Studie zu Handystrahlen Quelle: Unbekannt

Die bislang größte Fall-Kontrollstudie zu Handystrahlung hat kein erhöhtes Krebsrisiko für Durchschnittsnutzer gezeigt

Genf/Mainz - Die bislang größte Fall-Kontrollstudie zu Handystrahlung hat kein erhöhtes Krebsrisiko für Durchschnittsnutzer gezeigt. Es sei jedoch nicht auszuschließen, dass extrem langes Telefonieren mit mobilen Telefonen das Tumorrisiko fördere.

Das ist das Ergebnis einer Interphone-Studie, die am Montag von der Weltgesundheitsorganisation WHO in Genf veröffentlicht wurde. Sie stützt sich weitgehend auf Interviews von 2708 Menschen mit Gliomen sowie 2409 Menschen mit Meningiom, den häufigsten Gehirntumoren. Zudem wurden 7658 Kontrollpersonen in 13 Ländern befragt.

Zum Abschätzen des Risikos für Vieltelefonierer bedürfe es weiterer Untersuchungen, schreibt die WHO. Die Studie war im Jahr 2000 von der WHO in Auftrag gegeben worden. Auch die Industrie hatte sich an der Finanzierung beteiligt.

Bei den fünf Prozent der Teilnehmer, die das Handy besonders stark nutzten, zeige die Studie ein erhöhtes Risiko für ein Gliom, schreibt die an der Studie beteiligte Universität Mainz. Dies Ergebnis könnte aber auch durch methodische Probleme entstanden sein, betonte Prof. Dr. Maria Blettner von der Universität Mainz. So sei die sehr hohe Nutzungsdauer, die manche Teilnehmer angaben, nicht plausibel. Zudem sei das Gliom-Risiko nicht mit kontinuierlich mit der Telefondauer gestiegen.

"Die Interphone-Studie hat gezeigt, dass für einen Erwachsenen eine durchschnittliche Nutzung des Handys kein erhöhtes Hirntumorrisiko bedeutet", fasste Blettner zusammen. "Ob Menschen, die besonders lange und häufig mit ihrem Handy telefonieren, gefährdet sind, an einem Gliom zu erkranken, muss weitere Forschung klären."

Die Mehrheit der Befragten gehören nach Angaben der Autoren der Studie nicht zu den starken Handynutzern. Ihr Gebrauch lag bei etwa zwei Stunden im Monat. Ungewöhnlicherweise wurde auch festgestellt, dass der regelmäßige Gebrauch von Handys sogar die Gefahr von Tumoren etwas verringern kann. Dies hätten auch schon frühere Untersuchungen gezeigt, aber auch hierzu seien weitere Studien nötig, hieß es.

Die Autoren verweisen darauf, dass sich die Handy-Nutzung seit 2000 stark verändert hat. So sei es nicht unüblich, dass junge Leute heute ihr mobiles Telefon mehr als eine Stunde am Tag nutzen. Allerdings sendeten heutige Handys eine schwächere Strahlung aus. Hinzu käme die verstärkte Nutzung von geschriebenen Nachrichten (SMS) und Headsets. "Von diesen Daten kann man nicht auf ein erhöhtes Risiko für Gehirntumoren schließen", wird der Direktor der Internationalen Agentur für die Krebsforschung (IARC), Christopher Wild, zitiert. Die Veränderten Nutzungsgewohnheiten machten aber weitere Untersuchungen notwendig.

Die Industrie fühlt sich dagegen durch die Studie bestätigt, dass keine gesundheitlichen Gefahren von Handys ausgehen. Michael Milligan, Generalsekretär des Mobile Manufacturers Forums sagte, dies bedeute "eine weitere klare Bestätigung hinsichtlich der Sicherheit von Mobiltelefonen". Die Gesamtanalyse stimme mit Ergebnissen früherer Studien und dem beachtlichen Umfang der Forschung überein, die kein erhöhtes Gesundheitsrisiko aus dem Gebrauch von Mobiltelefonen ableiteten.

(dpa)