Der VfB Stuttgart offenbart beim 2:2 in Bremen viele Schwächen, besonders in der Defensive. Am Ende beweist die Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß aber Moral und rettet einen verdienten Punkt.
Der Ball lag ihm perfekt auf dem Fuß, die Schussbahn war frei. Doch sein Abschluss geriet zu mittig, Bremens Torhüter Michael Zetterer konnte den letzten Schuss des Spiels von Nick Woltemade parieren.
Es wäre fast das 3:2 und der fulimante Schlusspunkt unter ein ansonsten eher mäßiges Spiel des VfB Stuttgart im hohen Norden gewesen. Und so musste auch Woltemade an seiner früheren Wirkungsstätte mit dem 2:2 (1:1) am Ende zufrieden sein. „Es war wichtig, dass wir uns nach der herben Niederlage von Belgrad stabilisiert haben.“ So ähnlich sah es auch Trainer Sebastian Hoeneß. Er sprach von einem „Punkt der Moral. Man hat phasenweise gesehen, dass wir uns am Limit bewegen. Aber es war wieder sichtbar, dass wir nicht zusammenbrechen.“
So wie drei Tage zuvor in Belgrad. Dort war dem VfB noch die frühe Führung geglückt, die sich nach Ansicht vieler hinterher als kontraproduktiv erwies. In Bremen lief es genau umgekehrt. 6. Minute: Flanke, Kopfball, Tor. Ein früher Rückstand durch den gefährlichsten Bremer Angreifer, durch Justin Njinmah. Die neu formierte Defensive mit Leonidas Stergiou und Anrie Chase anstelle von Anthony Rouault sah da nicht gut aus. Es sollten nicht die einzigen Abwehrprobleme im Spiel bleiben.
Der VfB lässt viel zu viele Flanken und Eckbälle zu
In das der VfB Mitte der ersten Halbzeit aber erst einmal zurückfand. Ermedin Demirovic nutzte seinen ersten Ballkontakt zum ersten Tor. Der zuletzt öfters kritisierte Stürmer sorgte schon beim 1:5 in Belgrad mit seinem Treffer für den einzigen Lichtblick. Nun war er in Bremen erneut zur Stelle. Wirklich Sicherheit brachte sein Ausgleichstreffer aber nicht ins Stuttgarter Spiel, das nach vorne oft schleppend und selten gefährlich und nach hinten fehleranfällig geriet. Viel zu oft ermöglichten die Hoeneß-Schützlinge den Bremern das Ausspielen ihrer Stärken. 22 mal durften die Grün-Weißen flanken, elfmal zum Eckball antreten.
„Deutlich zu viel“, wie Hoeneß anmerkte. Eckstoß Nummer neun führte schließlich zum 2:1. Jens Stage wurde nicht entscheidend am Torschuss gehindert – der Däne knallte den Ball zur erneuten Führung unter die Latte. Doch der Vizemeister des Vorjahres bewies einmal mehr Stehaufqualitäten. Als Vieles auf einen Bremer Heimsieg hindeutete, sorgte einer der wenigen Geistesblitze noch für den Ausgleich. Einen schönen Steckpass von Angelo Stiller nahm Demirovic auf und verwandelte per Lupfer ins kurze Eck zum 2:2 (85.).
So war die Frage nach dem Mann des Spiels hinterher leicht zu beantworten. „Das zweite Tor war überragend gemacht“, zollte Hoeneß seinem Dauerbrenner im Sturm Respekt. „Ich habe aber auch ansonsten ein gutes Spiel von ihm zwischen den Strafräumen gesehen. Ich hoffe, dass ihn das weiter beflügelt.
Bei sieben Bundesligatoren steht der Ex-Augsburger nun; eine Quote, die sich trotz verschossener Elfmeter und immer wieder aufkeimender Kritik sehen lassen kann. „Ich bin froh, dass ich die zwei Chancen nutzen und dem Team mit den beiden Toren helfen konnte,“ sagte Demirovic und bilanzierte: „Wenn Du auswärts in Bremen zweimal zurückliegst, ist der Punkt am Ende gut. Im positiven Sinne war das heute auch mal ein dreckiger Punkt, den wir geholt haben.“
Ein Punkt, der den VfB in der Tabelle der Bundesliga nicht entscheidend voranbringt. Aber Punkt, ob dreckig oder für die Moral, ist nun mal Punkt. Bei einer neuerlichen Niederlage hätten die Diskussion über den sportlichen Verlauf sicher Fahrt aufgenommen.
Viel Zeit zum Analysieren bleibt dem Hoeneß-Team nun nicht. „Wir reisen, wir spielen, wir regenerieren“, beschrieb der Coach die Abläufe dieser Tage. Schon am Dienstag geht es für den VfB im Achtelfinale des DFB-Pokals bei Zweitliga-Schlusslicht Jahn Regensburg weiter. Am Freitag wartet in der Bundesliga Union Berlin, ehe die nächste Champions-League-Woche auf dem Plan steht.
„Heute hat man gemerkt, dass wir platt waren“, sagte am Ende Sportvorstand Fabian Wohlgemuth. „Aber wir haben uns immer wieder aufgerichtet.“ Das wollten die Verantwortlichen als wichtigste Botschaft ihres Ausflugs an die Weser verstanden wissen.