Wo sind die Stärken und die Schwächen der Stadt Sulz? Darüber ist gestern in der Stadthalle in kleinen Gruppen diskutiert worden. Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder-Bote

Diskussion über Stadtentwicklung hat gestern im Backsteinbau begonnen / Rund 200 Besucher

Von Marzell Steinmetz

Sulz. Die Auftaktveranstaltung zur Stadtentwicklung gestern Abend in der Sulzer Stadthalle mit rund 200 Besuchern brachte eine gute Basis für das weitere Vorgehen. In "Bienenkörben" sammelte Moderator Franz Pesch schon mal eine ganze Menge Anregungen.

Es geht darum, die Zukunft der Stadt zu gestalten, und zwar angesichts der demografischen Entwicklung, die schon jetzt zu Veränderungen der Gesellschaft und sozialer Verhaltensweisen geführt hat. Dieser Wandel sei in Sulz seit fünf Jahren spürbar, stellte Bürgermeister Gerd Hieber fest. Als Beispiele nannte er die zunehmende Abwanderung junger Menschen in die Städte, die rückläufigen Geburtenzahlen und damit auch den Bevölkerungsrückgang, und dies trotz guter Kinderbetreuung in der Stadt. "Es müssen andere Gründe sein, die Einfluss auf das Verhalten der Menschen nehmen", folgerte Hieber.

Noch steht man erst am Anfang der Diskussion über die Zukunft der Stadt. Zentrale Fragen werden im Verlauf des weiteren Prozesses sein: "Wo stehen wir? Wohin wollen wir? Was benötigen wir?" Als Ziel formulierte Hieber, die Stadt zusammen mit den Bürgern "fit für die Zukunft zu machen".

Der Dialog mit der Einwohnerschaft unterscheidet das Verfahren denn auch von anderen Vorgehensweisen, Konzepte zu entwickeln. Gestern ging es darum, den Blick auf die Gesamtstadt zu richten. Bei den geplanten Ortsbegehungen und Workshops können die Stadtteilbewohner ihre spezifischen Probleme darlegen. Und am Ende werde alles wieder zusammengeführt. So beschrieb Franz Pesch, dessen Stuttgarter Büro mit dem Stadtentwicklungskonzept beauftragt worden ist, die methodische Arbeitsweise.

Gestern Abend zeigte er in seinem 45-minütigen Vortrag Punkte auf, die für die Stadt von entscheidender Bedeutung sind. An erster Stelle steht die Bevölkerungsentwicklung: Sie wird in Sulz rückläufig sein. Der einzige noch wachsende Ortsteil ist derzeit Bergfelden. Durch Abwanderung und Geburtenrückgänge wird die Bevölkerung immer älter. Prognosen zufolge nimmt der Anteil der über 80-Jährigen bis zum Jahr 2030 um 50 Prozent zu, während der Anteil der 15- bis 20-Jährigen um 30 Prozent sinkt. Das hat Folgen für die Infrastruktur und Daseinsvorsorge. Pesch machte deutlich, dass Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten nicht mehr durch landschaftliche Reize ausgeglichen werden. Junge Familien zieht es wieder mehr in die Stadt und damit in die Nähe der Arbeitsplätze. In den Ortsmitten stehen Häuser leer. Viele Städte hätten in ihren Zentren auch gewerbliche Leerstände. Deshalb müsse man sich fragen, welche Bedeutung künftig die Ortsmitten hätten. Wo sind der Bäcker, der Metzger, die Schulen, Kindergärten oder der Hausarzt? Einrichtungen bräuchten auch ihre Tragfähigkeit: Und da spielt die Einwohnerzahl wieder eine Rolle. Antworten und Lösungen konnte Pesch natürlich noch nicht vorlegen. Ihm ging es zunächst um eine Bestandsaufnahme: Wo sind die Stärken beziehungsweise Schwächen der Stadt Sulz? Was kann die Kommune tun? Was können die Bürger tun? Diese Fragen sollten die Besucher in kleinen Gruppen beantworten. Dort wurde, wie dann auch zu hören war, eifrig geredet. Als Stärken angeführt wurden unter anderem das gute Eigenleben der Stadtteile, das menschliche Miteinander, der Backsteinbau, Sportmöglichkeiten in der Kernstadt, die Schulen und die Vereine. Negativ empfunden wurden der desolate Bahnhof, Mobilitätsprobleme der älteren Bevölkerung, auch auf der Schillerhöhe und Kastell, die Fluktuation der Bevölkerung, die dauerhaftes Engagement nicht zulasse. Bemängelt wurden aber auch fehlende Plätze in der Stadt, wo sich Familien und ältere Menschen aufhalten könnten.

Eine Gruppe fand, dass die unechte Teilortswahl nicht mehr notwendig sei. Mehrmals kam auch die Notwendigkeit eines regionalen Gewerbegebiets zur Sprache. Ansiedlungswilligen Firmen dürften keine Hindernisse in den Weg gestellt werden, war eine weitere Forderung.

Mitarbeiter des Büros Pesch haben die Antworten protokolliert. Zu Beginn war auch ein Fragebogen ausgelegt, der bis zum Ende der Veranstaltung um 21.15 Uhr ausgewertet werden sollte.

Insgesamt haben 156 Besucher den Fragebogen ausgefüllt. Darüber werden wir noch berichten.