Die Beteiligten am Projekt freuen sich bei der offiziellen Übergabe. Foto: Stöß

Was lange währt, wird endlich gut: Die ehemalige Tälesbach-Deponie bei der Hirsauer Fuchsklinge wurde über Jahre von Bahn und Stadt umgemodelt. Jetzt sind die Arbeiten abgeschlossen – die Natur muss nun nur noch Bäume wachsen lassen.

Calw-Hirsau - Der Tälesbach ist ein sieben Kilometer langer Bach, der in Hirsau in die Nagold mündet. Das Tälesbachtal ist ein charakteristisches Kerbtal mit steilen Hängen, zu beiden Seiten geformt – eine so genannte Klinge. So wird klar, woher der Name "Fuchsklinge" stammt. Ab sofort lohnt es sich für jedermann, das Tälesbachtal zu besichtigen. Dieses wurde über sieben Jahre hinweg aufwändig saniert. Bei einer Open-Air-Feierstunde, in noch karger Umgebung, übergab die Deutsche Bahn der Stadt Calw ein Stück Erde zurück, das zukünftig zum Naherholungsgebiet entwickelt werden soll. Denn es wurde nicht nur aufwändig saniert, gesichert und von Altlasten befreit – es wurde auch komplett neu gestaltet. Zum Wohle zukünftiger Generationen.

Für allerlei Prominenz Anlass genug, um sich an Ort und Stelle in einer "Mondlandschaft" (Zitat OB Florian Kling) zu treffen. Um gemeinsam auf diese Baujahre zurückzublicken. Und dabei über Gelungenes sowie über Schwierigkeiten und Herausforderungen zu sprechen. Vor allem, um sich gegenseitig für eine konstruktive Zusammenarbeit zu danken. Dass heuer alle zufrieden sind, hörte man am Ende der Veranstaltung aus den Worten des Gemeinderatsmitglied Hans Necker. Er dankte, dass man auf Einwände der Umweltverbände Rücksicht genommen habe.

Calw Oberbürgermeister Florian Kling rief den Hintergrund der Sanierung ins Gedächtnis: Ein halbes Jahrhundert lang wurden hier Bauschutt, Gewerbe- und häusliche Abfälle sowohl von Deutscher Bahn als auch der Stadt abgeladen. Obwohl eine Untersuchung ergab, dass es keine Grundwassergefährdung durch die Altlasten gab, konnten die steilen Hänge nicht mehr adäquat gesichert werden. Ein Abrutschen der Hänge im Zusammenhang mit Starkregen hätte eine Katastrophe auslösen können.

Die Folge: Bahn und Stadt planten Hand in Hand. Auch was die Kosten betrifft. Nach Abzug der Einnahmen von acht Millionen Euro an den Gesamtkosten wurde der Rest, also fünf Millionen zu gleichen Teilen gesplittet. Und da die Stadt staatliche Fördermittel von 85 Prozent beanspruchen konnte, blieben an ihr "nur" noch 700 000 Euro hängen.

Alle Redner waren sich einig: Diese Investition ist in die Zukunft gerichtet. Carola Windischmann, Leiterin der DB Immobilien Region Südwest freute sich sehr, "dass wir nach sieben Jahren Bauzeit den Calwer Bürgern das renaturierte Tälesbachtal zurückgeben können".

OB Kling warf nicht nur den finanziellen Aspekt in die Runde. Vielmehr "kann die Fuchsklinge künftig wieder zu einem Naherholungsgebiet für Bürgerinnen und Bürger sowie Touristen werden. Wir müssen uns nur noch ein bisschen gedulden, bis Mutter Natur die Bäume zu einem stattlichen Wald in einem idyllischen Tal heranwachsen lässt", so das Calwer Stadtoberhaupt. Wobei klar ist dass, durch Aufforstung gezielt nachgeholfen wird.

Obligatorischer Dank

Frank Wiehe, Erster Landesbeamter des Kreises, hatte ebenfalls die Zukunft vor Augen. Neben dem obligatorischen Dank wies er unmissverständlich auf die Sünden der Vergangenheit hin. "Was behördlich legal ist, muss noch lange nicht klug sein. Das, was hier jahrzehntelang gemacht wurde (Ablagerungen), war sicherlich rechtlich nicht zu beanstanden, aber auch nicht klug. Bei solchen Entscheidungen gilt es grundsätzlich, im Sinne zukünftiger Generationen Verantwortung zu übernehmen", mahnte Wiehe selbstkritisch an. Mit einem persönlichen Wort an den Überraschungsgast Saskia Esken (SPD) gerichtet, erinnerte Wiehe die Bundestagsabgeordnete daran, dass "sie damals das Projekt kritisch sah".

Esken war tatsächlich damals in das Projekt involviert. Was diese dann in einem persönlichen Nachwort im Pressegespräch mit Nachdruck ergänzte. Sie betonte "sie war stets für das Projekt". Doch bei der Gründung der "Bürgerinitiative Tälesbach", Esken war eine der Sprecher, war diese mit der Informationspolitik der beteiligten Behörden unzufrieden. Das Ziel der BI war, "die richtigen Fragen zu den Themen Sanierungskonzept, Altlasten und Transport zu stellen." „Dazu musste man sogar unter Zuhilfenahme des "Informationsfreiheitsgesetzes Akteneinsicht erzwingen", so Esken.

Praktiker stehen Rede und Antwort

Bei einem gemeinsamen Rundgang durch das Tal standen Heiko Herzig (Projektleiter der DB) sowie Geschäftsführer Benedikt Haslinger (Umweltsanierung Geiger) als Praktiker in der Runde Rede und Antwort. Es wurde deutlich, was es bedeutet, 450 000 Kubikmeter Erde so einzubringen, dass nicht nur das Bachbett jetzt bis 20 Meter höher als ursprünglich liegt. Haslinger ließ erkennen, dass es aufgrund terminlicher und wetterbedingter Gründe manchmal notwendig war, "ökologisch wertvolle Erde von weiter her an die Baustelle zu karren". Herzig, der die Besuchergruppe zu einer Stelle mit beeindruckendem Blick auf die neuen Kaskaden führte, bestätigte, dass "lediglich zwei bis fünf Prozent Erde aus dem Projekt Stuttgart21 eingebracht wurde". Herzig betonte, dass man bezüglich der Erdbeschaffenheit guten Gewissens davon ausgehen kann, für "Mensch und Pflanze die höchsten Ansprüche erfüllt zu haben". Zudem: Die imposante Treppenanlage, die nun jedermann besichtigen kann, ist so ausgelegt, "dass ein 500-Jahreshochwasser bewältigt werden könnte", begeisterte sich Herzig. Auf jeden Fall ist es ein Bauwerk für nächste Generationen. Welches aber auch "für die Ewigkeit betreut werden muss".

Apropos Hochwasser: OB Kling hat es nun selbst in der Hand. Herzig überreichte dem Schultes mit der Verleihung des Titels "Herr des Rades" symbolisch das Rad für den Überlaufschieber.