Seit vielen Jahren dokumentiert Sven Heuer den Faustball beim TSV Calw – obwohl er selbst den Sport nie ausgeübt hat.
Seit 2007 berichtet Sven Heuer ehrenamtlich über die Faustball-Mannschaften des TSV Calw. Dabei ist er selbst kein aktiver Spieler – seine Leidenschaft für den Sport entwickelte sich durch Zufall. Heute schreibt er nicht nur für den TSV Calw, sondern auch für den Schwäbischen Turnerbund und den Deutschen Faustballverband.
Für Kollegen eingesprungen
Seine Liebe zum Schreiben entdeckte Heuer früh. Geboren in Schleswig-Holstein, wuchs er in einer Familie aus der Druckereibranche auf und erlernte das Handwerk des Schriftsetzers. Später arbeitete er beim Böblinger Boten und half dort in der Sportredaktion aus. Der Faustball kam in sein Leben, als er spontan für einen ausgefallenen Kollegen einspringen musste, um über ein Bundesliga-Spiel zu berichten. Mit einem schnellen Crashkurs beim damaligen Trainer Karl Katz stürzte er sich in die Materie – eine Verbindung, die bis heute Bestand hat.
„Ich bin also gar kein Faustballer“, lacht Heuer. Doch durch seine Töchter, die beide lange für den TSV Calw spielten, wurde er immer tiefer in die Vereinsstrukturen eingebunden. Was mit ein paar Berichten für das Calw-Journal begann, wurde schnell zu einer festen ehrenamtlichen Aufgabe. „Aus dem kleinen Finger, den ich gereicht habe, wurde dann doch der Arm“, erzählt er schmunzelnd.
Austausch ist wichtig
Die Zusammenarbeit mit den örtlichen Zeitungen wie dem Schwarzwälder Boten ist ihm besonders wichtig. Heuer: „Das Verlagswesen hat es schwer, die Redaktionen werden immer kleiner. Umso wertvoller ist die Kooperation zwischen Vereinen und Medien.“ Der Austausch sei ein Geben und Nehmen, bei dem beide Seiten profitieren.
Doch das Ehrenamt bedeutet für Heuer nicht nur das Schreiben von Spielberichten. Er organisiert Fotos, führt Interviews und ist stets auf der Suche nach spannenden Geschichten. Auch auf überregionaler Ebene engagiert er sich: Im Schwäbischen Turnerbund ist er im Landesfachausschuss für Faustball aktiv und kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit. Den wachsenden Herausforderungen im Ehrenamt begegnet er mit Durchhaltevermögen. „Es macht Mühe, es kostet Zeit und oft hat man das Gefühl, dass es nicht wahrgenommen wird“, sagt er. Besonders in den Verbandsstrukturen sei es schwierig, junge Leute für eine Mitarbeit zu gewinnen. „Es sind meist nur noch ältere Männer“, gibt er nachdenklich zu. Umso stolzer ist er darauf, dass es im TSV Calw gelungen ist, junge Sportlerinnen und Sportler für Trainer- und Ausschussaufgaben zu gewinnen.
Lange Tradition
Der Faustball hat in Calw eine lange Tradition. Die Frauenmannschaft des TSV Calw gehört seit Jahren zu den Spitzenreitern der Bundesliga, wurde bereits zweimal deutscher Meister und hat sich auch in der vergangenen Saison mit Platz zwei stark präsentiert. Auch die Männer spielen seit vielen Jahren erstklassig. Diese Saison mussten sie sich im Viertelfinale dem übermächtigen TSV Pfungstadt geschlagen geben – dem „FC Bayern des Faustballs“.
Trotz der sportlichen Erfolge sieht Heuer die Zukunft des Sports mit gemischten Gefühlen: „Früher hatten wir in allen Altersklassen Mannschaften, jetzt nicht mehr. Immer weniger Kinder wollen Sport treiben, das betrifft nicht nur den Faustball.“ Weder Schulen noch Eltern würden dem Sport eine hinreichend hohe Priorität einräumen. Mannschaftssportarten hätten es besonders schwer. „Die Kinder und Eltern wollen flexibel sein und setzen daher vermehr auf Individualsportarten. Das verändert unsere Gesellschaft“, so Heuer.
Größter Gänsehaut-Moment
Ein Höhepunkt seiner Berichterstattung war für Heuer der Aufstieg der Männer in die Bundesliga 2017/18 und ihr erster Sieg gegen den großen TV Vaihingen. „Das war ultra-spannend, ein echter Gänsehaut-Moment“, schwärmt Heuer. Noch emotionaler war für ihn jedoch, als seine beiden Töchter gemeinsam mit der U18-Mannschaft deutsche Meisterinnen wurden.
Trotz der Herausforderungen bleibt Heuer seiner Aufgabe treu. Jeden Sonntagabend, während seine Frau den „Tatort“ schaut, sitzt er an seinen Berichten. „Manchmal dauert es bis Mitternacht, manchmal muss auch die Mittagspause am nächsten Tag dran glauben“, erzählt er. Besonders wichtig ist ihm, dass die jungen Spieler Erwähnung finden – am besten mit Foto.
Jede Aufgabe zählt
Das Ehrenamt ist für ihn nicht nur Arbeit, sondern eine Herzensangelegenheit. „Ohne die Ehrenamtlichen würde kein Verein funktionieren“, betont er. Ob Berichte schreiben, Kaffee kochen oder das Spielfeld aufbauen – jede Aufgabe zählt. Und solange es Menschen wie Sven Heuer gibt, bleibt der Faustball in Calw nicht nur lebendig, sondern bekommt auch die Aufmerksamkeit, die er verdient.