Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr spricht in einem SWR-Aktuell-Beitrag darüber, wie das Amt für Frauen attraktiver gestaltet werden könnte. Foto: Screenshot/ SWR Aktuell vom 4.Januar 2023

"60 Stunden die Woche sind normal", sagt Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr in der Nachrichtensendung SWR Aktuell am vergangenen Mittwoch um 18 Uhr.

Schramberg - In der Sendung geht es um die Kampagne des Städtetags "Ich kann das", die Frauen dazu motivieren soll, Bürgermeisterin zu werden. Nur 96 der 1101 Gemeinden in Baden-Württemberg werden von Bürgermeisterinnen geführt, nur sechs der 107 Oberbürgermeister sind weiblich. In Baden-Württemberg ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Rathaus-Chef Thomas oder Michael heißt, in etwa so hoch, wie dass eine Frau diese Position innehat, schreiben die Stuttgarter Nachrichten.

Nur wenig Frauen lassen sich aufstellen

Wenn sie sich aufstellen lassen, haben Frauen statistisch gesehen zwar gute Chancen, gewählt zu werden, aber nur wenige Frauen ließen sich aufstellen – obwohl an den Verwaltungshochschulen des Landes und bei den Beschäftigten in den Kommunen Frauen mit Abstand den größten Teil ausmachen, so die Zeitung.

Was auf eine potenzielle Oberbürgermeisterin zukommt, "zeigen wir am Beispiel der Oberbürgermeisterin von Schramberg", leitet Michael Matting das TV-Feature ein, das Eisenlohr durch einen Arbeitstag begleitet. Im ersten Meeting des Tages geht es um den Bau einer Umgehungsstraße in Dunningen.

Geschenkausgabe bei "Weihnachtslichtle"

Der SWR hatte das Feature bereits vor Weihnachten gedreht, so war ein weiterer Termin die Geschenkausgabe bei der Aktion Weihnachtslichtle – die Oberbürgemeisterin legt "viel Wert auf persönliche Begegnungen mit den Menschen", wie die Moderatorin Tamara Spitzing betont. "Heute geht es bei der Aktion Weihnachtslichtle darum, dass wir schon seit Wochen Geld gesammelt haben, um Kindern aus bedürftigen Familien einen Weihnachtswunsch zu erfüllen. Und heute ist der große Tag, an dem die Kinder mit ihren Familien kommen und die Geschenke abholen", stellt Eisenlohr das Projekt unter dem Motto "Jedes Kind hat ein Geschenk verdient" vor, das vom Jugendzentrum JUKS³, dem Kinderfonds, der Kirchengemeinde Sankt-Maria/Heilig-Geist, der Stadt Schramberg und der evangelische Kirchengemeinde Schramberg/Lauterbach getragen wird.

"So schön diese Aktion ist, viel Zeit hat die Oberbürgermeisterin nicht", sagt Spitzing. Zwischendurch muss Eisenlohr "in ihr Büro, um Papierkram zu erledigen". Der Punschbrunnen vor dem Rathaus, eine Sitzung mit der Narrenzunft, um die Fasnet zu planen und die Einweihung des Hauser-Denkmals sind weitere Tagespunkte.

Keine freien Wochenenden

Eisenlohrs Terminplan ist jeden Tag voll: "Es passiert hier richtig viel, wir haben 173 Vereine. Da gibt es natürlich viele Jubiläen, Feierlichkeiten, Sportereignisse und da ist man schon auch am Wochenende gefordert", sagt die 40-jährige parteilose Oberbürgermeisterin. Jeden Tag hat sie bis spät in den Abend Termine – freie Wochenenden gibt es nicht.

Den Titel der Kampagne "Ich kann das" findet Eisenlohr eher unpassend "weil: dass Frauen das können, steht für mich außer Frage." Knackpunkt scheint eher das Thema Nachwuchs zu sein. "Jetzt bewusst für Kinder entscheiden würde ich mich im Moment nicht", sagt Eisenlohr: "Ich bin echt froh, wenn ich so klarkomme." Die Erziehung von Kindern bleibt oft noch Aufgabe von Frauen, was allerdings auch nicht so sein muss. Im Interview mit dem Schwarzwälder Boten sagte Eisenlohr, dass sie im Wahlkampf dazu gefragt wurde, wie sie es mit der Kinderbetreuung regeln würde, wenn sie Kinder bekäme: "Spannend fand ich, dass ich mich als kinderlose Kandidatin bewarb, meine Mitbewerber aber zusammen genommen schon neun Kinder hatten. Dass sie zur Betreuung gefragt wurden, habe ich nicht gehört." So spricht Eisenlohr auch allgemein von "Menschen mit Kindern", für die das Amt interessanter würde, wenn "man da über bestimmte Freiräume und auch Erwartungsabsenkungen nachdenken" würde.

Kalender voll gestopft

Sie habe sich in den drei Jahren ihrer Amtsausübung dagegen noch nie einfach mal einen Morgen freigenommen und werde dies wahrscheinlich auch nie machen. Eher sei sie "diejenige, die meinen Kalender dann immer selber noch viel voller stopft, als er ohnehin schon ist".

Trotz des in ihren Augen unglücklichen Namens steht Eisenlohr der geplanten "Ich kann das"-Kampagne des Städtetags positiv gegenüber: "Die Kampagne, wenn sie denn gut gemacht ist, kann sicher ein Beitrag sein, um weitere Frauen zu ermutigen, sich dem Amt zu stellen."

Die Sendung ist unter folgendem Link abrufbar: https://www.ardmediathek.de/video/swr-aktuell-baden-wuerttemberg/sendung-18-00-uhr-vom-4-1-2023/swr-bw/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE3ODYyNDM?fbclid=IwAR1HWjkUBtUFWnRiNxvN5CVWR7VOppEojtqxcj1vYbP77qI4xpIDmsLzmKc