuttgart gibt es aber kaum ein französisches Restaurant. Gefühlt zweihundertzwölf Italiener, aber die Küche, die auf der ganzen Welt Maßstäbe gesetzt hat, erreichte unseren Landesteil nur in den Gourmettempeln.

Ganz Stuttgart in der Hand der Italiener? Nein! Ein kleines gallisches Dorf . . . pardon, ein großes gallisches Hotel tut etwas dagegen. Im Le Méridien, neben dem Schlossgartenhotel und dem Graf Zeppelin eine der drei Nobelherbergen in der Stadt, macht sich die französische Lebensart breit. Im Hotelrestaurant Le Cassoulet kann man bereits speisen wie Gott in Frankreich, jetzt gibt’s noch eine neue Weinbar im Programm namens Le Médoc. So heißt die Region bei Bordeaux, und die Speisekarte lässt sich ganz auf die Gegend ein. Médoc ist Programm. Es gibt Austern, ein halbes Dutzend zu 14 Euro, wer ein Glas Champagner dazu trinken möchte, muss 22 Euro bezahlen. Ein wahres Schnäppchen sind die Vorspeisen, zwei Scheiben Wildschweinpastete mit Gewürzgurken und Heidelbeeren ebenso für vier Euro wie Tintenfisch in Öl, Terrine de Canard oder Paté vom Hirsch – jeweils mit Brot, Olivenöl und Fleur de Sel. Allein diese Häppchen genügen, um satt zu werden, und bieten eine hervorragende Grundlage, sich durch die Weinkarte zu trinken. 30 offene Weine, die Mehrzahl natürlich aus dem Médoc, stehen zur Auswahl; vom einfachen Entre deux Mers (0,2 l für 5,90 Euro) bis zum wuchtigen roten Château Chantelys (0,2 l für 11,50 Euro). Was nicht aus Frankreich kommt, muss in der Nähe des Hotels gewachsen sein, die württembergischen Vertreter zeugen ebenfalls von einem guten Geschmack: Haidle, Neipperg, Wöhrwag, aber auch die Stadt Stuttgart mit ihrem Weingut oder ein eher unbekannter Winzer wie Klaus Dieter Warth sind hier vertreten.

Man kann sich im Médoc auch richtig satt essen, etwa an einem Confit de Canard (19 Euro), dessen Fleisch schon in seine Einzelteile zerfällt, und wozu es eine mehr als üppige Portion Kartoffeln und schön knackigen Rosenkohl gibt. Aber auch die Quiche für zehn Euro mit gemischtem Salat erfüllt hervorragend den Magen und die Erwartungen. Mit Boeuf Bourguignon (18 Euro) und dem Coq au Vin (18 Euro) finden sich weitere Klassiker aus dem französischen Schmortopf auf der Karte. Natürlich auch die Meeresfrüchteplatte (21,50 Euro), der ich aber jederzeit die Austern mit dem Champagner vorziehen würde, da sie nicht viel mehr Aufregendes zu bieten hat als eben die sechs herrlich frischen Muscheln.

Der Tipp: Ganz langsam herantasten. Vorspeise und Hauptspeise in der Kombination sind etwas für gute Esser. Wer sich das alles gönnt, muss am Ende womöglich auf die Crème Brûlée verzichten. Und das wäre sehr schade. Denn wesentlich näher kommt man Frankreich in unserer Stadt kaum.

Küche: Wenig aufwendig, gute Produkte und Klassiker

Atmosphäre: Hübsch renoviert mit Weinkisten als Wandverkleidung

Preis-Leistungs-Verhältnis: Ein idealer Ort, um auch al günstig eine Kleinigkeit zu essen

Adresse: Das Le Médoc liegt im Durchgang des Hotels Le Méridien zum Kernerplatz hoch. Willy-Brand-Straße 30, 70173 Stuttgart. Telefonnummer 07 11 / 22 21 - 18 58.www.lemeridien-stuttgart.de/le_medoc.html

Öffnungszeiten: von Dienstag bis Samstag von 18 bis 24 Uhr.

Extras: Die Weinstube kann für mittlere Feierlichkeiten komplett gebucht werden.

Anfahrt: Mit verschiedenen Stadtbahnen bis zur Haltestelle Staatsgalerie, durch den Mittleren Schlossgarten ist das Lokal vom Hauptbahnhof aus gut zu erreichen. Im Hotel selbst gibt es eine Tiefgarage, Parkplätze rund um den Kernerplatz sind eher schwer zu finden.