Die Stadt plante große Veränderungen für die Hauptstraße. Foto: Reimer

Fußgänger und Radfahrer sollen sich in der Innenstadt wohler fühlen. Die Stadt plant daher weitreichende Maßnahmen. Unter anderem ist ein Tempo-20-Limit am Marktplatz vorgesehen. Doch das ist noch nicht alles.

Sulz - Weniger Autos, langsamerer Verkehr und mehr Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer: Die Stadt hat sich mit der Umgestaltung der Innenstadt einiges vorgenommen. Julian Straub von der Firma Modus Consult aus Ulm stellte die Pläne im Gemeinderat vor.

Zahlreiche Erhebungen gingen den Planungen voraus. Die Verkehrsbelastung und die Parksituation sowie der ÖPNV und der Radverkehr wurden in den vergangenen fünf Jahren eingehend untersucht. Die Erkenntnis daraus: Es besteht deutlicher Verbesserungsbedarf.

Bis zu 10 000 Fahrzeuge täglich

Im Tagesverlauf seien etwa 8500 bis 10 000 Fahrzeuge auf der Oberen und Unteren Hauptstraße unterwegs, so Straub. Zum Vergleich: In der Rottweiler Straße sind es 5000 bis 6000. Bei diesem Verkehrsaufkommen und einem Tempolimit von 50 wäre eigentlich ein gesonderter Radstreifen nötig. Für einen Mischverkehr, bei dem sich Radfahrer und Autos eine Fahrbahn teilen, liegen diese Werte im Grenzbereich.

Auch beim Fußgängerverkehr bestünden Defizite, gerade im Hinblick auf Überquerungsmöglichkeiten und Barrierefreiheit. Generell müsse die Aufenthaltsqualität für Fußgänger verbessert werden. Nach einer Bürgerbefragung kam man zum Ergebnis, dass eine regelmäßigere ÖPNV-Taktung gewünscht wäre. Zudem wurde bemängelt, dass die Haltestellen nicht barrierefrei und nicht überdacht seien.

Runter mit dem Tempo

Eine Parkraumuntersuchung habe eine hohe Nachfrage nach Kurzzeitparkplätzen ergeben. Rund 45 Prozent der Autofahrer parken lediglich für eine halbe Stunde. Im gesamten Erhebungsgebiet gibt es 450 Parkplätze. Diese Kapazitäten wurden im Tagesverlauf nie voll ausgenutzt.

Aus dieser Bestandsaufnahme zog die Firma Modus Consult entsprechende Rückschlüsse und schlägt daher einige Maßnahmen vor. Das Ziel sei eine Verkehrsberuhigung. Die Kernmaßnahme, um das zu erreichen, sei die Herabsetzung des Tempolimits.

Auf der 800 Meter langen Innenstadt-Strecke zwischen der Montendre-Straße und der Balinger Straße soll weitestgehend Tempo 30 gelten. Im Bereich des Marktplatzes soll auf einer Strecke von rund 300 Metern ein verkehrsberuhigter Geschäftsbereich mit Tempo-20-Limit eingeführt werden.

Zwei Kreisverkehre geplant

Die Planer schlagen auch Baumaßnahmen vor. An der Kreuzung mit der Montendre-Straße soll ein Kreisverkehr ebenfalls zur Verkehrsberuhigung im Stadtzentrum beitragen. Ein weiterer Kreisverkehr könnte an der Kreuzung an der Sparkasse entstehen.

An der Balinger Straße soll die Vorfahrtsregelung zugunsten der Weilerstraße geändert werden. Der ortsfremde Verkehr soll durch diese Veränderungen dazu gebracht werden, nicht durch die Innenstadt zu fahren. Durch die Reduzierung des Verkehrsaufkommens und der Geschwindigkeit wäre die Innenstadt für Fußgänger sicherer. Die Aufenthaltsqualität würde sich deutlich verbessern, hieß es.

Die Planer von Modus Consult schlagen auch eine Fahrbahnbreite von sechs Metern vor. Der Busverkehr hätte so noch genug Platz, und man könne Fußgängern mehr Raum bieten. Durch niedrigere Bordsteine könne man die Innenstadt barrierefrei gestalten.

Räten geht es nicht schnell genug

Die Bushaltestellen sollen weg vom Marktplatz und um einige Meter verlegt werden, da der Platz den Fußgängern als Aufenthaltsraum dienen soll. Die Haltestellen könnten zudem auf die Fahrbahn verlegt werden, die Haltebuchten würden damit der Vergangenheit angehören. Haltende Busse könnten so zusätzlich für eine Verkehrsberuhigung sorgen.

Um die Taktungen zu erhöhen, wären zusätzliche Stadtlinien denkbar. Die Parkplätze in der Innenstadt sollen nicht mehr von Langzeitparkern belegt werden können. Stattdessen soll es für sie gesonderte Sammelparkplätze geben.

Eberhard Stiehle (FWV) begrüßte das vorgestellte Konzept, hob aber hervor, dass es sich erst um eine Grobplanung handle. Man müsse sich nun daran machen, die Details auszuarbeiten und dem Gremium vorzustellen. Das Projekt müsse vorangebracht werden.

André Amon (SPD) sah das ähnlich. Ihm geht die Prozedur der Innenstadt-Umgestaltung viel zu lange. 2004 habe man bereits die ersten Konzepte aufgestellt. Seitdem wurden zahlreiche Erhebungen durchgeführt, die allesamt die gleichen Erkenntnisse lieferten. "Schluss mit Konzepten, wir müssen uns endlich der Sache annehmen", fand er.

Die vorgestellte Planung wurde vom Gemeinderat einstimmig abgesegnet. Im nächsten Schritt soll die Planung detaillierter ausgearbeitet werden. Da die L  409 durch die Innenstadt führt, wird die Stadt hinsichtlich der weiteren Umgestaltung mit dem Land Gespräche führen.