Der Rotmilan ist europaweit geschützt. Foto: Willnow

Naturschützer aus Horb widersprechen Landwirt aus Dürrenmettstetten, der keine große Gefahr für Rotmilane sieht.

Sulz/Horb - Naturschützer aus Horb widersprechen der Auffassung von Bio-Landwirt Martin Frey aus Dürrenmettstetten, dass von Windkraftanlagen keine allzu große Gefahr für Rotmilane ausgeht.

Lambert Straub vom NABU in Horb verweist dabei auf Untersuchungen in Brandenburg, nach denen jährlich mehr als 300 Rotmilane, vor allem Brutvögel, von Windrädern getötet werden. Schlagopfer würden in den wenigsten Fällen gefunden, da sie im Umkreis von bis zu 400 Metern um die Windkraftanlage liegen könnten und oft durch Fuchs, Dachs, Raben oder Krähen "entsorgt" werden.

Frey habe in der Tat richtig beobachtet, dass Rotmilane diese Anlagen nicht mieden. Gerade deswegen bestehe für sie ein hohes Risiko, mit den Rotoren zu kollidieren. Diese würden, weil sich die Greifvögel auf Nahrungssuche am Boden konzentrierten, nicht als Gefahr erfasst.

Den guten Bestand an Rotmilanen im Raum Horb führt Straub auf die in einer kleinstrukturierten Landwirtschaft vorhandenen idealen Lebensbedingungen, aber auch darauf zurück, "dass wir hier noch eine relativ windkraftfreie Zone sind." Wenn die Rotmilandichte in Dürrenmettstetten und Oberiflingen tatsächlich so hoch sei wie von Frey geschätzt – der Landwirt geht von bis zu zehn Paaren aus – , dann dürften "nach heutigem Erkenntnisstand aus artenschutzrechtlichen Gründen keine weiteren Windräder gebaut werden", erklärt Straub.

Frey hat beobachtet, dass Rotmilane in der Nähe von Windrädern ihre Horste haben. Für Straub ist das ein Indiz dafür, dass die bestehenden Windkraftanlagen in den regelmäßig frequentierten Nahrungshabitaten dieser Vögel stehen.

Der Naturschützer erinnert in dem Zusammenhang an die Ablehnung des Teilflächennutzungsplans im Großen Hau in Horb für einen Windpark. Dabei sei man von einem größeren Rotmilan-Dichtezentrum ausgegangen. Die von Frey genannte Anzahl von Rotmilanbruten lasse den Schluss zu, dass dieser nur circa fünf Kilometer entfernte Bereich ebenfalls zu dem Rotmilan-Dichtezentrum gehöre. Straub: "Dies muss bei weitern Bauanträgen zu Windkraftanlagen in diesem Gebiet unbedingt berücksichtigt werden."

Lob gibt es vom NABU für Bürgermeister Gerd Hieber: Er habe eine "umsichtige und verantwortungsbewusste Entscheidung" getroffen, sich nach anderen Flächen für ein Windkraft-Projekt umzuschauen, da die Windwerte in Dürrenmettstetten nicht wirtschaftlich seien. Auf schlechten Standorten könne man, so Straub, dem Naturschutz Vorrang geben. Auf guten Standorten erfüllten wenige Anlagen den gleichen Zweck.

Unverständlich ist für ihn im Übrigen, dass Martin Frey ein artenschutzrechtliches Gutachten ablehne. "Windräder am falschen Ort töten viele Vögel und Fledermäuse", betont Straub.