Der VfL Nagold erspielt sich im Landesliga-Derby gegen 4:0-Auftaktsieger SV Wittendorf ein Übergewicht. Dennoch macht nur eine Szene den zählbaren Unterschied.
10:3 Eckbälle, 10:4 Chancen – wer sich beim 4:0-Auftaktsieger SV Wittendorf im Nagolder Fleckenstein Stadion etwas ausgerechnet hatte, wurde bitter enttäuscht. Der Verbandsliga-Absteiger, obwohl personell auf der letzten Rille, war bei drückender Schwüle über weite Strecken spielbestimmend und hatte eine Vielzahl hochkarätiger Chancen.
Chancen über Chancen
Den Anfang machte Frederic Fleischle, dessen Schuss geblockt wurde (4.), dann versuchte sich Philipp Schäuble drei-, viermal aus aussichtsreicher Position. In der 29. Minute versagten Christos Thomaidis frei vor SVW-Torhüter Lucas Finkbeiner die Nerven. Auch Matthias Rauser fand in Finkbeiner seinen Meister, kurz vor der Pause vergab Schäuble seine fünfte Möglichkeit – diesmal per Kopf.
Auf der Gegenseite musste Joel Mogler bei einem Freistoß (23.) und kurz vor der Pause gegen Marco Sumser (44.) retten, in der 41. Minute war ein Schuss von Patrick Möhrle am langen Pfosten vorbeigestrichen. „Wir müssen klar führen, dann gibt das hier ein ganz anderes Spiel“, monierte Armin Redzepagic.
Allerdings schaffte es seine Elf nicht, aus sieben Eckbällen im ersten Abschnitt direkte Gefahr auf das Wittendorfer Tor zu entwickeln. Auch weil sich seine „Blauen“ bei den Serach-von-Northeim-Hereingaben zu weit weg vom Fünfmeterraum positionierten. Brenzlig wurde es für Lucas Finkbeiner immer nur durch die zweiten Bälle.
Heikle Szenen im VfL-Strafraum
Das hielt im zweiten Abschnitt bei einem Schäuble- (53.) und einem Burack-Schuss (58.) an. Nach einer Stunde forderten die SVW-Fans Elfmeter, doch Schiedsrichter Jonas Toranzo winkte sofort ab. Kurz danach gab es nochmals Gefahr für den VfL, als sich Marius Hogg bei einem weiten Ball verschätzte, der starke Admir Osmicic aber umsichtig klären konnte. Neuzugang Hogg war durch die zahlreichen Ausfälle in die Start-Elf gerutscht und rechtfertigte seine Berücksichtigung durch eine starke Lauf- und Offensivleistung.
Nach gut einer Stunde hatte VfL-Coach Rezepagic Nick Schweizer für Philipp Schäuble und Jeremie Arlt für Frederic Fleischle gebracht. Beide fügten sich gut ein, Arlt hatte zwei, drei gute Ansätze, einer wurde in der 69. Minute noch von der Linie gekratzt.
Hogg steht goldrichtig
Als Serach von Nordheim den neunten Eckball nach innen brachte, stand der erneut aufgerückte Hogg goldrichtig. Der Abwehrspieler wuchtete den schlecht abgewehrten Ball aus sieben Metern zentral stehend nervenstark ins Netz (75.). In der Schlussphase tat sich bis auf je eine Gelb-Rote Karte hüben wie drüben nicht mehr viel.
Das sagen die Trainer
Armin Redzepagic (VfL Nagold): „Ob glanzvoll oder nicht, ich bin mit dem Dreier zufrieden, ein Unentschieden wäre bei den vielen Chancen nicht gerecht gewesen. Unser Sieg war voll verdient, man muss auch sehen, wer heute alles gefehlt und noch auf der Bank gesessen hatte. Die Gelb-Rote Karte gegen Matthias Rauser war völlig unnötig, er war einer der Besten und wird uns im nächsten Spiel fehlen.“
Stefan Jäkle (SV Wittendorf): „Der Sieg des VfL Nagold geht voll auf in Ordnung. Wir haben das im ersten Abschnitt ganz gut gemacht, hatten auch zwei, drei Chancen. Im zweiten Abschnitt waren es jedoch deutlich weniger Ballbesitzphasen. Trotzdem fand ich unseren Auftritt hier in Ordnung, aber Nagold hatte einfach mehr Möglichkeiten. Bei den beiden Platzverweisen habe ich beim Schiedsrichter das Fingerspitzengefühl vermisst, sonst geht hier keiner mit Gelb-Rot runter.“
VfL Nagold – SV Wittendorf 1:0 (0:0)
VfL Nagold: Joel Mogler – Frederic Fleischle (64. Nick Schweizer), Admir Osmicic, Fabian Mücke, Marius Hogg (83. Nico Graf), Marco Quiskamp, Serach von Nordheim, Burak Tastan (89. Sammy Rothfuß), Matthias Rauser, Christos Thomaidis (88. Shacore Simon), Philipp Schäuble (64. Jeremie Arlt).
SV Wittendorf: Lucas Finkbeiner – Simon Spissinger, Sandro Mihic, Dominik Schillinger (67. Collin Schmid), Marco Sumser, Dennis Schneider (88. Jakob Burkhardt), Dominik Müller, Dennis Tinnefeld, Lucas Haug, Kai Totzl, Patrick Möhrle (80. Radion Eckert).
Tor: 1:0 (75.) Marius Hogg.
Gelb-Rote Karten: Mattias Rauser (90.+4)/Marco Sumser (87.).
Schiedsrichter: Jonas Toranzo (Wessingen) – Jean-Marcel Kirigenda, Andre Dorn.
Zuschauer: 180.