Die ganze Bandbreite der Sulzer Narrentypen vereint. Foto: Schwind

Nach 46 Minuten und 30 Sekunden virtueller Übertragung ist nun auch in Sulz die fünfte Jahreszeit eröffnet. Das typische Promiraten kann aufgrund der Pandemie leider nicht stattfinden. Stattdessen hat das Kreativteam ein ansprechendes digitales Programm entwickelt und im Livestream gesendet.

Es sollte an diesem Abend aber nicht ganz ohne Präsenz über die Bühne gehen. Auf dem Vorplatz der Narrenstube trafen sich Teile der beiden Sulzer Guggenmusiken, "die 18 Stunden Musiker" und die "Pink Pämpärs", sowie der Stadtkapelle Sulz und stimmten mit einigen Stücken auf die beginnende Fasnetszeit ein.

In der Zunftstube im Backsteinbau herrschte währenddessen ein emsiges Treiben. Narrenrat Tobias Breitling durfte sich als Kabelträger von Kameramann Frank Dittrich auszeichnen. Die kleine Nachwuchs-Närrin Lina Freund ging mit ihrem Papa noch einmal ihren Text für den Abend durch, da sie die beiden Moderatoren des Abends, den Vorsitzenden Timo Holst und seinen Stellvertreter Heiko Heinzelmann, begrüßen und ansagen durfte.

Kein Halten mehr

Die Techniker Andreas Flohr und Steffen Haigis trafen letzte Vorbereitungen, bevor der Livestream begann. Am großen Tisch deckten sich die verschiedenen Narrentypen noch einmal mit Getränken ein, bevor sie von Zunftchef Timo Holst mit dem Straußenwedel vom Staub befreit wurden.

Kein Halten mehr

"Den Straußenwedel habe ich vor rund 20 Jahren, als ich noch Vorsitzender war, bei einem Ausflug auf einer Straußenfarm gekauft", rief "Hacky" Jürgen Hartmann, das Sulzer Fasnets-Original, in die gesellige Runde. Und dann bat Steffen Haigis um Ruhe und zählte von vier herunter. Es gibt nun kein Halten mehr unter den Anwesenden.

Musik auf dem Vorplatz

Als Erstes wurde der Vorplatz der Zunftstube gezeigt. Die acht Glockenschläge der nahegelegenen katholischen Johanniskirche waren quasi das Startzeichen für die "vereinten Sulzer Musiker". Nach einer gefühlten Ewigkeit und im Schneegeriesel hallte der Sulzer Narrenmarsch weithin hörbar und zur Zufriedenheit und Freude aller durch die Dunkelheit. Nach der Begrüßung von Lina Freund übernahmen der Vorsitzende Timo Holst und sein Stellvertreter Heiko Heinzelmann die Moderation, gereimt im besten Schwäbisch, und führten die Zuschauer durch die Eröffnungsrunde der Sulzer Narren.

Zwischendurch gab es im Livestream immer wieder Einspieler der Sulzer Narrentypen. Gerade diese verlangten dem Kreativteam einiges ab. "Es ist dann wie im Fernsehen, wo Profis am Werk sind", erklärte Breitling. Der Livestream wurde mit jeweils einer festen Kamera im Außen- und im Innenbereich sowie einer zusätzlichen fahrbaren Kamera im Innenbereich übertragen.

Erster Narrentanz

Holst und Heinzelmann schwelgten mit einem Glas Wein in Erinnerungen an frühere Fasnetseröffnungen und wollten mit ihrem Leitspruch "Jedem zur Freid, niemand zum Leid" die Sulzer Fasnet bereichern.

Drei junge Frauen im Narro- und im Salzsieder-Kostüm demonstrierten, wie ihr Häs nach einem Jahr Pause aus moderner Sicht wieder in Ordnung gebracht werden müsse. Dabei spielten Rouge und Lippenstift eine wichtige Rolle. Frisch gestylt ging es dann für den Narro und den Salzsieder zum ersten Narrentanz.

Lob von ganz oben

Mit Donnergroll, Besen und Laternen streiften die Sulzer Hexen durch den Wald auf der Suche nach ihrem nagelneuen Hexenwagen. Schließlich fanden sie ihr Eigenheim auf vier Rädern, allerdings total verstaubt. Voller Tatendrang befreiten sie das Gefährt aus dem Dornröschenschlaf und hofften mit dem Hexenvater, dass ihr Gefährt recht bald wieder Umzüge verschönern kann.

Ansprache von Timo Holst

"Aber oins isch sicher, des saget mir eich zua, dia Narrazunft gibt au 2022 wieder koi Rua. Jedem zur freut und Niemand zum Leid, unter dem Motto soll alles was mir an der Fasnet mache stande, wer des anders macht, der hot da Sinn glatt net verstanda. Ond Leut, uff oins müsset mir älle zamma achta, dass onser Tradition auf immer bestoht, weil Brauchtum des bleibt, wenn dann der Virus wieder vergoht. Mit einem Zitat aus der Sulzer Fasnet komm i jetzt wirklich zum End, weil i des oifach so passend fend. Wenn Sorge drückt, wie Not und Pein, dich zwingt ein Pessimist zu sein, schau auf, tu es dem Optimisten gleich, ein fröhlich hoffnungsvoller Blick den Weg zum Licht, zur Sonne weißt", brachte Timo Holst die Lage in seiner Ansprache treffend auf den Punkt.

Lob von oben

Zum Schluss der aufwändigen Übertragung gab es eine kleine Panne, als die Musiker ihren Einsatz verpassen. Diese machten den Lapsus aber wieder gut, indem sie noch die eine oder andere Zugabe spielen. Der Präsident des Narrenfreundschaftsringes Schwarzwald-Baar-Heuberg, Kurt Szofer, von der Narrenzunft Heinstetten war der erste Gratulant zur Fasnetseröffnung. "Das habt ihr super gemacht", so das Signal von höchster Stelle.