Hohe Preise, knappe Lebensmittel und steigende Flüchtlingszahlen stellen die Tafel vor enorme Herausforderungen. Das hat auch Folgen für die Bedürftigen. Doch die Verantwortlichen setzen alles daran, den Betrieb am Laufen zu halten.
Oberndorf - Die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine, die zur Tafel kamen, hatten nicht einen Cent in der Tasche. Dennoch wurde ihnen geholfen. Man gab ihnen kostenlos Lebensmittel, erklärt Diakon Thomas Brehm. Damit folgte man auch der Empfehlung des deutschen Tafel-Dachverbands. Die Folge: Ein Minus von rund 1000 Euro innerhalb von 14 Tagen in der Tafelkasse. Angesichts gestiegener Energie- und Spritkosten nicht gerade leicht zu verkraften.
50 bis 60 Geflüchtete
Die Kostensteigerung wolle man nicht an die Kunden weitergeben, diese sollen weiterhin günstig einkaufen können, so Brehm. Doch das gestaltet sich nicht gerade einfach. Auch wenn man weit vom Bankrott entfernt sei, die Tafel benötige schätzungsweise 8000 bis 9000 Euro mehr im Jahr, "um auf ein normales Ergebnis zu kommen", so Brehm.
Gleichzeitig steige die Nachfrage nach dem Angebot, nicht zuletzt auch aufgrund der Menschen aus der Ukraine. Rund 50 bis 60 Geflüchtete kaufen inzwischen regelmäßig im Laden ein, erklärt Thorsten Sosinski, Vorsitzender des evangelischen Kirchengemeinderats. Die beiden Kirchengemeinden betreiben den Tafelladen.
Regale werden leerer
Während früher zum Monatsende, als das Geld knapp wurde, die Kundenzahlen stiegen, ist die Tafel inzwischen an jedem Öffnungstag voll. Vor dem Eingang drängen sich also die Kunden. Doch die Regale werden immer leerer.
Die Warenspenden seien stark zurückgegangen. Der Vorrat an lang haltbaren Lebensmitteln gehe langsam zur Neige. "Es kommt wesentlich weniger rein, als rausgegeben wird", sagt Sosinski. Ein Grund dafür sind Hamsterkäufe. "Die Supermärkte würden sicher mehr spenden, wenn sie könnten. Doch dort sind die Regale auch stellenweise leer." Das alles hat Folgen für die Bedürftigen. Die Lebensmittelausgabe musste rationiert werden.
Aufnahmestopp eingeführt
"Wir mussten schweren Herzens auch einen Aufnahmestopp einführen", erklärt Brehm. Seit vergangener Woche nimmt die Oberndorfer Tafel keine neuen Kunden auf, die Vorräte seien zu knapp dafür. Das soll aber kein Dauerzustand bleiben, sobald sich die Lage wieder bessert, werde man auch wieder weitere Bedürftige versorgen können.
Brehm unterstreicht die wichtige gesellschaftliche Bedeutung der Tafel. Sie übernehme Aufgaben in den Bereichen, in denen der Staat scheitere. "Die Tafel ist keine Spielwiese kirchlicher Akteure, es ist eine Institution, die zum Gemeinwohl beträgt", so der Diakon.
Schnelle Hilfe vom VdK-Kreisverband
Die Verantwortlichen wünschen sich daher, dass die Arbeit der Ehrenamtlichen in der Öffentlichkeit mehr geschätzt wird. Diese stehen derzeit unter einem enormen Druck. Die Arbeitsbelastung ist groß, den Helfern wird viel abverlangt.
Ein Hindernis bei der Arbeit ist derzeit die Parksituation. Es gebe nicht genügend kostenlose Stellplätze. Hier bestehe Handlungsbedarf, angesichts der Tatsache, dass die meisten Helfer älter als 60 Jahre sind. Eine denkbare Lösung wären kostenlose Parkscheine für das Parkhaus. Das würde bessere Rahmenbedingungen für das Ehrenamt schaffen, so Brehm.
Um Bedürftige weiterhin ausreichend versorgen zu können, sei man auf die Spendenbereitschaft der Bevölkerung angewiesen, auch wenn man Verständnis dafür zeige, dass die derzeitige Situation für alle eine Belastung ist.
Hilfe gab es bereits vom VdK-Kreisverband. Nachdem in der jüngsten Sitzung des Kreistags über eine Hilfe in Höhe von 1000 Euro für die Oberndorfer Tafel diskutiert wurde, habe der Sozialverband kurze Zeit später das Geld bereits überwiesen.
Helfer mit vollem Einsatz dabei
Der Landkreis stellt für alle Tafeln insgesamt 20 000 Euro zur Verfügung. Wie viel jede einzelne Tafel bekommt, hängt vom jeweiligen Einzugsgebiet ab. Die Tafel in Oberndorf bekommt 3600 jährlich. Da sich die Einzugsgebiete in den vergangenen Jahren vergrößert haben und man immer mehr Kunden aus der Region habe, stellen Sosinski und Brehm diese Berechnung allerdings in Frage. Von der Stadt erhalte die Tafel 7500 Euro jährlich. Man sei froh über die Unterstützung und wie sich Kommunalvertreter im Kreistag für die Tafel eingesetzt haben.
Auch wenn schwere Zeiten anstehen: Die beiden Verantwortlichen zeigen sich optimistisch, dass sich die Lage wieder bessern wird. Man will baldmöglichst weitere Bedürftige versorgen. In der Zwischenzeit sind die Helfer mit vollem Einsatz dabei. "Wir tun alles, um den Laden am Laufen zu halten", sagt Brehm.