Die Jugendlichen hoffen am Samstag auf freigiebige Passanten. Foto: Schneider

Die Jugendlichen beider Kirchengemeinden wollen an den Sulzer Supermärkten die Tafel unterstützen. Von 10 bis 14 Uhr sammeln sie verschiedene Produkte, die zahlreichen bedürftigen Menschen zugute kommen. Die ökumenische Aktion ist eine Premiere.

Aufmerksam sitzen die rund 20 Jugendlichen in den Räumlichkeiten der Sulzer Tafel.

 

Sie kommen von überall her – etwa aus der Kernstadt, Schillerhöhe und Kastell, aber auch Hopfau, Dürrenmettstetten und Glatt sowie Fischingen und Holzhausen. Auch Vöhringen ist vertreten.

Aktion „Kauf eins mehr“

Die Konfirmanden und Firmlinge, die die 8. oder 9. Klasse besuchen, gehen zwar oft auf unterschiedliche Schulen, haben aber ein gemeinsames Ziel: „Uns geht es so gut, da ist es wichtig, dass wir etwas abgeben“, erklärt einer.

„Wir können ärmeren Menschen helfen“, ist ein anderer überzeugt. Und ein Mädchen sagt: „Ich mag es, mich sozial einzusetzen und anderen zu helfen.“

Doch um was geht es? Am Samstag werden die Jugendlichen von 10 bis 14 Uhr an den Supermärkten in Sulz stehen und Passanten ansprechen, ob sie denn nicht ein oder mehrere zusätzliche Produkte einkaufen wollen.

Kühltransporter kommt vorbei

Diese „überzähligen“ Artikel sammeln sie – haltbare Lebensmittel in schwarzen Kisten, Milchprodukte oder anderweitig kühlbedürftige Ware in blaue Kühlboxen – an Ort und Stelle.

Natürlich haben die Jugendlichen auch ausführliche Informationen parat, welche Artikel für die Aktion „Kauf eins mehr“ geeignet sind. Regelmäßig kommt dann der neue Kühltransporter vorbei, um die Waren zur Tafel in die Bergstraße zu bringen.

Film wird zum Auslöser

Wie kommen die Jugendlichen dazu, sich auf diese Weise ehrenamtlich zu engagieren? Denn bei der Vorbesprechung wird klar: viel freie Zeit haben sie eigentlich nicht, sind an dem Wochenende oftmals selbst bei Fußballspielen oder Tennis fest eingeplant.

Dennoch ist es ihnen ein Anliegen, mehrere Stunden an den Eingängen der Supermärkte zu stehen. Auslöser war ein Film, den die Konfirmandengruppe über soziales Engagement von Jugendlichen gesehen habe, verrät Pfarrer Wolfgang Müller.

Erstes ökumenisches Projekt

„Daraus entstand die Idee, die Aktion ‚Kauf eins mehr‘ der Tafel zu unterstützen, erklärt er. Und dabei habe man sich gleich mit den Firmlingen der katholischen Kirchengemeinde um Carmen Wössner zusammengetan.

„Das ist das erste ökumenische Projekt dieser Art“, freut sie sich. Und spricht den Jugendlichen ihren vollen Dank aus, dass sie sich für die Schwächeren in der Stadt einsetzen.

Viele Kinder betroffen

Dass dieser Einsatz nötig ist, betont Tafelleiterin Sabine Göhring. „Zu Spitzenzeiten gab es 258 Ausweis-Berechtigte, die wegen Bedürftigkeit ihre Lebensmittel hier kaufen konnten“, erinnert sie sich.

Zwar sei dies wieder gesunken – aktuell gäbe es jedoch immer noch über 100 Ausweise. Allerdings kämen au einen Bezugsberechtigten meist zwei weitere Personen im Haushalt. „Wir gehen von über 300 Personen aus, die Hälfte davon Kinder“, gibt Göhring einen Einblick.

Essen und Bildung

Der Bürgergeld-Regelsatz für Alleinstehende und Alleinerziehende belaufe sich auf 563 Euro im Monat. „Für Nahrung sind 195,35 Euro vorgesehen, für Bildung 2,03 Euro schlüsselt sie auf.

Bei Kindern im Haushalt werde das entsprechende Kindergeld allerdings wieder abgezogen. „Es stimmt also nicht, dass die Leute so viel Geld bekommen“, räumt Göhring mit einer weit verbreiteten Behauptung auf.

Vieles wird gebraucht

Gründete sich die erste Tafelorganisation vor über 30 Jahren in Berlin, gibt es den Sulzer Ableger seit 2004. Göhring selbst kam übrigens auch durch die katholische Jugendarbeit zu der Organisation, seit mittlerweile elf Jahren hat sie deren Leitung inne.

„Wir können Milch, Zucker und Öl gebrauchen“, erklärt sie. Diese seien aufgrund der gestiegenen Lebensmittelpreise vor allem für Menschen mit geringem Einkommen sehr teuer geworden. Aber auch haltbare Lebensmittel wie Nudeln, Reis oder Konserven seien wichtig.

Schokohasen und Grapefruits

Aktuell seien Mais-Dosen etwa sehr gefragt, aber – mit Blick auf das anstehende Osterfest – auch kleine Schokohasen, um den Kindern eine Freude zu machen.

Klage man in den USA über Eiermangel, sieht man sich bei der Tafel dank dem Engagement des Geflügelhofs Schnekenburger auf der sicheren Seite. Und sie hat noch eine skurrile Anekdote parat. „Wir bekommen auch viele geschälte Grapefruits“, sagt sie und deutet auf eine der runden Südfrüchte.

Der Hintergrund: Da für den Schwarzwälder Monkey 47 Gin nur die Schalen der Zitrusfrucht benötigt werden, wird die übrig gebliebene Frucht an die Sulzer Tafel weitergegeben.

Tafelladen Sulz

Spenden
Die Tafel hat jeden Dienstag geöffnet, von 13.30 Uhr bis 17 Uhr werden die Lebensmittel ausgegeben, auch der Kleiderladen ist offen.

Engagement
Das Tafel-Team freut sich sowohl über Sach- als auch Geldspenden. Ebenfalls werden Fahrer gesucht, die die Lebensmittel am Dienstagmorgen abholen und auch schwerere Kisten tragen können.