Ein Dorf ist auf den Beinen: Vier Brachfelder Mädchen initiieren ein Video. Foto: Sikeler

Leseraktion Dorfkind: Brachfelder Mädels beteiligen sich mit "Na gugga derf’sch – na langa ned".

Kreis Rottweil - Es wäre das wahrscheinlich größte Konzert in der Geschichte Hopfaus, falls die Dorfrocker am 30. Mai in der Sulzer Teilgemeinde auf der Bühne stehen sollten. Und vier Brachfelder Mädels rechnen sich gute Chancen aus, dass das Konzert stattfindet. Mit ihrem Video »Na gugga derf’sch – Na langa ned« beteiligen sie sich an der Dorfkind Aktion des Schwarzwälder Boten.

Was Julia Buchner, Sarah Schanz, Mona Mutschler und Catherin Schrägle machen, das machen sie richtig. Rund 40 Personen sind an den Dreharbeiten beteiligt, und viele von ihnen drängen sich an einem regnerischen und kalten Samstagnachmittag in einer Scheune auf dem Brachfeld.

Die sieht so aus, wie ein Städter sich vermutlich eine Scheune vorstellt. Auf dem aufgestapelten Strohballen spielen junge Katzen, und aus seiner Box schaut ein Schimmel immer wieder neugierig zu, wie Szene für Szene ein Film entsteht.

»Wir haben uns mit unserem Video am Text orientiert«, sagt Julia Buchner, die lauteste und forscheste der vier jungen Frauen. Deshalb gibt es in dem Video auch eine Oma. Erst sieht sie der Zuschauer noch in ihrem Schaukelstuhl sitzen, dann schläft sie, und schließlich erwacht sie mitten in einem Fest.

Gespielt wird die gute Frau mit den Lockenwicklern in den Haaren und der Kittelschürze von der Hopfauer Ortsvorsteherin Daniela Wittig. »In dem Amt ist man vor keiner Überraschung sicher«, kommentiert sie süffisant ihren Auftritt.

In ihrem Video erschaffen die Macherinnen des Films auch sonst ein Idyll, das Lust auf das Dorfleben macht. Da trinkt ein Kind aus der Milchkanne, und ein Mädchen küsst den Pfarrer auf die Wange. »Damit«, so Buchner, »wollten wir zeigen, dass die Kinder auf dem Land keine Angst vor Autoritäten haben.«

Und wenn die Frau aus der Stadt im schwarzen Kostüm und Minirock erst in einen Pferdeapfel tritt und dann mitfeiert, dann geschieht das nicht nur um des Gags Willen, sondern hat auch eine Aussage. In diesem Fall, etwas hochgestochen formuliert, die integrative Kraft des Dorflebens.

Und ja, das Dorfleben kann auch sexy sein. Das beweisen die Mädels am Anfang des Videos, als sie in ihren Dirndln nicht mit ihren Reizen geizen. Daher stammt auch der Titel ihres Videos.

Wieso sie sich an der Aktion beteiligen? Da fallen dem Quartett viele Gründe ein. Zunächst mal sind sie alle Fans der Dorfrocker. »Wir mögen die Musik«, sagen sie unisono. Was daran liegt, dass die Musik »gute Laune macht«. Aber auch daran, dass sie dem Lebensgefühl der Clique entspricht. »Wir sind keine Discoqueens« erklärt Mutschler. »Aber bei den Konzerten stehen wir als erste vor der Bühne und tanzen.«

Alle vier sind sie stolz darauf, Dorfkinder zu sein: »Wir sind Brachfelder Mädels.« Nicht unbedingt, weil sie alle auf dem Brachfeld leben. Aber jede von ihnen hat zumindest Oma und Opa in dem Ortsteil von Hopfau und damit Kindheitserinnerungen an das Brachfeld. »Wir waren im Sommer den ganzen Tag unterwegs. In jedem Haus gab es etwas zum Mittagessen. Und abends sind wir erst heimgegangen, als es dunkel wurde«, erinnert sich Buchner. Und Mutschler findet: »Das war schön.«