Der Betrieb der im Oktober 2010 eröffneten Arena ist noch immer ein Verlustgeschäft, trotz eines Aufwärtstrends bei den Belegungszahlen muss Ludwigsburg bei dem Prestigeprojekt auch 2012 mit einem sechsstelligen Defizit rechnen. Foto: dpa

Agentur soll ab 2013 Spielstätten vermarkten und sich um Stadtmarketing und Tourismus kümmern.

Ludwigsburg – Bei der Vermarktung ihrer Spielstätten vertraut die Stadt Ludwigsburg künftig wieder auf ein Angebot aus einem Guss: Eine zentrale Event-Agentur soll ab 2013 nicht nur die Buchungen für Forum und Arena bündeln. Auch Stadtmarketing und Tourismus fallen in den Aufgabenbereich des neuen „Super-Managers“. -

Den Sieg von Werner Spec bei der Oberbürgermeisterwahl 2003 dürfte Wilfried Blickle, langjähriger Leiter des Ludwigsburger Stadtmarketings, nicht in allzu guter Erinnerung haben. Denn der neue Rathauschef führte in der Barockstadt nicht nur deutlich mehr Bürgerbeteiligung ein. Auf der Suche nach Sparmöglichkeiten stellte Spec auch die ausgelagerten Rathaus-Töchter fürs Stadtmarketing und das Forum am Schlosspark auf den Prüfstand.

Ungeahnte Spareffekte der Strukturreform

Das Ergebnis: Schon kurz nach dem Amtsantritt des neuen Oberbürgermeisters war klar, dass Blickle in Ludwigsburg keine Zukunft mehr hat. Trotz einer stets gelobten Arbeitsbilanz wurde der erfolgsverwöhnte Strahlemann in die Wüste geschickt.

Schon 2004 löste Spec die beiden Tochterbetriebe auf und gliederte sie ins Rathaus ein, der gewiefte Blickle musste im Ruhrgebiet nach einem weniger gut dotierten Job suchen. Und Ludwigsburgs OB ließ in der Folgezeit keine Gelegenheit ungenutzt verstreichen, über die ungeahnten Spareffekte seiner Strukturreform zu plaudern: „Die Eingliederung ins Rathaus hat der Stadt jährlich Kosten in Höhe von 250.000 Euro erspart“, klopfte sich Rathauschef Spec selbst auf die Schulter.

Um so bemerkenswerter ist es, dass die Stadt nun wenige Jahre nach der Auflösung der beiden Tochterbetriebe ernsthaft überlegt, eine neue Event-Agentur zu schaffen. In bundesweiten Stellenanzeigen wird derzeit nach einem Manager für die zentrale Vermarktung der Ludwigsburger Spielstätten gesucht. Kümmern soll sich die neue Kraft nicht nur um eine bessere Auslastung für die nach wie vor rote Zahlen schreibende Arena.

„Marke Ludwigsburg“ weiterentwickeln

„Marke Ludwigsburg“ weiterentwickeln

Auch die altehrwürdige Musikhalle, das als Kongresszentrum bekannte Forum am Schlosspark, das Reithaus im Film- und Medienzentrum und sogar der Louis-Bührer-Saal der Kreissparkasse gehören zum Portfolio. Außerdem soll sich der Leiter um den Tourismus kümmern und das Profil der „Marke Ludwigsburg“ weiterentwickeln. Ihren Betrieb wird die neue Event-Agentur mit ihren insgesamt 32 Vollzeitstellen allerdings erst zum Jahresbeginn 2013 aufnehmen – mit Blick auf die Fülle der Aufgaben wollten die Stadträte bei der Kurskorrektur genug Vorlaufzeit einräumen.

Weshalb Ludwigsburg die Vermarktung der städtischen Spielstätten auf neue Füße stellen will, liegt auf der Hand: Der Betrieb der im Oktober 2010 eröffneten Arena ist noch immer ein Verlustgeschäft, trotz eines Aufwärtstrends bei den Belegungszahlen muss die Stadt bei dem Prestigeprojekt auch 2012 mit einem sechsstelligen Defizit rechnen.

Die organisatorische Bündelung soll den Zuschussbedarf von jährlich 400.000 Euro in vertretbare Dimensionen drücken, statt auf immer neue Ansprechpartner zu treffen, sollen es Veranstalter und Konzertagenturen künftig in Ludwigsburg mit kompetenten Beratern zu tun haben – gleich ob es um eine Tagung im Forum, ein Konzert in der Arena oder eine Weinmesse in der Musikhalle geht.

Rechtsform umstritten

Der Versuch, die neue Arena in privater Regie mit Leben zu füllen, war kläglich gescheitert: Im ersten Jahr nach der Eröffnung kam das Ludwigsburger Aushängeschild nur auf kümmerliche 35 Veranstaltungstermine, die Stadt zog die Reißleine und nahm die Vermarktung selbst in die Hand. Die schon bisher auch fürs Forum zuständige Marketingchefin Petra Roser konnte die Buchungszahl auf immerhin 65 Belegungstage steigern, in diesem Jahr ist mit der über drei Monate gastierenden Anatomie-Schau „Körperwelten“ zumindest finanziell ein Coup geglückt - die Verpflichtung des umstrittenen Präparators Gunther von Hagens wird die Belegungszahl auf 129 Termine katapultieren.

Umstritten war bei der nun geplanten Event-Agentur vor allem die Rechtsform: Um bei der Suche nach einem kompetenten Leiter auch ein lukratives Gehalt bieten zu können, favorisierten etliche Stadträte eine weit gehend selbständige Gesellschaft.

OB Spec hingegen wollte eine komplette Kehrtwende vermeiden und sprach sich auch wegen finanzieller Vorteile vehement für eine Bündelung in einem Rathaus-Fachbereich aus. Geeinigt hat sich die Lokalpolitik auf einen Mittelweg: Für die Vermarktung der Hallen wird 2013 ein Eigenbetrieb gegründet – was den Stadträten auch gewisse Mit-spracherechte beim Kurs der Tochter sichert.