Sylvia Werner näht leidenschaftlich gerne für die Villinger Fasnet. Die 65-Jährige aus Marbach hat in ihrem Leben schon rund 200 Hexenhäser genäht. Foto: Simone Neß

Tausende Narren sind an den Hohen Tagen in Villingen in ihren bunten Häsern unterwegs. Dass das überhaupt möglich ist, ist auch Sylvia Werner zu verdanken. Die 65-jährige Hobby-Schneiderin näht seit rund zehn Jahren Häser für die Villinger Fasnet.

Wer den grünen Stoff entdeckt, der weiß sofort, welche Häser hier entstehen. Auch wenige Wochen vor der Fasnet steht bei Sylvia Werner aus Marbach die Nähmaschine nicht still. Noch müssen die zweiten Hexenhosen für die neuen Mitglieder fertiggestellt werden. Die 65-jährige Hobby-Schneiderin und langjährige Fastnachterin näht mit großer Leidenschaft Häser für die Villinger Hexenzunft.

 

Alles nahm seinen Anfang mit dem Damenballett der Hexenzunft. Für die Tänzerinnen fertigte Sylvia Werner bereits vor Jahren die Kostüme für den großen Ball an. Dann kam die Anfrage, ob sie nicht auch ein Hexenhäs nähen könnte – und damit war der Grundstein gelegt. „Das Nähen für die Fasnet hat mir schon immer Freude bereitet“, erzählt sie.

Rund 200 Hexenhäser sind schon entstanden

Seither ist viel passiert: Seit knapp zehn Jahren näht Sylvia Werner nun schon Häser für die Villinger Hexenzunft. Rund 200 Hexenhäser sind in dieser Zeit an ihrer Nähmaschine entstanden. Seit drei Jahren ist sie außerdem auch für die Wolfbach-Rolli als Schneiderin tätig. Der Verein hatte vergeblich nach einer Schneiderin gesucht – bis er in Sylvia Werner die perfekte Unterstützung fand.

25 Hexenhäser und zehn Häser der Wolfbach-Rolli sind allein für diese Fasnet bei Sylvia Werner zu Hause entstanden.

Handwerk in die Wiege gelegt

Das Handwerk wurde der Hobby-Schneiderin quasi in die Wiege gelegt. Bereits ihre Mutter nähte Häser für die Villinger Hexenzunft. Das Nähen hat sie von ihr gelernt, sich vieles aber auch selbst beigebracht. Um einen Rat fragt die 65-Jährige ihre Mutter auch heute noch. Und die kann es – trotz ihres hohen Alters – manchmal kaum lassen, selbst mit anzupacken.

Das Schneidern kann sicherlich jeder lernen, vermutet Sylvia Werner, doch ein gewisses Grundverständnis für die Handarbeit brauche es schon. Wie muss der Stoff liegen? Wie läuft der Faden? Für all das müsse man etwas Gefühl und handwerkliches Geschick mitbringen.

Arbeit gibt es bei Sylvia Werner fast das ganze Jahr über. Nur von Fasnet bis Ostern gönnt sie sich eine kurze Pause an der Nähmaschine. Danach beginnen die ersten Vorbereitungen. Faden, Stoffe und Co. müssen besorgt werden und was möglich ist, schon mal zugeschnitten werden. Den Stoff bekommt die Hobby-Schneiderin im Übrigen vom Verein, alles andere besorgt Sylvia Werner selbst.

Deadline im Januar hat sie stets im Blick

Spätestens nach ihrem Sommerurlaub im September startet die 65-Jährige dann voll durch. Bevor es losgehen kann, muss die Schneiderin bei den Täuflingen zunächst die Maße nehmen – damit das Hexenkleid zur Fasnet auch perfekt sitzt.

Stets im Blick hat sie dabei die Deadline im Januar. Denn zur Hexentaufe am 6. Januar müssen die Häser der neuen Mitglieder fertig sein. „Wenn ich Stress habe, dann läuft es am besten“, gibt Sylvia Werner zu und lacht. Von morgens bis abends bewegt sich dann die Nadel ihrer Maschine rauf und runter.

Nähen als Ausgleich zum Alltag

Selbst ist die 65-Jährige eine treue Fastnachterin: Sowohl bei der Glonki-Gilde als auch bei der Katzenmusik ist sie inzwischen langjähriges Mitglied. Und bei der Hexenzunft steht im nächsten Jahr sogar eine besondere Ehrung an: Dann wird sie für 50 Jahre aktive Mitgliedschaft geehrt.

Ins komplette Hexenhäs schlüpft die 65-Jährige heute aber nicht mehr und läuft auch an den Umzügen nicht mehr mit. Trotzdem ist die Hobby-Schneiderin an der Fasnet in kleiner Garnitur – heißt Hexenhose, Pullover, Socken und Strohschuhe – unterwegs. Und wenn sie dabei dann einer grün-roten Hexe begegnet, dann erkennt sie, wenn das Häs von ihr ist.

Für Sylvia Werner ist das Nähen weit mehr als nur ein Hobby – es ist ein kreativer Ausgleich zu ihrem Alltag. Die gelernte Bürokauffrau ist beruflich für vier kleine Firmen in der Buchhaltung tätig.

Dass die Handarbeit heute oft weniger honoriert und geschätzt wird, bedauert die Schneiderin. Doch ein Grund, damit aufzuhören, ist das für sie nicht. Viel Herz und Leidenschaft steckt sie in dieses Hobby. Und sie sagt: „Mir macht das Nähen einfach irre Spaß.“