Die Landeskirche muss sich darauf einstellen, dass sie Mitglieder verliert. Foto: dpa

Des evangelische Kirchenparlament Württembergs rechnet mit großen Umbrüchen und will die Gemeinden für schwierigere Zeiten rüsten.

Stuttgart - Einstimmig hat das württembergische Kirchenparlament am Dienstag beschlossen, den evangelischen Gemeinden in den nächsten Jahren insgesamt 30 Millionen Euro zukommen zu lassen, um ihre Strukturen zukunftsfest zu machen. „Wir benötigen eine große Verwaltungsreform für unsere Kirche“, sagte zum Beispiel Michael Fritz, der Vorsitzende des Finanzausschusses von der „Lebendigen Gemeinde“. Die Sondermittel, die in zwei Tranchen 2018 und 2021 ausgezahlt werden und die 15 Euro je Gemeindeglied ausmachen, sollen etwa dazu dienen Kooperationen oder Verbünde zu schaffen – bei den Sekretariaten, den Kindergärten oder den Gemeinden selbst.

Die Kirche, die momentan von Rekordsteuereinnahmen zehrt, müsse sich für schwierigere Zeiten wappnen, machte zum Beispiel der Synodale Matthias Hanßmann klar. Momentan verliere Württemberg jährlich so viele Gläubige wie ein kleiner Kirchenbezirk habe. Außerdem resultiere der gegenwärtige Geldsegen auch daraus, dass große finanzstarke Jahrgänge Kirchensteuer zahlten. Dies werde sich in Zukunft ändern, betonte der Eninger Pfarrer. Ebenso wie weitere Redner verteidigte der Theologe die geplante Verminderung der Seelsorgestellen im neuen „Pfarrplan“. Jede Pfarrstelle stelle – bis zum Ende der einzukalkulierenden Pensionierung – ein langfristiges „Investment“ von sechs Millionen Euro dar. Diese Belastung gelte es zu berücksichtigen.

30 Diakone sollen für Entlastung sorgen

Andererseits zeichnet sich ab, dass es ab Mitte der 2020er Jahre wegen einer Pensionierungswelle ohnehin zu einem Pfarrermangel kommt und der Nachwuchs nicht ausreicht. Auch deshalb will die Synode 30 Diakonenstellen neu schaffen, die in den Kirchenbezirken für Entlastung sorgen sollen. Daneben gibt es Geld zur Förderunginnovativer Initiativen in den Pfarreien. Ob dies die Aufregung freilich dämpft, die an der Basis herrscht wegen der geplanten Verminderung des theologischen Personals, bleibt zweifelhaft. „Es brodelt, und der Stil der Diskussion verursacht nachhaltigen Schaden“, berichtete ein Synodaler. Von „Protestbriefen in breiter Front“, erzählte gar Götz Kanzleiter. Der Pfarrplan, der die Stellenzahl beziffert, sei zum „Unwort geworden“, meinte Kanzleiter. Er empfahl wie andere Synodale auch, andere Begriffe zu verwenden. Man solle vom „Gemeindekonzept“ oder „Gemeindeplan“ reden und das Vorhaben besser vermitteln, hieß es. „Das ist ein Kommunikationsthema von uns allen“, meinte auch der Landesbischof Frank Otfried July. Grundsätzlicher fiel dagegen die Kritik von Martin Plümicke aus. Er beklagte, dass es der Kirche bei ihrem Finanzgebaren an einer inhaltlichen Strategie fehle.

Momentan sind die Spielräume freilich noch groß. Sie werden für Mehrausgaben etwa im Bereich der Flüchtlingshilfe genutzt. Auch die Aufwandsentschädigungen für die Synodalen sollen steigen. Damit darüber künftig das Kirchenparlament selbst entscheiden kann, ist am Dienstag die Kirchenverfassung mit der nötigen Zweidrittel-Mehrheit geändert worden. Künftig soll zum Beispiel die Präsidentin der Synode 1000 Euro im Monat erhalten.