Eine verschworene Gemeinschaft: die Eutinger B-Juniorinnen stehen an der Tür zur Bundesliga. Hier feiert das Team mit Rainer Kalbacher (rechts) den Sieg beim SC Freiburg vor zwei Wochen. Foto: /sve

Rainer Kalbacher hat fünf Jahre als Cheftrainer die Eutinger B-Juniorinnen angeleitet. Jetzt stehen die Mädels wieder hauchdünn vor dem Bundesliga-Aufstieg.

In der durch die Pandemie abgebrochenen Saison 2020/2021 konnte der SV Eutingen die Meisterschaft holen, verzichtete dann aber auf einen möglichen Bundesliga-Aufstieg. Im Herbst letzten Jahres erhielt Kalbacher eine berufliche Offerte, die er nicht ausschlagen konnte, wodurch er sein Amt als Trainer in Eutingen abgeben musste. Im Interview erzählt er, wie er auch weiter für die B-Juniorinnen wirkt, die an der Tür zur Bundesliga stehen.

Ihre Mannschaft hat sich unter Ihrer Führung zu einem echten Topteam der Oberliga entwickelt. Im Herbst traten Sie kurzfristig zurück, obwohl die Mannschaft als Zweiter hinter dem Hegauer FV im direkten Kampf um die Meisterschaft stand und nach wie vor steht. Wie waren die Gefühle, als Sie die Entscheidung getroffen haben, die sich bietende berufliche Chance zu nutzen und den Posten als Trainer niederzulegen?

Die Entscheidung war keine leichte. Allerdings war vieles vorbereitet, da klar war, dass es beruflich so kommen könnte. Dass es allerdings dann so schnell ging, war nicht vorauszusehen. Wir verdienen eben unser Geld nicht mit dem Fußball bei den Damen, somit war klar: Beruf geht vor. Dennoch waren es sehr gemischte Gefühle, weil wir eben sportlich noch nie so nah dran waren am Aufstieg wie jetzt.

Sie sind zwar nicht mehr Trainer beim SVE, aber bereits mit der Bekanntgabe, dass Sie Ihr Traineramt abgeben, hatten Sie angekündigt, als eine Art Teammanager im Hintergrund weiter für die B-Juniorinnen aktiv zu sein. Was können wir uns unter Ihrem neuen Amt des Team-Managers bei den SVE genau vorstellen?

Man kann sich als Außenstehender eigentlich nicht vorstellen, was alles im Hintergrund passiert bei einer Mannschaft, die in die Bundesliga will. Scouting und Kaderplanung, um überhaupt auf diesem Niveau zu spielen. Dann solche Themen wie das Zulassungsverfahren für die Bundesliga. All das sind Themen, die ich meinem Nachfolger Manuel Strobel abnehmen kann, damit er sich mit der Mannschaft ganz aufs Sportliche konzentrieren kann.

Manuel Strobel, Ihr Nachfolger auf der Trainerbank, war Ihr absoluter Wunschkandidat. Er macht offensichtlich einen sehr guten Job, denn seit dem letzten Spieltag mit dem Sieg in Tettnang und dem verschobenen Hegau-Spiel ist der SV Eutingen Tabellenführer und hat unter Strobel bisher noch keinen Punkt abgegeben. Wie viel Rainer Kalbacher ist noch mit der aktuellen Situation verbunden, und wie viel Handschrift von Manuel Strobel ist bereits bei dieser Tabellenführung im Spiel?

Ich kannte ihn schon vorher, kannte seinen Stil und wusste, dass er ein exzellenter Trainer ist. Ich war sehr froh, als sich die Chance bot, ihn nach Eutingen zu holen. Sicher steckt noch viel von mir drin. Wir sind nach wie vor eine sehr junge Mannschaft, der ich vor allem noch viele Basics mit auf den Weg geben konnte, um defensiv sicher zu stehen. Der nächste Schritt ist jetzt, die Offensive zu entwickeln, und hier macht Manuel Strobel einen hervorragenden Job. Das ist sein Steckenpferd, und es macht wirklich Spaß, hier auch die tolle Entwicklung des Kaders zu beobachten.

Am Wochenende steht das absolute Topspiel der Oberliga an. Der SV Eutingen fährt als Spitzenreiter zum Hegauer FV. Das Hinspiel in Eutingen ging mit 1:3 an Hegau, die bisher einzige Saisonniederlage des SVE. Sollten die Eutinger Mädchen am Samstag gewinnen, wäre im Kampf um die Meisterschaft wieder alles offen, und Eutingen stünde sogar mit den besseren Karten da. Wie schätzen Sie die Chancen auf die Meisterschaft ein?

Natürlich spitzt sich alles auf dieses Spiel zu. Es ist ein klassisches Sechs-Punkte-Spiel. Wir wollen zeigen, dass wir die Nervosität wie bei der Niederlage im Hinspiel nicht haben. Wir wollen das Spiel auf jeden Fall offen gestalten und wenn möglich sogar dominieren, das muss die Aufgabe sein. Unsere Mädels werden sich richtig zerreißen. Wir kennen Hegau gut, wissen, was sie können – aber auch nicht können. Die wiederum kennen auch uns gut, was für ein echtes Topspiel spricht. Am Ende werden Kleinigkeiten über Sieg und Niederlage entscheiden, aber wir haben definitiv nicht die Außenseiterrolle.

Unter Ihrer Führung war Eutingen bereits einmal Meister, verzichtete damals aber auf den möglichen Aufstieg in die Bundesliga. Was waren damals die Gründe für den Verzicht, und wie sähe es dieses Mal aus, sollte es mit der Meisterschaft klappen?

Als wir damals Meister waren, war Corona in vollem Gange. Dass die Runde abgebrochen wird, haben wir damals eben auch erst sehr spät erfahren und konnten einfach nicht in dem Maße planen und auf neue Spielerinnen zugehen, wie das nötig gewesen wäre. Mit dem damals extrem jungen Kader – teilweise sind die damaligen Spielerinnen immer noch B-Juniorinnen – hätten wir in der Bundesliga vermutlich nur Lehrgeld bezahlt und die Spielerinnen frustriert.

Gesetzt den Fall, der Aufstieg klappt: Was wären die größten Veränderungen, die auf die bisherige Struktur der B-Juniorinnen beim SV Eutingen zukommen? Und wären gegebenenfalls auch neue Sponsoren wichtig?

Als Verein muss man gewisse Auflagen erfüllen, was wir aber auch können. Da bin ich aktuell bereits mit dem DFB dran. Logistisch wird es eine andere Hausnummer, da wir beim einen oder anderen Auswärtsspiel sicher nicht um eine Übernachtung herumkommen. Sollte es je klappen, mit dem Aufstieg ergeben sich aber eben auch ganz andere Möglichkeiten, was Sponsoring angeht. Der Fokus liegt aber auf dem Spiel gegen Hegau. Gehen wir da als Siegerinnen vom Platz, können wir die Planung intensivieren und konkretisieren.

Und glauben Sie, Eutingen könnte sich in der Bundesliga langfristig etablieren?

Unser Kader ist mit den Jahrgängen 2007 und 2008 unglaublich stark vertreten. Folglich könnten wir fast mit der jetzigen Mannschaft ein Jahr Bundesliga spielen. Mit noch dem einen oder anderen Neuzugang dazu bin ich sicher, dass wir uns auch in der Bundesliga etablieren würden. Aktuell gibt es auch noch eine, zwei Wunschkandidatinnen, deren Entscheidung auch mit dem Aufstieg einhergeht. Sollten die beiden kommen, haben wir sicher eine Mannschaft, die in der Bundesliga bestehen kann.