Thomas Brehm und die Verantwortlichen der Tafel laden zur Wärmestube ein. Für diese Aktion suchen sie noch Helfer. Foto: Wagner

Es war ein schweres Jahr für die Tafel. Die Zahl der Bedürftigen ist drastisch gestiegen, die Mitarbeiter kamen an ihre Grenzen. Dennoch haben sich die Verantwortlichen ein neues Angebot einfallen lassen, um für ihre Mitmenschen da zu sein. Im Januar eröffnet die Wärmestube.

Oberndorf - Unter dem Motto "wir sitzen gemeinsam an einem Tisch" lädt die Tafel ab dem 12. Januar jeden Donnerstag ins Don-Bosco-Haus ein. Ähnlich wie bei einer Vesperkirche sollen unterschiedlichste Menschen zusammenkommen, alle Bürger sind eingeladen. "Es geht um Gemeinschaft, um Wärme, um gemeinsames Essen", so die Idee dahinter, erzählt Diakon Thomas Brehm.

In der Kälte ausharren

Er ist seit zwei Jahren für die Tafel pastoral verantwortlich. Er beobachtet jeden Winter, wie die Tafel-Kunden bei der Kälte anstehen und Wind und Wetter trotzen müssen. Dabei werden sie von einigen Mitbürgern des Öfteren auch angepöbelt. "Ich bin davon immer noch berührt und schockiert", sagt der Diakon.

Er wollte den Menschen etwas besseres bieten, sie sollten nicht mehr in der Kälte ausharren müssen. Die Wärmestube wird daher zur gleichen Zeit, wie die Tafel öffnen. Die Menschen sollen auf eine würdige und wertschätzende Art aufgenommen werden.

Weg vom Präsentierteller

"Es ist nicht immer einfach, zur Tafel zu gehen. Die Wärmestube bringt die Menschen vom Präsentierteller weg", sagt Brehm. Zugleich richtet sich das Angebot an alle Bürger, sodass eine vielfältige Gemeinschaft entstehen soll – daher auch das Motto "wir sitzen gemeinsam an einem Tisch".

Dabei gehe es nicht nur um das Essen. Die Menschen sollen auch die Möglichkeit bekommen, Beratung und Begleitung in Anspruch nehmen zu können.

Helfer gesucht

"Mir ist zuerst die klassische Vesperkirche in den Sinn gekommen, aber die Organisation einer Vesperkirche ist so umfangreich, dass wir uns entschlossen haben, es bei der Größe einer Wärmestube zu belassen", verrät er weiter.

Ein ähnliches Angebot habe es bereits in früheren Jahren mal gegeben, erinnert sich der Diakon. Doch das Angebot wurde von den Tafelkunden nicht rege genutzt. Zugleich war die Belastung für die Tafelmitarbeiter enorm. Daher wolle man dieses Mal eigens für die Wärmestube freiwillige Helfer suchen, damit die Tafelmitarbeiter nicht unter der Doppelbelastung zu kämpfen haben.

Momentan benötige man noch Helfer, die kochen, das Essen ausgeben und die Menschen in der Wärmestube betreuen. Man habe schon einige Ehrenamtliche gefunden, dennoch sei man auf weitere Helfer angewiesen, erklärt der Diakon. Am 5. Januar, eine Woche vor dem Start der Wärmestube, findet im Don-Bosco-Haus ein Infotreffen für diejenigen statt, die sich engagieren wollen. Die Verantwortlichen hoffen, dass sich viele Menschen angesprochen fühlen und zum Treffen kommen.

Lage weiter angespannt

Und was wird gekocht? "Wir kochen in jedem Fall regionale und saisonale Lebensmittel", versichert Brehm. Es wird zwei Gerichte zur Auswahl geben, eins davon vegetarisch. Die Mahlzeiten kosten drei Euro. Kinder unter zehn Jahren müssen nichts bezahlen, für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren kostet ein Gericht 1,50 Euro. Tafelkunden zahlen 50 Cent. Aufgetischt wird von 12 bis 14 Uhr. Im Anschluss gibt es noch Hefezopf und heiße Getränke – kostenlos.

Die Lage in der Tafel bleibt derweil angespannt. Die Zahl der Kunden nimmt immer noch zu. Die Verantwortlichen rechnen aufgrund der wirtschaftlichen Lage weiterhin mit einer steigenden Tendenz. Die Warenspenden aus den Supermärkten seien immer noch knapp, sagt Brehm. Insbesondere bei den lang haltbaren Lebensmitteln.

Brehm hebt die Leistung der vielen Ehrenamtlichen hervor, die sich in der Tafel engagieren. Ohne sie wäre man nicht durch die angespannte Zeit gekommen. Auch die vielen Spender haben einen Teil dazu beigetragen. "Wir sind überwältigt von der großen Unterstützung, die wir durch ganz viele Menschen erfahren." Doch insbesondere die Wertschätzung, der Zuspruch und die aufbauenden Worte würden den Verantwortlichen und Ehrenamtlichen Mut machen. "Darüber sind wir sehr dankbar und wir werden dadurch in unserer Arbeit bestärkt", sagt Diakon Thomas Brehm.

Info

Die Wärmestube findet ab dem 12. Januar immer donnerstags zwischen 12 Uhr und 17 Uhr im Don-Bosco-Haus statt. Der letzte Termin ist der 9. Februar. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Der Raum ist für 25 bis 30 Personen ausgelegt. Ein Info-Treffen für Helfer findet am 5. Januar um 17 Uhr, ebenfalls im Don-Bosco-Haus, statt.