Der Haslacher Tafelladen, der Kunden aus dem Kinzigtäler Umland versorgt, ist im Bahnhofsgebäude untergebracht. Foto: Kleinberger

Der Haslacher Tafelladen ist am Donnerstag zum ersten Mal geöffnet gewesen. Schon vor dem Startschuss um 12.30 Uhr bildete sich eine Schlange vor dem Eingang.

Haslach - Zunächst werden bei dem Tafelladen in Haslach, der eine Ausgabestelle der Tafel Offenburg ist, 80 Familien bedient. Diese stammen laut Wolfhart von Zabiensky, Vorsitzender der Tafel Offenburg sowie der Tafeln Baden-Württemberg, aus der Region rund um Haslach und der Hansjakobstadt selbst: Hausach, Fischerbach, Mühlenbach, Steinach, Biberach und Bollenbach. Wären auch noch die Kunden aus Zell und Gengenbach dazu gekommen, wären es zum Start 280 gewesen – das würde das Team vielleicht schaffen, wenn es eingespielt sei, aber keinesfalls zum Start, so von Zabiensky.

Außerdem sei zu erwarten, dass der Kundenkreis in Haslach sich noch erweitere, blickte der Tafel-Vorsitzende in Hinsicht auf das Containerdorf voraus, in dem Flüchtlinge untergebracht werden sollten. Die Kunden, die ab jetzt donnerstags im Haslacher Tafelladen ihre Lebensmittel erwerben, haben beim letzten Einkauf in Offenburg ein entsprechendes Schreiben mitbekommen.

Anlässlich der Eröffnung waren die für den Tafelladen Engagierten zunächst zu einer kleinen Feierstunde zusammengekommen. Von Zabiensky nutze den Rahmen, um ihnen zu gratulieren und den vielen engagierten Helfern, Spendern sowie Freunden der Einrichtung zu danken, die es ermöglichten, dass der Tafelladen in Haslach angesiedelt werden konnte.

Anders als andere caritative Einrichtungen oder Vereine "haben die Tafeln keine Institution im Rücken, die sie unterstützt", so von Zabiensky. Im Rahmen des bürgerschaftlichen Engagements sei damals mehr oder weniger aus dem Nichts eine große soziale Bewegung entstanden.

Tafelläden leisten kleinen Beitrag zur Teilhabe

Die erste Tafel in Baden-Württemberg wurde vor 30 Jahren gegründet, als der große Flüchtlingsstrom aus Jugoslawien kaum mehr anders zu bewältigen war. Aber damals haben die Helfer es geschafft. "Und ich bin mir sicher, dass wir auch die heutigen Voraussetzungen meistern werden", sagte von Zabiensky.

Und es werden mehr: Die Schere zwischen Arm und Reich klaffe immer weiter auseinander; laut der aktuellen Armutsstatistik seien 13,9 Prozent der Menschen in Baden-Württemberg betroffen. "Das ist alarmierend", sagte der Tafel-Vorsitzende.

"Es ist unsere gemeinschaftliche Aufgabe, ein kleines Stück Teilhabe zu ermöglichen", sagte von Zabiensky – die Tafelläden würden helfen, das Haushaltsbudget in vielen Familien zu entspannen. Der Stadt Haslach dankte er dafür, dass sie das Objekt zur Verfügung gestellt hat und bei der Planung unterstützte.

Bürgermeister Philipp Saar war "sehr froh, dass wir es geschafft haben, hier einen Tafelladen aufzubauen". Das Thema stimme ihn grundsätzlich nachdenklich, aber bedauerlicherweise würden Einrichtungen wie die Tafel in Deutschland gebraucht. Die Lage im Bahnhof sei sehr vorteilhaft: Gute ÖPNV-Anbindung, ein ausreichend großer Vorplatz, auf dem der Liefer-LKW halten kann und zwei Eingänge, die den Kundenstrom steuern. "Das ist ein guter Platz, an dem Sie helfen können", sagte Saar. Aus der Simon-Fink-Stiftung hat der Tafelladen eine "kleine Anschubfinanzierung" von 2000 Euro erhalten, sagte Saar und verwies darauf, dass die Möblierung vom Vorbesitzer übernommen und dem Tafelladen zur Verfügung gestellt wurde. Den Helfern dankte er für ihr großes Engagement und wünschte immer gute Nerven. Der Tafelladen sei ein Mehrwert für die gesamte Region.

Von Zabiensky ergänzte, bis vor wenigen Jahren hätten die Tafeln unter der Prämisse gearbeitet, das Angebot so lange aufrecht zu erhalten wie nötig. "Inzwischen wissen wir, dass es ohne uns nicht mehr gehen wird", sagte er abschließend.

Zur finanziellen und ideellen Unterstützung des Haslacher Tafelladens soll ein Förderverein gegründet werden. Die Gründungsversammlung findet am Montag, 12. Dezember, ab 19 Uhr im DRK-Heim in der Neuen Eisenbahnstraße statt. An diesem Abend werden die Satzung festgelegt und ein Vorstand gewählt. Interessierte sind eingeladen.